Saftpressen

[555] Saftpressen, alle Pressen, welche die Trennung des Saftes von den fetten Bestandteilen der Früchte u.s.w. bezwecken.

Bei den hier vorzugsweise in Betracht kommenden Obst- und Weinpressen wird das zerkleinerte Preßgut entweder in Preßtücher eingepackt oder in (mit Schlitzen) versehene auseinandernehmbare Preßbottiche. Von den verschiedenen Pressenarten kommen Hebel-, Spindel- und hydraulische Pressen zur Verwendung.

Zu den Hebelpressen gehört die noch vielfach anzutreffende Stein- oder Baumpresse. An dem freien Ende des 8–12 m langen einarmigen Hebels (Baum) ist eine Schraubenspindel angebracht, an deren Ende ein schwerer Steinblock sich befindet, der durch Drehen der Schraubenspindel vom Boden abgehoben werden kann, so daß der Preßdruck durch den Steinblock (andauernd) ausgeübt wird.

Die Spindelpressen werden als einfache Spindelpressen oder (seltener) in Verbindung mit einem Kniehebel ausgeführt. Sie besitzen eine in der Mitte angeordnete Schraubenspindel, die unten ein festes Widerlager (für Preßbottich u.s.w.) trägt, und eine Preßmutter, die durch Preßbalken-(Druckstück-) Unterlagen den Druck auf das Preßgut überträgt. Die Mutter wird mit Hilfe eines Handhebels, und zwar in der Regel unter Zwischenschaltung einer Knarre (s.d.), gedreht. Die Drehachse des Hebels fällt entweder mit der Spindelachse zusammen (einarmiger Hebel) oder sie liegt außerhalb (doppelarmiger Hebel) oder es sind zwei Hebel (der die Schaltklinke tragende einarmige, an dessen freiem Ende der kurze Arm des doppelarmigen Handhebels angreift), sogenannte Differentialpressen, angeordnet. Ordnet man zwei Schaltklinken an einem dreiarmigen Winkelhebel an (s. Schalten), so erhält man bei der Hin- und bei der Rückbewegung des Handhebels eine Drehung der Preßmutter; diese Einrichtungen besitzen die Malvilleschen Pressen [1], [2]. Um auch bei Spindelpressen den Preßdruck längere Zeit ohne Weiterdrehen der Preßmutter aufrechtzuerhalten, hat man mit einer Anzahl Federn versehene Druckplatten zwischen das Preßgut und die Preßmutter eingeschaltet. Andre Anordnungen dieser Pressen besitzen eine unten angeordnete feste Mutter, durch deren Drehung die einen Preßklotz tragende Schraubenspindel nach unten bewegt wird; die Drehung der Mutter kann mit Zahnrad- u.s.w. Uebersetzungen geschehen. Auch als Säulenpressen mit einer im oberen, die Säulen verbindenden Querhaupt angeordneten seiten Mutter, deren zugehörige, den Druckballen am unteren Ende tragende Spindel mittels Handhebels unter Zwischenschaltung einer Knarre gedreht wird, werden die Saftpressen ausgeführt.

Die hydraulischen Saftpressen weisen gegenüber den gewöhnlichen einfach hydraulischen Pressen keine besonderen Anordnungen auf; s. Pressen, S. 213.


Literatur: Piaz, A. dal, Die Maschinen und Geräte für Weinbereitung und Kellerwirtschaft, Wien 1888. – Kataloge der im Art. Obstmahlmühlen genannten Firmen.

A. Widmaier.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 7 Stuttgart, Leipzig 1909., S. 555.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: