Niederschläge

[611] Niederschläge, die auf die Erdoberfläche gelangenden Kondensationsprodukte des in der Atmosphäre enthaltenen Wasserdampfes – neben Nebel und den Wolken die sogenannten Hydrometeore in der Meteorologie.

Während Tau (a) und Reif (b oder c) an dem Orte ihres Auftretens entstehen und bei der Bildung von Glatteis (d) die Temperatur des Erdbodens meist ebenfalls von Bedeutung ist, fallen Regen (e), Schnee (f), Graupeln (g), Hagel (h) in fertiger Form zu Boden. In vielen Fällen ändert der Niederschlag unter dem Einfluß der verschieden temperierten Luftschichten, die er zu durchfallen hat, seine ihm beim Verlassen der Wolken eigentümliche Art, ehe er zu Boden gelangt. Ursprünglicher Schnee, Graupeln und Hagel wandeln sich beim Fallen häufig in Regen um. Eisregen, aus kleinen, klaren Eisstücken bestehend, verrät sich seiner Erscheinung nach sicher als dadurch entstehend, daß Schneeflocken zunächst in wärmeren Luftschichten leicht übertaut und dann, wieder kältere Schichten durcheilend, in Eis verwandelt werden. – Im Falle überkalteter Regentropfen, wo diese also eine unter dem Gefrierpunkt liegende Temperatur besitzen, tritt die Erstarrung zu Eis momentan bei der Berührung mit einem festen Gegenstande ein und somit eine ausgedehnte Glatteisbildung, bei der die Temperatur des Bodens nicht direkt beteiligt ist. – Die Kondensation des Wasserdampfes zu Niederschlägen wird insbesondere herbeigeführt durch die beim Aufzeigen feuchter Luftmassen zufolge der zu leistenden Expansionsarbeit bedingte Erkaltung, erst in zweiter Linie durch Mischung von feuchten Luftmassen verschiedener Temperatur. – Zur Aufgabe der Meteorologie gehört die Messung der Niederschlagsmengen (s. Regenmesser und Ombrograph) und die Ermittlung ihrer Verteilung auf der Erdoberfläche, ihrer täglichen und jährlichen Periode und die Untersuchung der säkularen Schwankungen. – Neben Regenkarten, die durch den Verlauf der Isohyeten, Linien gleicher Niederschlagsmengen, die Verteilung des Niederschlags[611] zeigen, werden auch vielfach Karten konstruiert, welche die Höhe der Schneedecke in ihrer räumlichen Anordnung erkennen lassen. – Unter Niederschlagshäufigkeit versteht man das Verhältnis der Tage mit Niederschlag zu der nach Tagen gerechneten Dauer der untersuchten Periode, unter Niederschlagsdichtigkeit den Quotienten aus der während der Periode gefallenen Niederschlagsmenge und der Anzahl von Niederschlagstagen. Die Tage mit Niederschlägen werden nach verschiedenen Grundsätzen gezählt, teils allein abhängig von den Angaben des Regenmessers und auch wieder verschieden, je nach der festgesetzten unteren Grenze der Niederschlagsmenge, teils abhängig von der Beobachtung durch Fortlassen der Tage, wo ein meßbarer Niederschlag allein von Tau, Reif oder Nebel herrührte, und durch Einrechnung solcher Tage, wo beobachteter Regen u.s.w. keinen meßbaren Niederschlag ergab.

Großmann.

Niederschläge
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 6 Stuttgart, Leipzig 1908., S. 611-612.
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