[359] Diese giengen einstens zu Paris bey nächtlicher Zeit langer Weil halber in der Stadt herum. Gähling sehen sie von weitem daher kommen eine Dame, dero ein Knab mit einer brennenden Fackel vorleuchtete; sie stunden still, und weilen diese Person, als sie näher zu ihnen kommen, mit einem schwartzen Flor völlig bis auf die Füß bedeckt war, fragten sie, wer sie seye? und wohin sie bey dieser Zeit gehe, nach Haus (antwortete die verstellte Dame) und setzte hinzu, sie seye eben vorher in dem Pallast eines gewissen Cavaliers mit ihrem Ehe-Herrn bey der Nacht gewesen, aus Verdruß aber wegen des langen Sitzens, und der gar zu grossen Freyheit mit dem Frauenzimmer zu handlen, eben jetzt davon gangen, ohne vorher jemand zu sagen, daß sie nach Haus gehen wollte. Die 3. freche Jüngling haben sich gleich anerbotten, sie Ehren und Sicherheit halben bis nach Haus zu begleiten, welches die Dame gern angenommen. Sie giengen derowegen mit ihr, waren guter Ding, und schertzten auf dem Weeg, bis daß sie nach einem zimlichen Gang zu der Porten eines ansehnlichen Pallasts kommen seynd. Dieses ist meine Wohnung (sagte die Dame) lude zugleich die Jüngling ein, solche ihre Wohnung zu besehen; welches diese [359] unvorsichtige Leut gar nicht ausgeschlagen. Giengen also hinein, und kamen gleich in einen grossen Saal, welcher mit taffeten Umhängen und allerley Mahlereyen geziert war, allwo man ihnen zu trincken gebracht, womit sie sich erquickt haben. Unterdessen zohe die Dame den Flor vom Angesicht hinweg, und da stunde vor ihnen eine überaus schöne und wohlgestaltete Fräulein. Als aber die zaumlose Jüngling durch liebkosende Wort ihre unreine Begierden gegen ihr zu verstehen gabe, veränderte sie in einem Augenblick die Gestalt, und es stunde nunmehr vor ihnen nicht mehr ein schönes Fräulein, sondern ein häßliches und stinckendes Todten-Aas. Und in demselbigen Augenblick, als dieses Gespenst samt dem Pallast verschwunden, hörte man in der Nachbarschaft über diese unglückseelige Jüngling eine Menge Stein und Balcken herab fallen, unter welchen 2. derselben gleich todt geblieben. Der dritte aber ist des Morgens frühe in einem Winckel der Stadt, wo aller Unflath hingeführt wird, wie ein Sterbender am gantzen Leib zitterend gefunden worden; dem auch kein besserer Orth gebühret hat. Idem Engelgrave in cit. luce. P. 1. Dom. 4. post Pent.