Balkenträgerbrücken

[531] Balkenträgerbrücken haben Hauptträger, die bei lotrechter Belastung auf ihre Auflager stets nur lotrechte Drücke äußern und dabei auf Biegung beansprucht werden, zum Unterschiede von den Bogen- und Hängebrücken, bei denen schief gerichtete Auflagerkräfte und nebst der Biegungsbeanspruchung vorwiegend Beanspruchungen auf Druck bezw. auf Zug auftreten.

Es findet dieses Konstruktionssystem bei den hölzernen und bei den eisernen Brücken, dann aber auch bei solchen aus armiertem Beton Anwendung. Die Träger können entweder massive (vollwandige) Balken sein oder Gitterträger bezw. Fachwerksträger. Hat die Brücke mehrere Oeffnungen, so kann entweder jede Oeffnung unabhängig mit Balkenträgern (Einzelträger, einfache Balkenträger, Fig. 1) überbrückt sein, oder es ist die Tragkonstruktion der aneinander grenzenden Oeffnungen zusammenhängend, also über mehrere Stützen hinweggehend (durchgehende oder kontinuierliche Balkenträgerbrücken, Fig. 2). In letzterem Falle ist eine statische Bestimmtheit in den äußeren Kräften (Auflagerdrücken) nur dann erreichbar, wenn jene Anordnung getroffen wird, die man als kontinuierliche Gelenkträger-, Kragträger- oder Auslegerbrücke bezeichnet (Fig. 3). Die größten Spannweiten unter den ausgeführten Brücken mit einfachen Balkenträgern besitzen: die Brücke über den Ohio bei Cincinnati (Polygonalträger, 167 m [531] Spannweite), die Ohiobrücke unterhalb Pittsburg (160 m Spannweite), die Merchantsbrücke über den Mississippi bei St. Louis (Parabelfachwerksträger, 154,5 m Spannweite), die Brücke über den Leck bei Kuilenburg (Halbparabelträger, 154,2 m Spannweite). Unter den Brücken mit durchgehenden Balkenträgern (kontinuierliche und Kragträger), und derzeit unter den bestehenden Brücken überhaupt, besitzt die größte Spannweite die Brücke über den Firth of Forth mit 521,2 m, nach ihr die Indusbrücke bei Sukkur (Kragträger mit 240,8 m Spannweite), die Donaubrücke bei Cernawoda (Kragträger mit 190 m Spannweite), die Eisenbahnbrücke über den Mississippi bei Memphis (189 m und 240 m Spannweite) u.s.w. (s. Blechträgerbrücken, Träger, Gelenkträger; ferner Brücken, hölzerne, Brücken, eiserne).

Melan.

Fig. 1., Fig. 2., Fig. 3.
Fig. 1., Fig. 2., Fig. 3.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1904., S. 531-532.
Lizenz:
Faksimiles:
531 | 532
Kategorien: