[587] Selbstlader sind trotz der langen Dauer des Krieges und obgleich schon vor dem Krieg die meisten Großmächte sich rühmten, im Besitz völlig kriegsbrauchbarer Modelle zu sein, nur vereinzelt als Sonderwaffe verwendet worden.
Deutschland bewaffnete im Anfang des Krieges Flugzeuge, Fesselballone und Lenkluftschiffe mit Selbstladegewehren. Die Franzosen sollen aus dem Lebel-Gewehr ein Selbstladegewehr Modell 1917 hergestellt haben, das, als Gasdrucklader gebaut, einen Gradzugverschluß mit Riegelrippen statt Riegelwarzen besitzt. Die Verschlußhülse ist oben geschlossen, reicht weit nach hinten und endet in eine Verschlußmutter, welche verhindern soll, daß die Kammer nach hinten herausgeschleudert werden kann. Der Schlagbolzen wird durch den Hahnen nach vorn geschnellt. Das Magazin, nach unten vorstehend, nimmt 5 Patronen auf. Das Gewehr ist nicht als Einzellader zu gebrauchen. Das Gewicht beträgt 5850 g, die Länge 1,33 m. Die Amerikaner sollen Versuche mit einem Gasdrucklader, System Mondragon, gemacht haben. Gewicht 4350 g, Länge 1,14 m. Ueber die Verwendung und Wirkung dieser Waffen ist Näheres nicht bekannt geworden. Diese Vernachlässigung der Selbstlader ist nur mit ihrer großen Empfindlichkeit zu erklären. Das Selbstladegewehr erfordert nicht nur genaueste Fertigung, vor allem der Munition, sondern auch eine sorgfältige, sachkundige Behandlung; die Fortschritte in der Fertigung leichter Maschinengewehre taten ein übriges. Sie haben den Wunsch nach Selbstladegewehren zurücktreten lassen, weil letztere die Vorteile der Maschinengewehre nur in geringem Grade, ihre Nachteile dagegen im verstärkten Maße aufweisen. Die Bewaffnung mit automatischen Schußwaffen ist vor allem eine Munitionsfrage; leichte Maschinengewehre verwerten aber die Munition wirkungsvoller als Selbstladegewehre.
F. Wille.