Promenaden

[264] Promenaden. Im Städtebau unterscheidet man drei Arten von Promenaden:

1. Breite, mit Baumreihen und Gartenflächen ausgestattete innerstädtische Straßen; 2. Straßen in öffentlichen Parkanlagen; 3. landschaftlich verschönerte Außenwege.

Die erstgenannte Straßenart, in Frankreich Avenues und Boulevards, in Italien Corso oder Stradone genannt, verdankt oft ihre Entstehung der Schleifung und Bebauung alter Stadtumwallungen oder deren Umwandlung in Parkanlagen, so beispielsweise in Basel, Mainz, Aachen und Cöln, ferner in Frankfurt a. M., Braunschweig und Bremen.

Zur zweiten Art gehören die Hauptwege in großen Stadtparks, so im Bois de Boulogne bei Paris, im Bois de la Chambre bei Brüssel, im Tiergarten zu Berlin; bekannte Beispiele aus Italien sind die Promenadenstraßen (passegio) des Monte Pincio und des Gianicolo zu Rom sowie der Cascine und des Viale dei Colli zu Florenz.

Bieten solche Straßenanlagen zugleich schöne Aussichten dar, so gebraucht man wohl den Namen Panoramastraßen (Stuttgart, Florenz, Genua, Nizza). Diese leiten über zu der dritten obengenannten Art von Promenaden, den landschaftlich verschönerten Außenwegen, wie sie besonders bei englischen Städten zum Uebergang in die freie Landschaft, auf dem Kontinent an Flußufern oder am Seestrande sich ausbreiten (Coblenz, Düsseldorf, Hamburg, Danzig, Ostende). Eine der großartigsten Außenpromenaden, zugleich Panoramastraße, verspricht der Wiener Wald- und Wiesengürtel zu werden, der die ganze Landseite der Stadt am Gehänge der Hügel umziehen soll. In den nordamerikanischen Städten ist man in vorbildlicher Weise bestrebt, die öffentlichen Parkanlagen durch zusammenhängende Züge von Promenadenstraßen miteinander in Verbindung zu setzen, die städtische Bebauung also nach allen Richtungen mit Promenaden zu durchziehen.

J. Stübben.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 7 Stuttgart, Leipzig 1909., S. 264.
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