Ausbleichverfahren [1]

[45] Ausbleichverfahren (Farbenanpassungsverfahren), dessen Prinzip im Art. Photographie in natürlichen Farben, Bd. 7, S. 121, beschrieben wurde, fand weitere Ausgestaltung.

Eine Mischung von lichtunechten roten, blauen und gelben Farbstoffen auf Papier wird von J.H. Smith unter dem Namen »Utocolorpapier« in den Handel gebracht. Es ist speziell zum Kopieren von Lumiere-Autochrombildern oder andern Farbrasterbildern bestimmt. Die roten Strahlen lassen nur das Rot intakt, das Blau nur Blau, so daß das Farbengemenge schließlich annähernd eine farbige Kopie der Autochromie liefert. – Nach den Unterteilungen von Gebhard beruht die Zerstörung von Farbstoffen unter dem Einfluß des Lichtes durch Oxydation in folgenden Vorgängen: 1. Gegenseitige Einwirkung halbdissoziierter Sauerstoffmoleküle und der Ionen des Wassers; 2. gegenseitige Einwirkung der Perhydroxylionen und des Farbstoffes. – Nach H. Stobbe besitzen die Farbstoffe aus der Gruppe der Fulgide die Eigenschaft, sehr lichtempfindlich zu sein, welche Eigenschaft durch Zusätze von Anethol, Nitrobenzol u.s.w. gesteigert werden kann. – Zusätze, welche das Ausbleichen der Farben beschleunigen, nennt man Sensibilisatoren. Als solche wirken Anethol (Worel), Wasserstoffsuperoxyd (Neuhaus). Gebhard fand, daß besonders die Triphenylmethanfarbstoffe durch Wasserstoffsuperoxyd sensibilisiert werden, ebenso Thiazinfarbstoffe, Methylenblau, Oxazinfarbstoffe u.s.w. Kalilauge wirkt bei Wollblau. Dagegen wirken die meisten Säuren verzögernd. Zuckerarten beschleunigen den Ausbleichprozeß. Hübl fand, daß Glyzerin stark sensibilisierend auf Methylenblau und andre Farben einwirkt, und J.H. Smith beobachtete dasselbe bei Thiosinamin u.s.w. Cellulose übt auf einzelne Farbstoffe eine die Lichtempfindlichkeit fördernde Wirkung aus, bei andern wirkt sie verzögernd. Näheres über das Ausbleichverfahren, an deren wissenschaftlichen Begründung zahlreiche Forscher arbeiteten, findet man in [1]–[3].


Literatur: [1] Eduard Valenta, Die Photographie in natürlichen Farben, Halle a. S. (W. Knapp) 1912. – [2] Fritz Limmer, Das Ausbleichverfahren (Farbenanpassungsverfahren), Halle a. S. (W. Knapp) 1912. – [3] Eders Jahrbuch für Photographie 1913.

F.M. Eder.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 9 Stuttgart, Leipzig 1914., S. 45.
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Lueger-1904: Ausbleichverfahren [2]