[568] Schrottpressen. Die Anpassung der Schrottbehandlung an die Bedürfnisse der Vorgänge in den Oefen hat einen ganz wesentlichen Fortschritt gemacht durch die Anwendung und Vervollkommnung der Schrottpresse. Schrottstücke aller Art, die im Vergleich zu ihrem Gewicht sehr großen Raum einnehmen, nutzten die Tragfähigkeit der Beschickmaschinen schlecht aus, brachten Zeitverluste und waren zudem schädlich für den Ofengang, da die Ofentüren immer wieder um weniger Kilogramm willen geöffnet werden mußten und kalte Luft in den Ofen treten ließen, und weil durch den leichten Schrott sich ein großer Abbrand im Ofen einteilte. Zerkleinern und Bündeln des Schrotts von Hand verminderte wohl die Zahl der Beschickungen einigermaßen, brachte aber wirtschaftlich nur wenige Vorteile. Die Schrottpressen bringen das Alteisen ohne Zuhilfenahme von viel Handarbeit in wenigen Minuten auf einen kleinen Raum und pressen aus den sperrigsten Stücken Pakete von stets gleichbleibender, für die »Chargier«-Schaufeln passender Form. Diese Maschinen sind von besonderer Wichtigkeit für solche Werke, die hauptsächlich mit leichtem und gemischtem Schrott arbeiten müssen. Die Wettbewerbsfähigkeit der reinen Martin-Werke z.B., die nicht mit einem Hochofenwerk örtlich verbunden sind und daher nicht wie die gemischten Werke mit einem großen Prozentsatz flüssigen Einsatzes arbeiten können, hängt nicht zum wenigsten davon ab, mit welchen Unkosten behaftet sie den Schrott in den Ofen bringen können. Durch Verwendung von Schrottpressen sind diese Unkosten nach Angaben der Demag (Duisburger Maschinenfabrik, A.-G., Duisburg) auf den sechsten bis zehnten Teil heruntergedrückt worden [1].[568]
Die in Fig. 1 und 2 wiedergegebene neuartige Lauchharnmer-Paketierpresse ermöglicht mit einem Schrottverladekran die Verwendung des Schmelzeisens in großen Mengen, da man in 24 stündiger Doppelschicht etwa 90000 kg Eisen paketieren kann und hierzu nur eines Pressers und eines Kranführers bedarf.
Die Presse besteht hauptsächlich aus dem mit großen Abmessungen wagrecht liegenden Karten, der mit einem durch einen Motor betätigten Deckel versehen ist. Bei etwa 2,5 m Breite, 3 m Länge und 0,7 m Höhe des Kastens erhalten die Pakete Seitenlängen von ungefähr 0,6 m × 0,7 m × 1,5 m, so daß der Anfangsraum von 5,25 Raummeter auf rund ein Zehntel zusammengepreßt wird. Nachdem das Altgut von oben in den offenen Karten geworfen ist, wird der Deckel mechanisch geschlossen. Alsdann wird der lange Seitenstempel durch Kniehebelantrieb vorgeschoben, bis die beiden Druckstangen eine Lage erreichen, bei welcher der Druck einen Höchstwert annimmt. Darauf werden die beiden Schlußstempel, die von dem vorgeschobenen Seitenstempel, der einen Kastenwand, dem Deckel und dem Kastenboden geführt werden, von links nach rechts gegen das Preßgut vorgeschoben, bis das Paket die gewünschte Lage hat. Die Stempel werden durch Umsteuern der Motoren zurückgezogen; gleichzeitig wird der Deckel geöffnet und das freiliegende Paket nach oben mittels eines Magneten herausgehoben. Alle Stempelbewegungen werden durch Spindeln betätigt, die so angeordnet sind, daß sich die Kräfte in denselben ausgleichen. Der Deckelantrieb erfordert einen 18, der Kniehebelantrieb einen 40- und der Hauptspindellantrieb einen 80- bis 100 pferdigen Motor. Die Pressung dauert etwa 1 Minute; ein Paket wiegt rund 900 bis 1200 kg (18 bis 24 Zentner). 1 cbm loser Schrott wiegt etwa 300 kg, paketiert rund 1300 bis 1600 kg. Der Führer steht während des Pressens im geschlossenen Häuschen und kann an übersichtlich angebrachten Zeigern den Stempelweg verfolgen. Selbsttätige Schalter dienen zur Sicherung des Betriebes. In 10 Stunden beträgt die Leistung einer der ersten Pressen etwa 60000 bis 80000 kg (1200 bis 1600 Zentner).
Neuerdings werden die Lauchhammer-Schrottpressen (vgl. a. Fig. 2) in den nachstehenden Größen [2] ausgeführt:[569]
Die Leistungsziffern sind Erfahrungswerte, die in dem Werk Riesa der Lauchhammer-A.-G. gesammelt wurden, wobei ein schnellaufender Laufkran mit kräftigem Schmelzeisenmagnet über dem Schrottplatz vorausgesetzt ist.
Die von der Lauchhammer-A.-G., Lauchhammer (Provinz Sachsen), für ihre sämtlichen Pressengrößen gewählte liegende Bauart bedingt gegenüber der von der »Demag« (s. oben) für ihre größeren Pakete (von 400 bis 1200 kg) [3] angewendeten stehenden Bauart einen höheren Bedarf an Bodenfläche, erleichtert dagegen unter Vermeidung von unnötiger Hubarbeit das Auffüllen des Preßkastens. Die kleineren Pakete haben ein Gewicht von 100 bis 350 kg. Sehr große Pakete haben übrigens einen ungünstigen Einfluß auf die Ofenhaltbarkeit gezeigt. Wenn die Betriebsverhältnisse es gestatten, so wird auch von der Lauchhammer-A.-G. eine besondere Füllvorrichtung (Fig. 2) vorgesehen, die im wesentlichen aus einem Wagen besteht, der durch einen kleinen Motor mittels Kette angetrieben wird und oben einen umklappbaren Kasten trägt. Gesteuert wird dieser Wagen gleichfalls von dem hinten oder seitwärts angeordneten Führerhaus, von dem aus der Führer den Stempelweg gut verfolgen kann. Höchststrombegrenzer und Endschalter dienen zur Sicherung der Motoren und Getriebe.
Literatur: [1] Buhle, Technische Rundschau 1915, S. 221 ff. [2] Stahl u. Eisen 1914, S. 1744 ff. [3] Ebend. 1914, S. 1719 ff.
M. Buhle.
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