Riemenausrücker

[429] Riemenausrücker dienen zur seitlichen Verschiebung des Riemens auf der Fell- und Losscheibe oder sie bringen den Riemen ohne Verschiebung mittels Reibkupplung in und außer Gang.

Ein Riemen läßt sich nur, wenn er läuft, durch seitlichen Druck nahe vor der Auflaufstelle an der Scheibe verschieben. Die Ausrücker befinden sich meist am Vorgelege an dem von der Transmission kommenden Riemen und führen ihn zwischen Führungsstiften oder in einer Leitgabel mit geradliniger oder schwingender Bewegung unter Sicherung der Endstellungen. Zur Verschiebung des Führers dient ein Hebel, der von unten aus durch zwei Züge umgestellt wird (Fig. 1) oder durch eine Stange mit Zug- und Druckwirkung (Fig. 2); für leichte Triebe mit schmalen Riemen genügt ein »Kippspannwerk« (Fig. 3), ein am oberen Ende mit Gewicht versehener Ueberschlaghebel, dessen unteres Ende durch einen Zug von der einen Schräglage in die andre hinübergeschnellt wird. Für schwere Triebe mit breiten Riemen benutzt man Schraubenbewegung mit Kettenhaspel, um die Verschiebung nur langsam zu bewirken; außerdem erhalten die Führungsstifte Rollen zur Schonung der Riemenkanten. Die Fig. 4 und 4a zeigen eine Anordnung vom Eisenwerk Wülfel, und zwar in paarweiser Ausführung, wobei der Riemen in ausgerücktem Zustande stillsteht. Die Losscheibe sitzt hier auf der den Riemen treibenden Welle, auf einer Buchse gelagert, und bewegt sich nur während der Verschiebung des Riemens, wobei ihr Rand durch eine kleine axiale Verschiebung an die Festscheibe angedrückt wird. Für die Umsteuerung mit offenem und gekreuztem Riemen benutzt man noch oft eine geradlinig verschiebbare Schiene, von der zwei Gabeln nach beiden Seiten zu den auflaufenden Riemen reichen, so daß stets beide Riemen gleichzeitig verschoben werden und die beiden Losscheiben die doppelte Breite der Riemen erhalten müssen. Um mit Losscheiben von einfacher Breite auszukommen, und immer nur einen der beiden Riemen zu verschieben, hat man vielerlei Bauarten mit Kurvenführungen entwickelt [2]. – Ein Beispiel andrer Art gibt der Umsteller von Riemerschmid (Fig. 5) [1]. Dreht sich die rechts gezeichnete Stellscheibe aus der Mittellage um 90° nach der einen oder andern Seite, so verschiebt sie entweder nur den linken oder den rechten Riemen auf die mittlere Festscheibe mittels der in die Gabeln[429] ragenden Stifte, während die andre von dem Stift verfallene Gabel am Scheibenrande festgehalten wird. Der Umsteller der Crane Co. (Fig. 6) läßt den nicht zu verschiebenden Riemenführer um ein Sechstel der Breite hin und her gehen, während die Stellscheibe um 60° nach links oder rechts umgelegt wird. – Soll ein Riemen ohne Verschiebung aus- und eingerückt werden, so kann man ihn auch durch Spannrollen in und außer Wirkung bringen, was übrigens nicht zuverlässigen Stillstand gibt; besser benutzt man einen Ausrücker (s. Bd. 1, S. 406) mit Reibkupplung. Wirst man den Riemen von der Scheibe ab, was nur bei längerem Stillstand geschieht, so hat man ihn vor dem Aufwickeln zu sichern und durch Riemenaufleger (s.d.) später wieder aufzubringen. Literatur: [1] Zeitschr. d. Ver. deutsch. Ing. 1894, S. 77. – [2] Ebend. 1903, S. 391; Zeitschr. f. Werkzeugmaschinen 1896, S. 3–5 und 41.

Lindner.

Fig. 1.
Fig. 1.
Fig. 2.
Fig. 2.
Fig. 3.
Fig. 3.
Fig. 4.
Fig. 4.
Fig. 4a.
Fig. 4a.
Fig. 5.
Fig. 5.
Fig. 6.
Fig. 6.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 7 Stuttgart, Leipzig 1909., S. 429-430.
Lizenz:
Faksimiles:
429 | 430
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