[602] Fangvorrichtungen, Einrichtungen an Aufzuganlagen mit hängendem Fahrkorb, die beim Reißen des Seiles und ähnlichen Zufällen den nun freigewordenen Fahrkorb an derjenigen Stelle im Fahrschacht festhalten sollen, an der sich derselbe zur Zeit des Seilbruches befand. Ihre Wirkung beruht entweder auf der von Federn oder auf der ungleichen Spannung der Tragfeile; erstere kommen vielfach bei Lastenaufzügen, letztere namentlich bei Aufzügen mit Personenbeförderung zur Anwendung.
Eine Fangvorrichtung mit Federwirkung von C. Flohr, Berlin, für einen Lastenaufzug ist in Fig. 13 skizziert. Der Fahrkorb ist mittels des durch seine obere Querverbindung geführten Bolzens a am Seil befestigt; derselbe trägt die durch ein Blech vor Berührung mit dem Ladegut geschützte Blattfeder, die sich gegen die Querverbindung legt und durch das Anziehen des Seiles gespannt wird. Der Bolzen a ist mit den um die Bolzen e e drehbaren Hebeln d d verbunden, die an ihren andern Armen die Zugstangen g g1 tragen. Auf diesen sitzen die Muttern h h1 die an ihren seitlichen Zapfen Keilstücke l l1 tragen, die sich mit ihrer schrägen Rückenfläche gegen die geneigten Seitenlängen des Gestelles legen, während ihre senkrechten, einander gegenüberstehenden Flächen frei an den T-förmigen Führungsschienen gleiten, solange die Tragfeder gespannt ist. Reißt das Seil, so wird diese frei, und dadurch werden die Keilstücke so angezogen, daß sie sich gegen die Führungsschienen pressen und den fallenden Fahrkorb festklemmen; die Last desselben verstärkt die Klemmwirkung.
Eine durch ungleiche Spannung der Lastfeile betätigte Fangvorrichtung nach einer Ausführung der Berlin-Anhalt. Maschinenbau-Aktiengesellschaft ist in Fig. 4 und 5 dargestellt. Die beiden Tragseile werden durch die im oberen Bügel des Fahrkorbgestelles gelagerten Rollen g g nach den Enden des zwischen der oberen Querverbindung gelagerten Wagebalkens abgelenkt und sind an demselben nachstellbar befestigt. Dieser Wagebalken[602] steht mit den beiden doppelarmigen Hebeln c c in Verbindung, an deren äußeren Armen die am Fahrkorb entlang geführten Zugstangen b b gelenkig befestigt sind, die wieder die aus Bronze oder Stahl hergestellten, in schmiedeeisernen Kopfstücken geführten Fangkette a a tragen.
Solange beide Tragseile gespannt sind, gleiten die Fangkette frei an den zwischen ihnen liegenden Führungslatten vorüber, reißt aber oder reckt sich auch nur eines der Seile, so bewegt sich der Wagebalken auf dieser Seite nach abwärts, dadurch werden aber die Zugstangen und Keile angehoben, die sich nun gegen die Führungslatten pressen, so daß der Fahrkorb nach einem kurzen Weg (4050 mm) zum Stillstand kommt; auch hier wird die Fangwirkung durch das Gewicht des Korbes unterstützt. Durch Hochziehen des Fahrkorbes werden die Keile wieder frei.
Es ist an vielen Orten, beispielsweise in Berlin, polizeiliche Vorschrift, daß Aufzüge für Personenbeförderung mit einer Einrichtung versehen sein müssen, die ein Ueberschreiten der größten zulässigen Fahrgeschwindigkeit (0,51,0 m in der Sekunde) verhindert. Hiezu dient der in Fig. 6 abgebildete, am höchsten Punkt des Fahrschachtes aufgestellte Geschwindigkeitsregler. Derselbe wird durch ein auf seine Seilscheibe gelegtes, mit dem Fahrkorb verbundenes und durch den ganzen Fahrschacht geführtes endloses Seil l (Fig. 4) betätigt. Von der Seilscheibe aus wird durch ein Rädervorgelege eine Zentrifugalbackenbremse in Umdrehung versetzt, die so reguliert ist, daß bei Ueberschreitung der zulässigen Fahrgeschwindigkeit ihre Bremsbacken im Gehäuse schleifen. Infolgedessen wird die Bewegung des Seiles gegenüber dem Fahrkorb verlangsamt, dann aber wirkt das Seil durch den Hebel k i (Fig. 4 und 5) auf den Wagebalken, der in bekannter Weise die Fangkette beeinflußt. Andre Fangvorrichtungen s. Specht, Die gebräuchlichsten Bauarten der Personen- und Lastenaufzüge, Berlin 1891.
K. Specht.
Buchempfehlung
Der junge Chevalier des Grieux schlägt die vom Vater eingefädelte Karriere als Malteserritter aus und flüchtet mit Manon Lescaut, deren Eltern sie in ein Kloster verbannt hatten, kurzerhand nach Paris. Das junge Paar lebt von Luft und Liebe bis Manon Gefallen an einem anderen findet. Grieux kehrt reumütig in die Obhut seiner Eltern zurück und nimmt das Studium der Theologie auf. Bis er Manon wiedertrifft, ihr verzeiht, und erneut mit ihr durchbrennt. Geldsorgen und Manons Lebenswandel lassen Grieux zum Falschspieler werden, er wird verhaftet, Manon wieder untreu. Schließlich landen beide in Amerika und bauen sich ein neues Leben auf. Bis Manon... »Liebe! Liebe! wirst du es denn nie lernen, mit der Vernunft zusammenzugehen?« schüttelt der Polizist den Kopf, als er Grieux festnimmt und beschreibt damit das zentrale Motiv des berühmten Romans von Antoine François Prévost d'Exiles.
142 Seiten, 8.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Für den dritten Band hat Michael Holzinger neun weitere Meistererzählungen aus dem Biedermeier zusammengefasst.
444 Seiten, 19.80 Euro