Veränderte Scene.

[196] Winterliche Landschaft. Abendliche Landstraße.


FAUST unter einem Baume hingesunken. Siehst Du dort jenes einsame Haus herüberleuchten, abendlich-goldig, über die weiße Schneefläche? Dorthin führe mich, mein Diener; dort sei meine letzte irdische Heimath; denn ich fühle, daß ich nun vollenden muß.

CASPAR. Herr, was redet Ihr vom Vollenden? Ein Mann wie Ihr, dem – mit Verlaub – allstündlich die infernalische Hilfe zu Befehl steht? Ei, nein doch; das ist nur so ein Uebergang, so eine Krisis; es ist mir auch geschehen. Ihr werdet genesen, Herr, wieder neu aufblühen zu neuer Lust – –[196]

FAUST. Fluch, ewiger Fluch, Fluch eines Sterbenden sei aller Erdenlust! Schaffe mich fort nach jener Hütte; ich fühle mein Ende nahen.

CASPAR. Er ist unverbesserlich, mich däucht sehr hypochondrisch. Nun, ich trug in meiner Jugend als rüstiger Müllerbursch wohl drei Mehlsäcke; ich raff' ihn auf meine Schultern und trag' ihn, wohin er will, wie einst der große Christophel mit unserm Heiland that.


Quelle:
Marlow, F. [d.i. Ludwig Hermann Wolfram]: Faust. Ein dramatisches Gedicht in drei Abschnitten, Neu herausgegeben und mit einer biographischen Einleitung versehen von Otto Neurath, II. Teil: Text des Faust, Berlin [1906], S. 196-197.
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