Flamme

[74] Flamme (oxydierende und reduzierende), ein mit oder ohne Lichtentwicklung brennender Gasstrom.

Das Leuchten einer Flamme hängt von ihrem Gehalt an festen, in das Glühen versetzten Bestandteilen und von ihrer Temperatur ab. In unsern Feuerungen ist der in der Flamme glühende Körper meistens Kohlenstoff, der sich bei der Verbrennung der Kohlenwasserstoffe, falls denselben nicht genügend Sauerstoff zur Verfügung steht, in sehr seinen Teilchen ausscheidet. Eine Flamme, in der sich noch viel fester Kohlenstoff in feinst verteilter Form befindet, wird bestrebt sein, zur Verbrennung dieses Kohlenstoffs weiteren Sauerstoff zu erlangen; dies kann durch Hinzutritt frischer Luft erfolgen, es kann aber ebensogut dadurch geschehen, daß Sauerstoff veranlaßt wird, aus Verbindungen, die sich im Bereiche der Flamme befinden, auszutreten und die Verbrennung dieses Kohlenstoffs zu veranlassen. Der teilweise oder völlige Austritt des Sauerstoffs hat zur Folge, daß die Oxyde, Oxydule u.s.w. in solche einer niedrigeren Oxydationsstufe bezw. in das reine Element übergeführt werden; man nennt dies eine Reduktion und bezeichnet demgemäß eine Flamme, die eine solche Wirkung hervorbringt, als eine reduzierende. Während eine leuchtende Flamme beweist, daß in derselben Mangel an Sauerstoff vorhanden ist, deutet eine nichtleuchtende Flamme nicht in allen Fällen auf das Gegenteil. Manche Gase, z.B. Kohlenoxyd, Wasserstoff, vermögen beim Verbrennen feste Körper nicht auszuscheiden und zeigen daher eine nichtleuchtende Flamme, unbeeinflußt durch die Menge des zur Verfügung stehenden Sauerstoffs. Dieses Nichtleuchten der Flamme findet aber auch dann statt, wenn alle in den brennenden Gasen vorhandenen Stoffe, dank dem reichlich und im Ueberschuß vorhandenen Sauerstoff, sofort vollständig verbrannt werden. Ist ein solcher Ueberschuß von Sauerstoff vorhanden, so wird derselbe befähigt sein, im Bereich der Flamme befindliche Metalle zu oxydieren oder eventuell Oxyde in höhere Oxydationsstufen überzuführen. Eine Flamme, bei der noch freier Sauerstoff vorhanden ist, nennt man aus diesem Grunde eine oxydierende Flamme. Außer dieser reduzierenden und oxydierenden Flamme spricht man auch noch von neutraler Flamme; es ist dies diejenige, bei der an jeder Stelle weder mehr noch weniger Sauerstoff, als zur vollständigen Verbrennung gerade erforderlich, vorhanden ist. – Wird eine kohlenwasserstoffreiche Flamme bei Sauerstoffmangel (reduzierend) bis unter die Verbrennungstemperatur (s. Brennstoffe) abgekühlt, ehe zu derselben der zur vollständigen Verbrennung notwendige Sauerstoff getreten ist, so scheiden sich Kohlenstoff und schwer verbrennbare Kohlenwasserstoffverbindungen als Ruß aus, der mit dem Luftstrom, der durch die Verbrennung hervorgebracht wird, als sichtbarer Rauch weit fortgeführt werden kann. Von diesen oxydierenden oder reduzierenden Eigenschaften der Flammen werden in der Industrie die weitestgehenden Anwendungen gemacht, so namentlich in der Metallurgie und in der keramischen Industrie. Bei letzterer wird für besondere Zwecke, z.B. zum Dämpfen der Ziegel, sogar eine künstliche Rauchbildung herbeigeführt, die sonst aus ökonomischen Gründen, da mit einer Rauchbildung stets eine große Brennmaterialverschwendung verbunden ist, tunlichst vermieden werden muß (s. Ziegel, Ziegelfabrikation).

Dümmler.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 4 Stuttgart, Leipzig 1906., S. 74.
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