Ausschalter [1]

[408] Ausschalter für elektrische Ströme dienen zum Schließen bezw. Unterbrechen des elektrischen Stromes, um Lampen, Motoren u.s.w. mit der Elektrizitätsquelle zu verbinden oder von ihr abzutrennen. Je nachdem der Ausschalter nur eine Leitung oder gleichzeitig Hin- und Rückleitung unterbricht, unterscheidet man einpolige oder zweipolige (doppelpolige) Ausschalter.

Ein einpoliger Drehausschalter (Fig. 1) für schwächere Ströme besteht im wesentlichen aus zwei festen Metallstücken a und b, die mit den beiden Enden der unterbrochenen Leitung durch Klemmschrauben verbunden sind, und ferner aus einem beweglichen Kontaktstück, das die Schleiffedern c trägt und mittels eines Handgriffes so gestellt werden kann, daß es entweder eine leitende Verbindung zwischen den genannten festen Kontakten bildet, oder aber von diesen entfernt fleht. Zum guten Funktionieren des Ausschalters ist erforderlich, daß die Größe[408] der Fläche, auf der die Kontakte beim Schließen des Ausschalters einander berühren, der Stromstärke entsprechend gewählt sei, die den Ausschalter durchfließt. Man rechnet in der Regel für jedes Ampere 5–10 qmm Kontaktfläche. Ferner ist wichtig, daß beim Oeffnen des Ausschalters das bewegliche Kontaktstück sich möglichst schnell und weit von den festen Teilen entferne, weil andernfalls die Gefahr nahe liegt, daß sich beim Oeffnen ein Lichtbogen zwischen den genannten Teilen ausbildet, dieselben schmilzt und dadurch zu Feuersgefahr Veranlassung gibt. Man erreicht ein rasches Oeffnen des Kontaktes gewöhnlich dadurch, daß man mit dem beweglichen Kontaktstück eine kräftige Feder verbindet, die beim Schließen des Ausschalters gespannt, beim Oeffnen ausgelöst wird.

Da es nicht möglich ist, den Oeffnungsfunken ganz zu vermeiden, so führt man sämtliche Teile eines Ausschalters in feuersicherem Material aus, d.h. man montiert die Metallteile auf eine Grundplatte aus Schiefer, Porzellan, Marmor oder dergl. und schließt das Ganze, mit Ausnahme des Griffes, in eine Kapsel ein. Der Apparat hat infolgedessen, wenn er für kleine Stromstärken bestimmt ist, die Form einer runden Dose, und der Griff ist wie beim Hahne einer Wasserleitung geformt. Um einzelne Glühlampen bequem aus- und einschalten zu können, pflegt man häufig den Ausschalter in der Fassung, in welche die Lampe eingesetzt ist, anzubringen.

Für stärkere Ströme gibt man dem Ausschalter die Form eines Hebels (Fig. 2). Der Strom wird bei a eingeleitet, gelangt durch einen Bleisicherungsstreifen nach b und c und kann, wenn der messerartige Teil d sich zwischen den doppelten Kontaktfedern c und e befindet, in die an e angeschlossene Leitung gelangen, womit der Stromkreis geschlossen ist. Um die Stromunterbrechung plötzlich herbeiführen zu können, ist das Messer d im Griffe g etwas beweglich. Der letztere drückt bei der Rückwärtsbewegung mit einer Nase auf die Verlängerung des Messers d und hebt es so lange aus den Kontaktfedern, bis die Federreibung so gering geworden, daß die Zugfeder f sie überwinden und das Messer plötzlich herausreißen kann. Solche Dreh- und Hebelschalter sind für Spannungen bis zu 250 Volt im Gebrauch. Für höhere Spannungen kommen sogenannte Hochspannungsausschalter zur Anwendung, bei denen die stromführenden Teile entsprechend weiter voneinander entfernt sind, um ein Ueberschlagen des Lichtbogens zu verhindern.

Für gewisse Zwecke sind Ausschalter in Verwendung, die selbsttätig funktionieren (automatische Ausschalter): a) Der Νullstrom- oder Minimalautomat dient zum Schutz der Dynamo gegen zurückschlagenden Batteriestrom (s. Akkumulatorenschaltungssysteme) und bei Fernleitung zum Abschalten der Dynamo bei Leitungsbruch, besonders bei Hochspannungsbetrieb. Der Ausschalter funktioniert, wenn die Stromstärke einen gewissen Minimalwert unterschreitet. b) Der Hauptstrom- oder Maximalautomat dient zum Schutze der Dynamo, eines Motors, überhaupt eines Stromkreises gegen schädliche Ueberlastung. Er funktioniert also wie eine Bleisicherung, wenn die Stromstärke einen gewissen maximalen Wert überschreitet. c) Der Kurzschließer dient zum Abschalten überlasteter Stromverbrauchsstellen ohne Leitungsunterbrechung oder zum Einschalten von Ersatzwiderständen bei Serienschaltung und zum Kurzschließen der Magnetwicklungen bei Serienmaschinen. Abbildungen und Beschreibungen von a), b) und c) in [1], [2].

Soll eine Leitungsstelle unterbrochen und hierauf mit einer oder mehreren andern Leitungen nacheinander in Verbindung gebracht werden, so verwendet man statt der Ausschalter einen sogenannten Umschalter (Fig. 3). Er dient z.B. dazu, den Strom einer Dynamomaschine entweder nach der Akkumulatorenbatterie oder nach der Betriebsleitung zu führen (s. Akkumulatorenschaltungssysteme).

Ein sogenannter Voltmeterumschalter ermöglicht mit nur einem Meßinstrument, die Spannung beliebig vieler Stromkreise der Reihe nach zu messen. In Fig. 5 des Art. Akkumulatorenschaltungssysteme ist bei dem Voltmeter V1 ein Voltmeterumschalter v q p für zwei Leitungen angegeben.

Eine besondere Art Umschalter sind die Zellenschalter für Akkumulatoren, die ebenfalls in dem genannten Artikel erläutert sind.


Literatur: [1] Heim, Die Einrichtung elektrischer Beleuchtungsanlagen, Leipzig 1903. – [2] Holzt, Schule des Elektrotechnikers, Bd. 3, Leipzig 1903.

Holzt.

Fig. 1.
Fig. 1.
Fig. 2.
Fig. 2.
Fig. 3.
Fig. 3.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1904., S. 408-409.
Lizenz:
Faksimiles:
408 | 409
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