Schraubensicherungen

[805] Schraubensicherungen verhindern durch Klemmung oder Sperrung das Losewerden von Schraubenmuttern, die nicht infolge eigner Reibung festsitzen.

Um die Gewinde- und Stützreibung, auch bei Erschütterungen dauernd wirksam zu halten, reicht in manchen Fällen ein elastischer Druck aus, hervorgebracht durch hohlgewölbte federnde Unterlagscheiben oder durch die Anspannung des Schraubenschaftes, der fast in ganzer Länge auf den Kernquerschnitt beschränkt wird, wie bei den Parsonsbolzen (Bd. 7, S. 43), oder durch aufgeschlitzte federnde Ringe (Fig. 1), die von der Schraubenmutter flachgedrückt werden und wohl mit ihren Kanten sperrend wirken sollen. Zuverlässiger halten geschlitzte Muttern, deren Fuge durch eine Spannschraube zusammengezogen wird. Auch kommen geschlitzte und aufgetriebene Bolzen vor. Stiftschrauben sichert man durch kegelförmige Anläufe oder durch das konisch auslaufende Gewinde (wie bei den Rohrverschraubungen).

Gegenmuttern (Kontermuttern) (Fig. 2) bieten eine beliebig einstellbare Sicherung. Sie klemmen sich mit den an ihrer Berührungsfläche auslaufenden Gängen im Gewinde des Bolzens fest ein, so daß sie sich weder einzeln noch gemeinsam bewegen, bis sie mit zwei Schraubenschlüsseln getrennt werden. Man benutzt deshalb auch ein Paar Muttern anstatt eines Schraubenkopfes zum Einsetzen von Stiftschrauben. Für leicht beanspruchte Schrauben, z.B. an Deckeln abwärts belasteter Lager, genügt es, der oberen Mutter oder beiden eine geringere Höhe von 0,7 d statt d zu geben. Bei starkem Zug in dem Bolzen sollte man die obere Mutter von normaler Höhe nehmen, wenn die Muttern auf unbelastetem Bolzen fest eingestellt werden, weil dabei die obere Mutter im Gewinde von vornherein so anliegt, daß sie den Bolzenzug allein aufnimmt; hierbei dürfte die untere Mutter niedrig sein, wenn man sie nur mit dem Schlüssel noch gut fassen kann. Wird dagegen der Bolzen durch die untere normale Mutter angespannt oder unter Last angezogen, so genügt für die obere Mutter, von der sich eigentlich nur der unterste Gang einklemmt, eine geringe Höhe von 0,6 d. Zwei volle Muttern machen die Verbindung plump. Vor umlaufenden Naben sichern Doppelmuttern, besonders bei Erschütterungen, nicht zuverlässig.

Radiale Stellschrauben läßt man, damit sie das Gewinde nicht verdrücken, auf einen bis auf den Kern abgedrehten Teil der Schraube wirken, wie bei den gußeisernen Schrauben, die an Hänge- und Stehlagern (Bd. 6, S. 54, Fig. 18) die Schalen der Höhe nach verstellen und halten, oder man legt unter die Stellschraube ein mit dem Muttergewinde geschnittenes Klötzchen in die Mutter ein. Die Sicherung von Penn (Fig. 3) ist gut, aber nicht billig, besonders an Pleuelköpfen üblich (vgl. S. 160).

Splinte (Fig. 4) von 0,15 d + 3 mm Stärke im Bolzenende verhüten das Ablaufen lose gewordener Muttern (hauptsächlich an Fahrzeugen). Wenn sie dicht auf der Mutter anliegen, geben sie ihr einigen Halt. Stifte (Fig. 5) von 0,13 d + 2 mm Stärke, die schlank konisch quer durch Mutter und Bolzen eingetrieben sind, halten sie in der einmal gegebenen Stellung fest, z.B. an Kolben. Splintkeile (Fig. 6) von 0,5 d Höhe und 0,2 d Dicke, die womöglich in Nuten der Mutterstirnfläche eingreifen, sind an den Fundamentankern von Dampfhämmern[805] gebräuchlich. Ueber die Mutter gefleckte Bügel (Fig. 7) oder Kappen werden entweder an der Unterlage oder am Bolzen widergehalten, der dazu mit einem Vierkant oder Fünfkant zu versehen ist. Einfacher benutzt man am Rande schräg eingeschnittene und aufgebogene Unterlagscheiben, die wieder gegen den Grund gesperrt werden. Das neben der Mutter angeschraubte Sperrklötzchen (Fig. 8) kann in verschiedenen Lagen die Sechseckseite berühren, allenfalls an zwei oder drei Stellen mit 40° Abstand um die Mutter versetzt werden. Der Legeschlüssel (Fig. 9) paßt nach je 20° Drehung für eine oder zwei benachbarte Muttern. Versieht man die Mutter mit einem gezahnten Kranz (Fig. 10), so kann man diesen durch eine Sperrfeder sichern, die das Nachteilen der Mutter nicht behindert. Eine Vernietung des Gewindes, wenn auch nur durch einen Körnerschlag, ist auf Dauerverbindungen beschränkt. Der Nietkopf an Stehbolzen dient gleichzeitig noch zur Abdichtung.

Lindner.

Fig. 1.
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Fig. 2., Fig. 3., Fig. 4., Fig. 5., Fig. 6., Fig. 7.
Fig. 2., Fig. 3., Fig. 4., Fig. 5., Fig. 6., Fig. 7.
Fig. 8., Fig. 9.
Fig. 8., Fig. 9.
Fig. 10.
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Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 7 Stuttgart, Leipzig 1909., S. 805-806.
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