Siebentzigstes Exempel.

Aus dreyen unkeuschen Jünglingen wird einer von denen bösen Geisteren lebendig gebraten; denen anderen zwey aber wird verschont: weil sie GOtt um Verzeyhung gebetten, und sich zu besseren versprochen.

[360] In Niderlanden wohnten beysamen drey in denen Lastern gantz gleiche Jüngling, welche also aneinander hiengen, daß sie auch nicht einen Augenblick könten abgesöndert seyn. Nachdem diese einen gantzen Abend in unzüchtigem Luder-Leben miteinander zugebracht hatten, begaben sich alle drey in eben einer Cammer, mit einer von der Unkeuschheit gantz besudleten Seel in das Beth, des Willens zu schlaffen. Da eröfnete sich aber um Mitternacht mit einem erschröcklichen Geräusch die Cammer-Thür. Sie erwachten hierüber, und ersahen mit Erstaunung den bösen Geist in Gestalt eines Risen, von erschröcklichen Aussehen, gleich einem Jäger gekleidet, in die Cammer hinein tretten, welchen zwey andere böse Geister, in Gestalt der Köchen mit einem langen Brat-Spieß in der Hand begleiteten. Diese umgaben einen aus obgedachten Jünglingen; rissen denselben mit Gewalt aus dem Beth heraus; trieben ihm den Brat-Spieß durch den Leib, und steckten ihn also daran, welcher indessen seine Cammeraden, so diesem Spectacul gleichfals ertattert zusahen, vergebens [360] um Hülf anruffe. Gleich darauf zündeten die bösen Geister unter dem Camin ein grosses Feuer an, und brateten fein gemach, und grausamlich den Angespißten in Angesicht seiner zweyen Cammeraden, welche nach ihme eben eine solche Straf erwarteten; indem einer aus den höllischen Geisteren immerdar die Augen auf sie warffe, und sagte: gleich jetzt werden wir es euch auch also machen. Unterdessen thaten dise zwey nichts anders, als GOtt um Verzeyhung bitten; seine Barmhertzigkeit anruffen, und ernstliche Besserung ihres Lebens versprechen. Es hat ihnen auch GOtt deswegen verschonet, und verhindert, daß ihnen nichts geschehen: wie dann die böse Geister im hinweggehen selbst bekennt haben. Das ist einmahl gewiß, daß sie in der Fruhe den Leichnam ihres Cammeradens unter dem Camin in Wahrheit todter, und gebraten gesehen; worüber sie ihre Sünden mit aufrichtigem Hertzen bereuet, von solchen ihre Seel alsobald durch die Beicht gereiniget, und forthin durch ein heilige Veränderung des Lebens sich GOtt ergeben haben. Delrio S.J. in Dist. Mag. l. 3. P. 1. Quæst. 7. Sect. 2.

Quelle:
Wenz, Dominicus: Lehrreiches Exempelbuch [...] ein nutzlicher Zeitvertreib als ein Haus- und Les- Buch. Augsburg 1757, S. 360-361.
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