Amyloid

[182] Amyloid (Hydrocellulose). 1. Löst man Cellulose, z.B. Baumwolle, in konzentrierter Schwefelsäure, so wird durch einen baldigen Wasserzusatz eine Gallerte gefällt, die sich auf Zusatz von konzentrierter Schwefelsäure mit einer Jodlösung blau färbt, wie Stärke, in Wasser aufquillt, sich im Schweitzerschen Reagens – Lösung von Kupferoxydammoniak – auflöst und von verdünnten Mineralsäuren schon in der Kälte in Dextrin übergeführt wird. Diese Substanz hat man mit dem Namen Amyloid belegt.

Auf ihrer Entstehung beruht die Darstellung des Pergamentpapiers: ungeleimtes Papier geht rasch durch starke Schwefelsäure und wird dann durch Waschen von der anhängenden Säure befreit. Dadurch, daß sich durch diesen Prozeß die Oberfläche des Papiers in Amyloid umgewandelt hat, das die Poren zwischen den einzelnen Papierfasern verkittet, ist das Papier ungemein fest, widerstandsfähig und wenig durchlässig für Flüssigkeiten geworden.[182]

2. Pflanzliches Amyloid. Amyloid wird ein in vielen Pflanzen vorkommender, als Reservestoff fungierender Zellwandbestandteil genannt, der sich z.B. in den Samen von Tropaeolum majus, Phoenix dactylifera findet und aus diesen Samen nach ihrer Entfettung durch Auskochen mit Wasser gewonnen wird. Es ist ein amorpher Körper, der in kaltem Wasser aufquillt, mit heißem eine schleimige Lösung und mit Jod eine schöne blaue Färbung gibt. Aus der wässerigen Lösung wird es durch Alkohol und Salze, wie Glaubersalz, schwefelsaures, phosphorsaures Ammoniak, als farblose, durchsichtige, voluminöse Gallerte gefällt. Es dreht stark nach rechts, wird durch Diastase nicht verändert, wohl aber durch Kochen mit verdünnter Schwefelsäure in Galaktose, Xylose und vielleicht etwas Glykose gespalten. Es ist löslich in Kupferoxydammoniak, liefert beim Kochen mit Salzsäure Furfurol und wird durch Salpetersäure zu Schleimsäure oxydiert.


Literatur: Beilstein, Handbuch der org. Chemie, 3. Aufl., Hamburg und Leipzig 1893, I. Teil, 1, S. 1077; 2, S. 1103; Schmidt, Lehrbuch der organ. Chemie, 1. Aufl., Braunschweig 1901.

Bujard.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1904., S. 182-183.
Lizenz:
Faksimiles:
182 | 183
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika