[86] Blitzlicht. Sehr rasch abbrennende Gemische von Magnesium- oder Aluminiumpulver mit sauerstoffreichen Substanzen, die in der Photographie als Lichtquelle zum Photographieren von dunkeln Innenräumen, Porträt- und Gruppenaufnahmen verwendet werden, bezeichnet man als Magnesium- oder Aluminiumblitzlicht.
Magnesium verbrennt z.B. mit Kaliumchlorat nach der chemischen Gleichung 3Mg + 4KClO3 = 3MgO + KCl. Müllers Blitzlicht besteht aus einem Gemisch von 30 Teilen Kaliumchlorat, 30 Teilen Kaliumperchlorat und 40 Teilen Magnesiumpulver; man verwendet gewöhnlich einige Gramm dieser Mischung zum Photographieren kleinerer Innenräume oder Gruppen; das Blitzpulver muß auf einer Unterlage von Metall, Stein oder dergl. frei an der Luft abgebrannt werden (Vorsicht!). Gut wirkt auch ein Gemisch von 3 Teilen feingepulvertem Kaliumhypermanganat mit 4 Teilen Magnesium. Sehr gebräuchlich ist das ganz explosionssichere Bayersche Blitzlicht, ein Gemisch von Magnesiumpulver und Braunstein. Ein ebenfalls sicheres und raucharmes Blitzlichtpulver erhält man nach York Schwartz durch Mischen von 4 Teilen Magnesiumpulver mit 5 Teilen Gips. Alle drei Gemische geben bei gleichem Magnesiumgehalte annähernd dieselbe Helligkeit. Die Verbrennungsdauer dieser Gemische ist bei einem Gehalte von 14 g Magnesium ungefähr 1/10-1/20 Sekunde. Die Entzündung erfolgt elektrisch (Erglühen eines seinen Platin-, Eisen- oder Nickelindrahtes) oder mittels Lunten (Vorsicht!). Papierlunten zum Entzünden von Blitzpulver stellt man her durch Eintauchen von Fließpapier in warm gesättigte Salpeterlösung, worauf das Papier zum Trocknen aufgehängt wird. Die trockenen Lunten sind monatelang haltbar. Zu einer Porträt- oder[86] Gruppenaufnahme genügen je nach der Distanz der Lichtquelle und Ausdehnung des Raumes 0,12 g Magnesium; es wird hierbei nach Eder pro 1 mg verbranntes Magnesium der photographische Lichteffekt von 200 Kerzenmetersekunden entwickelt. Vgl. a. Aluminiumblitzlicht.
Eine andre Art von Magnesiumblitzlicht entsteht, wenn man Magnesiumpulver aus einer schräg gehaltenen Röhre gegen eine Kerzen-, Weingeist- oder Gasflamme bläst, oder geeignete pneumatische Vorrichtungen hierzu (Kautschukbälle u.s.w.) anwendet; dieses Blitzlicht wird auch »Pustlicht« genannt und erreicht eine Verbrennungsdauer von ungefähr 1/3-10 Sekunden; es entwickeln hierbei 1 mg Magnesium im Mittel 385 Kerzenmetersekunden (Eder); in reinem Sauerstoff verbrennendes Magnesium liefert ungefähr doppelte Helligkeit.
Literatur: Schnauß, H., Die Blitzlichtphotographie, 3. Aufl., Leipzig 1902; Eders Jahrbuch für Photographie 1903, S. 394; Eder, Ausführliches Handbuch der Photographie, 2. Aufl., Bd. 1, erste Hälfte; ferner Eder, Photometrische Untersuchung der chemischen Helligkeit von brennendem Magnesium, Aluminium und Phosphor, Sitzungsbericht der K. Akademie der Wissensch. in Wien, mathem.-naturw. Klasse, Bd. CXII, Abt. II a, April 1903; Holm, Photographie bei künstlichem Lichte, Berlin 1903.
F.M. Eder.