Löslichkeit

[188] Löslichkeit, die Fähigkeit zweier Substanzen, von denen die lösende flüssig (oder auch fest) ist, ein homogenes Gemisch, eine Lösung (s.d.) zu bilden. Im engeren Sinne verlieht man unter Löslichkeit den Grad der Löslichkeit, d.h. die maximale Menge des zu lösenden Körpers, die von einer bestimmten Menge des Lösungsmittels unter bestimmten Bedingungen (Temperatur, Druck) aufgenommen werden kann und mit diesem eine gesättigte Lösung bildet.

Die Löslichkeit hängt in hohem Grade von der Temperatur ab sowie von der Natur von Lösungsmittel und zu lösender Substanz. Die Löslichkeit von Gasen in Flüssigkeiten (s. Absorptionskoeffizient) nimmt mit steigender Temperatur ab, das Umgekehrte ist die Regel bei flüssigen und festen Körpern. Ausnahmen hiervon jedoch sind z.B. Glaubersalz und Calciumbutyrat sowie Aether, Amylalkohol, Butylalkohol, Essigäther in Wasser. Ueber die Abhängigkeit der Löslichkeit von der Natur der Substanzen läßt sich aussagen, daß die gegenseitige Löslichkeit um so größer ist, je näher sich Lösungsmittel und zu lösender Stoff in chemischer Hinsicht stehen: so löst Wasser Methyl-, Aethyl- und Propylalkohol unbegrenzt, Butylalkohol reichlich, Amylalkohol kaum. Hydroxylhaltige Stoffe sind um so löslicher im Wasser, je mehr Hydroxylgruppen sie enthalten. Schließlich sind feste Körper um so löslicher, je näher sie ihrem Schmelzpunkt sind. Allgemeine quantitative Beziehungen sind jedoch nicht bekannt. Verschiedene Hydrate desselben Salzes sind (außer bei ihrer Umwandlungstemperatur, s.d.) stets verschieden löslich. Mit dem Drucke ist die Löslichkeit nur sehr wenig veränderlich. Die Korngröße der zu lösenden festen Stoffe hat auch einen Einfluß auf ihre Löslichkeit: sie steigt merklich, wenn die Korngröße sehr verkleinert wird, in extremen Fällen auf ca. das Doppelte der gewöhnlichen Löslichkeit grober Teilchen.


Literatur: Winkelmann, Handbuch der Physik, Breslau 1896, Bd. 2, 2, S. 632 ff.; Ostwald, Lehrbuch der allgemeinen Chemie, 2. Aufl., Bd. 1, Leipzig, S. 635 ff. u. S. 1035 ff.; Nernst, Theoretische Chemie, 4. Aufl., Stuttgart 1903.

Abegg.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 6 Stuttgart, Leipzig 1908., S. 188.
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