Strecken [1]

[366] Strecken, Grubenbaue, die von Schächten aus angenähert wagerecht in das Gebirge getrieben werden. Hiervon machen nur die Tagestrecken eine Ausnahme, da sie von der Tagesoberfläche aus, in der Regel mit schwachem Einfallen – hierdurch unterschieden von den Stölln –, auf einer Lagerstätte angelegt werden.

Der Querschnitt der Strecken nähert sich der Form der Ellipse oder des Rechteckes. Das Gestein über der Strecke heißt das Dach oder die Firste, dasjenige unter der Strecke die Sohle; die seitlichen Begrenzungsflächen heißen Stöße, Ulmen, Wangen. Sie werden entweder nach der Himmelsrichtung unterschieden, z.B. nördlicher, südlicher Stoß oder nach der Lage zu den Gebirgsschichten als hangender und liegender Stoß. Die Gesteinswand am Ende der Strecke heißt Ort (von Arbeitsort). Die Strecken erhalten vom Schachte aus ein geringes Ansteigen, damit das Wasser zum Schachte abfließt, der hierzu dienende Teil des Streckenquerschnitts heißt Wasserseige; man legt die Strecke tunlichst gerade und in Kurven an, um für Förderung und Wetterführung die Widerstände herabzumindern. Benannt werden die Strecken nach ihrer Lage zur Lagerstätte: angenähert wagerechte, der Längenerstreckung (Streichen) der Lagerstätte folgende Strecken heißen Streichstrecken; ebenfalls wagerechte, jedoch rechtwinkelig zu diesen getriebene heißen Querstrecken oder Querschläge, die letztere Bezeichnung erhalten namentlich Strecken, welche nicht in der Lagerstätte, sondern im Gestein getrieben sind. In der Fallrichtung der Lagerstätte liegende Strecken heißen, wenn sie ansteigen, schwebende, auch Steigörter, wenn sie abwärts getrieben sind, einfallende, auch Fallörter oder Abhauen. Stärker geneigte Strecken heißen auch Berge, z.B. Bremsberg, Haspelberg (vgl. Bremsbergförderung und Haspelförderung, Bd. 2, S. 257). Diagonale Strecken werden gewöhnlich nur beim Flöz- und Lagerbergbau angewendet und liegen der Richtung nach zwischen den Fall- und Streichstrecken, ihre Neigung ist kleiner als die der Fallstrecken, sie wurden früher als Förderstrecken vielfach angewendet. Untergebirgsstrecke n werden bei der Ausrichtung mächtiger Lagerstätten im Liegenden parallel zum Streichengetrieben, sie bleiben hier von der Wirkung des Abbaubetriebes unberührt. Besonders enge und niedrige Strecken heißen Paß, das Erweitern einer Strecke nennt man Nachnehmen, z.B. es wird Firste oder Stoß nachgenommen. – Diejenigen Streichstrecken, welche von den Hauptschächten ausgehen und die Lagerstätte in Hauptabschnitte teilen, heißen Grundstrecken, Sohlstrecken, beim Erzbergbau auch Gezeugstrecken oder Läufe; zwischen ihnen liegende kürzere Streichstrecken, die nicht unmittelbar mit den Schächten in Verbindung stehen, heißen Feldstrecken, Mittelfohlen. Die einzelnen Grundstrecken werden entweder durch Ordnungsnummern in der Reihenfolge von oben nach unten oder durch die Tiefenlage unterschieden, z.B. fünfte Grundstrecke oder 200 m Sohle. – Nach dem besonderen Zwecke heißen die Strecken: Förderstrecke, Fahrstrecke, Wasserstrecke oder Sumpfstrecke, Wetterstrecke, Abbaustrecke. Förderstrecken, welche für ein bezw. zwei Gleise Raum bieten, heißen eintrümige, zweitrümige Strecken.


Literatur: Vgl. die Lehrbücher über Bergbaukunde, Bd. 1, S. 696.

Treptow.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 8 Stuttgart, Leipzig 1910., S. 366.
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