Beharrungszustand

[654] Beharrungszustand kann jeder Bewegungszustand genannt werden, bei dem eine oder mehrere seiner charakteristischen Eigenschaften eine endliche Zeit fortbestehen.

So ist die gleichförmige Rotation eines Harren Systems um eine feste Achse ein solcher Beharrungszustand, weil jeder Punkt seine Geschwindigkeit und Beschleunigung unverändert behält; auch die Ruhe ist ein Beharrungszustand. Dagegen kann nur uneigentlich die Bewegung eines starren Systems ohne Kräfte (infolge eines bloßen Stoßes) ein Beharrungszustand genannt werden, da die Geschwindigkeiten und Beschleunigungen wechseln und nur die invariable Achse und die lebendige Kraft konstant bleiben. Anderseits kann jede periodische Bewegung im gewissen Sinne einen Beharrungszustand repräsentieren, wenn das System in der regelmäßigen Wiederkehr seiner Bewegungsphasen, Geschwindigkeits- und Beschleunigungszustände beharrt. In diesem allgemeinsten Sinne ist auch die eben angeführte Bewegung ein Beharrungszustand. In dieser Allgemeinheit verliert aber der Begriff für die Anwendungen an Bedeutung. Bei den Maschinen nennt man Beharrungszustand denjenigen Bewegungszustand, bei dem die Arbeit der Motoren die Arbeit der Widerstände genau tilgt und infolgedessen keine Arbeit auf die Veränderung des Ganges der Maschine, vielmehr alle disponible Arbeit auf die Herstellung des Fabrikats der Maschine verwendet wird. Die Maschine kann dabei gleichförmig oder periodisch (mit möglichst kurzen Perioden) laufen. Für jede Periode für sich findet im letzteren Falle die gegenseitige Tilgung der Arbeiten der Motoren und Widerstände statt.

(Schell) Finsterwalder.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1904., S. 654.
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