Pfeilergründung

[92] Pfeilergründung wird flau voll gemauerter Fundamente angewendet, wenn man an Grundgrabung und an Grundmauerwerk ersparen will.

Statt einer durchgehenden Fundamentmauerung werden auf der tragfähigen Bodenschicht nur einzelne gemauerte Pfeiler, die sogenannten Fundament- oder Grundpfeiler, aufgeführt und diese oben durch Gurtbogen, sogenannte Grundbogen, miteinander verbunden; nach Abgleichung der Bogenzwickel wird das Tagmauerwerk aufgesetzt (Fig. 1). Die Fundamentpfeiler und sorgfältig aus harten, lagerhaften Bruchsteinen in hydraulischem Mörtel, bei großem Druck ganz aus Quadern oder mit einzelnen Binderscharen zu mauern; hart gebrannte Backsteine sollten nur ausnahmsweise verwendet und dann nur mit Zementmörtel gebunden werden. Der Scheitel der Grundbogen soll stets unter der Erdoberfläche liegen; als Bogenform werden, wo es an Höhe nicht fehlt, am bellen Halbkreisbogen gewählt (Fig. 2), sonst nicht zu flache Stichbogen (Fig. 1); die Grundbogen werden am bellen aus scharf gebrannten Backsteinen oder aus lagerhaften Bruchsteinen ausgeführt; Quader sind zwar nicht ausgeschlossen, in der Regel aber zu teuer. Bisweilen ist man genötigt, auf einer Bodenschicht zu fundieren, die zwar gleichmäßig tragfähig, aber doch nicht feil genug ist, die von den einzelnen Fundamentpfeilern ausgeübten Drücke aufzunehmen. Will man in solchen Fällen die Drücke auch auf die zwischen den Pfeilern gelegenen Baugrundflächen verteilen, so spanne man zwischen den Pfeilern umgekehrte Gurtbogen, sogenannte Erd-, Gegen- oder Konterbogen, ein. Bei großer Gründungstiefe und starkem Wasserandrang werden die Fundamentpfeiler am bellen als Brunnenpfeiler ausgeführt.

Schmitt-Darmstadt.

Fig. 1., Fig. 2.
Fig. 1., Fig. 2.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 7 Stuttgart, Leipzig 1909., S. 92.
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