[385] Augenspiegel (Ophthalmoskop), Vorrichtung, um die Netzhaut eines fremden Auges zu betrachten. Der Augenspiegel muß zwei Aufgaben lösen: 1. er muß die Netzhaut des zu beobachtenden Auges gut beleuchten; 2. er muß dem Auge des Beobachters ein deutliches Bild dieser Netzhaut in Sehweite erzeugen. Die aus dem beobachteten Auge austretenden Strahlen werden nämlich durch die Augmedien gerade so gebrochen wie die eintretenden und würden erst in derjenigen Entfernung vom Auge ein deutliches Bild der Netzhaut entwerfen, die gleich dessen Sehweite ist.
In nachstehender Figur stellt A das beobachtende, B das beobachtete Auge vor. Die Lichtquelle Q (eine Lampe mit breiter Flamme) sendet ihr Licht auf die Spiegelnde Glasplatte 55. Von da wird es nach der Pupille B reflektiert und tritt durch das Auge zur Netzhaut, die[385] stark beleuchtet das Licht auf demselben Wege rückwärts zur Glasplatte sendet. Von dieser wird ein Teil der Strahlen durchgelaufen und kommt nun zum Linsensystem LL und durch dieses zum Auge A. Zwei um die Achse OO drehbare Scheiben TT bilden die Träger verschieden stark brechender Linien, die nach Bedürfnis vor das beobachtende Auge gebracht werden können, um demselben ein deutliches vergrößertes Bild der Netzhaut B zu zeigen. Von den mannigfaltigen Verbesserungen ist besonders die Einführung eines zum Durchsehen durchbohrten konkaven Beleuchtungsspiegels durch Ruete zu erwähnen. Statt der älteren stabilen Apparate sind allgemein kleine, tragbare im Gebrauch. Derjenige von Liebreich besteht aus zwei Teilen, die der Beobachter in Händen hält. Den einen, den konkaven Beleuchtungsspiegel, hält er mit der Durchbohrung nahe vor das eigne Auge und wirst damit das Licht einer hinter dem Patienten aufgestellten Lampe auf dessen Auge, den andern Teil, eine Sammellinse, die ein reelles umgekehrtes Netzhautbild erzeugt, nahe vor das Auge des Patienten.
Literatur: [1] Helmholtz, H. v., Beschreibung eines Augenspiegels u.s.w., Berlin 1851, Wissenschaftl. Abhandlungen, Leipzig 1883, Bd. 58. [2] Ders., Ueber eine neue einfachste Form des Augenspiegels, in Vierordts Archiv für phys. Heilkunde, Bd. 11, 1852; Wissenschaftl. Abhandlungen, Bd. 59. [3] Helmholtz, H. v., Handbuch der physiolog. Optik, 2. Aufl., Hamburg und Leipzig 1892. [4] Liebreich, Atlas der Ophthalmoskopie, 2. Aufl., Berlin 1870. [5] Magnus, Ophthalmoskopischer Atlas, Leipzig 1872. [6] Vossius, Leitfaden zum Gebrauch des Augenspiegels, 3. Aufl., Berlin 1893.
Aug. Schmidt.