Chilisalpeter

[438] Chilisalpeter, Natronsalpeter, Natriumnitrat, salpetersaures Natrium oder Natron, NaNo3; Mol.-Gew. 85, spez. Gew. 2,26. In reinem Zustande bildet er farblose, durchsichtige Rhomboeder; im Wasser leicht löslich (kalt 8 : 10, heiß 20 : 10), an der Luft zerfließend, bei 310° schmelzbar.[438]

Wie alle Salze der Stickstoffsäuren gibt er seinen Sauerstoff zum größten Teile leicht ab. Der Rohsalpeter, der in Chile und Peru in Nestern oder ausgedehnteren Ablagerungen vorkommt und nur von dünnen Erd- oder Felstrümmerkrusten bedeckt ist, wird durch sehr einfachen Tagebau (mit Sprengarbeit) gewonnen, um dann in den Salpeterwerken gröblich zerkleinert, durch Löse-, Klärungs- und Kristallisationsarbeiten gereinigt zu werden. Zur Lösung benutzt man jetzt Apparate, die nach dem Prinzip der Shankschen Apparate (s. Soda) angeordnet sind. In derartigen, durch Dampf heizbaren Auslaugebatterien gewinnt man eine Lösung von etwa 1,54 spez. Gew., die nach der Klärung in die Kristallisiergefäße läuft. Nach beendigter Kristallisation wird die Mutterlauge abgezogen. Die Kristalle werden auf geneigte Pritschen geschaufelt. Nachdem dort die Mutterlauge hinreichend abgetropft ist, wird der Salpeter auf eine niedriger angelegte Arbeitsbühne geworfen, wo sich die Vorrichtungen zum Einsacken befinden. In Säcke verpackt, ist er dann zum Versande fertig. Aus den Mutterlaugen wird in den meisten Werken zunächst das Jod ausgefällt (s. Jod), worauf sie in die Laugerei zurückgeschickt werden. Die minderwertige Ware wird für Düngezwecke (vgl. unten) benutzt, die reinere dient zur Fabrikation von Salpetersäure, Kalisalpeter (s. Salpeter), Natriumnitrit, Bleioxyd u.s.w.


Literatur: [1] Stohmann und Kerl, Encyklop. Handbuch der techn. Chemie, 4. Aufl., Braunschweig 1889. – [2] Hunter, in Industries and Iron, t. 14, p. 544, und t. 15, p. 89, London 1893 (hierbei zahlreiche photographische Abbildungen).


Chilisalpeter ist das wichtigste der käuflichen Stickstoffdüngemittel. Wenn man die Wirkung seines Stickstoffs = 100 setzt, so ist die des Stickstoffs des schwefelsauren Ammoniaks nach Paul Wagner [1] = 90 und die des organischen Stickstoffs = 65. Diese höhere Wirkung erklärt sich aus dem Umstande, daß die Pflanze den Stickstoff fast nur in Gestalt von salpetersauren Salzen aufnimmt, und der Chilisalpeter – salpetersaures Natron – den Stickstoff in dieser für die Pflanzen fertigen Form enthält, während der Stickstoff der andern Stickstoffdüngemittel erst nitrifiziert werden muß und der Nitrifizierungsprozeß mehr oder weniger große Verluste an Stickstoff zur Folge hat. Als Rohmaterial dient der Rohsalpeter, »Caliche« genannt. Der Natronsalpetergehalt des Rohsalpeters schwankt zwischen 17 und 50%, der in den Handel gebrachte, an der Gewinnungsstelle gereinigte Chilisalpeter enthält hingegen 95% Natronsalpeter. Der Konsum ist im steten Wachsen begriffen, und war die Gesamtverschiffung an Salpeter von allen Häfen der Westküste Südamerikas im Jahre 1903 in Tons (à 1016 kg) 1428500; die in den Konsum gegangenen Ablieferungen von Hamburg allein 432000 Tons, woraus ersichtlich ist, daß Deutschland fast ein Drittel der Gesamtproduktion konsumiert.


Literatur: [1] Wagner, Die Stickstoffdüngung der landwirtschaftlichen Kulturpflanzen, Berlin 1892; Ders., Der Arbeiter der D.L.-G., Heft 80, Berlin 1903. – [2] Weitz, Der landwirtschaftliche Raubbau, 3. Aufl., Berlin 1894. – [3] Ders., Vorkommen und Gewinnung des Chilisalpeters, 1900.

Weitz.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 2 Stuttgart, Leipzig 1905., S. 438-439.
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