[7] Doppelsalze sind eigentümliche Verbindungen zweier Salze in bestimmten molekularen Verhältnissen, über deren Wesen noch viele Fragen offenstehen. Sie sind sehr häufig, namentlich in der anorganischen Chemie. Ihre Löslichkeit ist bisweilen eine ganz andre als die ihrer Komponenten.
In vielen Fällen vielleicht stets beruht die Doppelsalzbildung jedenfalls auf der Bildung sogenannter komplexer Ionen, wie beim Ferrocyankalium K4FeCy6, das aus 4KCy und FeCy2 entsteht, dessen Ionen aber 4K und (FeCy6) sind, da es die Reaktionen der Eisenionen nicht mehr gibt. Dasselbe gilt wohl für alle Doppelcyanide, wie Ferricyankalium (rotes Blutlaugensalz), Mangancyankalium, Silbercyankalium, ferner Natriumsilberthiosulfat u.s.w. In der Regel beruht die Lösbarkeit von Niederschlägen in Salzlösungen auf der Existenz leicht löslicher[7] Doppelsalze, wie Na2S2O3 + AgCl = NaCl + NaAgS2O3 oder 2KCy + AgCl = KCl + KAgCy2. Besondere Neigung zur Bildung von Doppelsalzen zeigen auch die Sulfate, wobei die Doppelsalze häufig auch ganz andre Hydratationsstufen als die Komponenten aufweisen: K2SO4 + 0 aq und Al2(SO4)3 + 18 aq ergibt 2 [KAl(SO4)2 + 12H2O] (Alaun); FeSO4 + 7 aq und (NH4)2SO4 + 0 aq ergibt (NH4)2Fe(SO4)2 + 6 aq. Mit Bezug auf die Ionentheorie vgl. besonders: Ostwald, Analytische Chemie, Leipzig 1894, z.B.S. 80 u.a.; Abegg und Bodländer, Zeitschr. anorg. Chemie 1899, Bd. 20, S. 453.
Abegg.