Kalkstickstoff [2]

[395] Kalkstickstoff, ein künstlicher Stickstoffdünger, hergestellt aus Calciumkarbid (s.d., Bd. 2, S. 416) und sehr reinem gasförmigem Stickstoff in Glühhitze.

Den Stickstoff gewinnt man aus der Luft, entweder durch deren Ueberleiten über glühende Kupferspäne oder durch Heraussieden aus flüssiger Luft. Dem Calciumkarbid, gewöhnlich verarbeitet nach dem Verfahren von Frank, wird neuerdings ein wenig Chlorcalcium beigemengt (Verfahren von Polzenius, Erzeugnis Stickstoffkalk genannt), worauf schon bei etwa 750° C. der darübergeleitete Stickstoff aufgenommen wird. Der so gebildete Kalkstickstoff besteht hauptsächlich aus Calciumcyanamid (CaCN2). Diese chemische Verbindung wird nicht von allen Pflanzen gut vertragen und nicht immer vollständig ausgenutzt [1], [2]; gegen diesen Mangel empfiehlt Stutzer Beimengen gemahlenen Raseneisensteins, weniger gut von Chlorkalium [1]. Schmidt empfahl Kalkstickstoff zur Hederichvertilgung im Getreide (Kopfdüngung) [3]. Kalkstickstoff wirkt auch gegen manche Schimmelpilze. – Mit Wasser angefeuchtetes Kalkstickstoff -mehl liefert beim Ueberleiten von Wasserdampf (schon von 2–3 Atm.) Ammoniak (D.R.P. Bayrische Stickstoffwerke A.-G., Berlin). – Die Weltproduktion an Kalkstickstoff betrug 1912 etwa 152000 t, 1913 (Schätzung) 266000 t. Konkurrenz macht ihm, neben Chilisalpeter und Ammonsulfat, der Norgesalpeter (s.d.).


Literatur: [1] Mitt. d. Deutsch. Landwirt.-Ges. 1912, S. 166. – [2] Tacke u. Brüne, Vergleichende Düngungsversuche mit Kalkstickstoff u.s.w., Landwirtsch. Vers.-Stat. 1913, S. 1. – [3] Zeitschr. d. Landwirtschaftskammer s.d. Provinz Schießen 1912, S. 338.

Moye.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 9 Stuttgart, Leipzig 1914., S. 395.
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