Die tröstende Nacht

[129] O Nacht, du treue Trösterin!

Wenn ich auf meinem Lager zage,

So schwebst du vor das Fenster hin

Und hörst geduldig meine Klage.

Und wenn ins Kissen ich mit Stöhnen

Mein tränend Angesicht verhülle,

Hör ich auf einmal eine Fülle

Von Wohllaut mir zu Herzen tönen:


»Getrost, getrost! Ich bin ja hier!

Will dich nach jedem Tage heilen

Und werde kommen einst zu dir,

Um immerdar bei dir zu weilen.

Dann ruhst du, selig vom Vergessen

Durchschauert, fern von Tagesrauschen

Und magst dem sanften Liede lauschen,

Das Winde harfen in Zypressen.«

Quelle:
Bruno Wille: Der heilige Hain. Jena 1908, S. 129-130.
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