Zwölffter Auffzug.


[97] Hinko, des Königs Inspector. Antschku, Heuscha, der Bauern ihre Weiber.


ANTSCHKU. Was frag ich darnach / will mein Mann Gäste einnehmen / so mag ers thun.

HEUSCHA. Und wenns meiner thut / so weiß ich wohl / daß es niemand umsonst begehren wird.

HINKO. Ich rathe euch aber / last euch mit den Leuten unverwirrt / die Männer kommen um den Halß / wenn es zu Hofe erfahren wird.

ANTSCHKU. Das ist wohl kein unchristlich Stücke / wenn man frembde Leute ins Hauß nimt.

HEUSCHA. Und ich dencke solche Herrn werden nicht im Pusche bey der wilden Sau schlaffen.

HINKO. Ich rede vertraulich mit euch / wo ihr guten Rath gelten lasset / so bringet eure Männer dazu / daß sie die Leute nicht einnehmen.

ANTSCHKU. Ihr gehöret ja selber dazu.[97]

HEUSCHA. Und ihr werdet ja nicht wollen / daß wir euch zum Hause nauß jagen sollen.

HINKO. Es wäre mir freylich lieb / wenn ich meine Bequemligkeit haben könte: Aber daß ich dessentwegen arme Leute soll in Leib- und Lebensgefahr bringen / das kan ich nicht thun.

ANTSCHKU. Je was ist denn nun so gefährlich?

HEUSCHA. Und wer wird uns denn deßwegen flugs die Hälse brechen?

HINKO. Ihr seyd gewarnet gnung / wollt ihr euch nicht rathen lassen so lauffet hin.

ANTSCHKU. Je nein / wenns nicht anders ist / so kan ich wohl unbarmhertzig seyn.

HEUSCHA. Und ihr sollet alle sehen / wie ich die Leute wiederum zum Hause nauß schmeissen will. Sie gehen ab.

HINKO. So will ich doch meinen Willen behalten / und dem Könige die Reise sauer machen. Es schien / als wenn die Herren meine INTENTION gemercket hätten / daß sie mir kein Viertel-stündgen zu meiner Bequemligkeit gönnen wollen. So werden sich meine besten Freunde verwundern / warum sie keine Part von mir bekommen haben. Doch im Ausgange sollen sie sehen / daß ich ihnen treulich gedienet habe / und dessentwegen will ich auff der Strasse dahin spatziren / wer mir begegnet / dem will ich begegnen / daß er sich der Reisenden SUITE schwerlich annehmen soll. Ich habe was von VICTUALIEN bey mir / der junge König mag sehen / daß er was bekömmt. Geht ab.


Quelle:
Christian Weise: Sämtliche Werke. Berlin und New York 1971 ff., S. 97-98.
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