Torpedo [2]

[803] Torpedo. – Die Neuerungen des Torpedos in den letzten Jahren erstrecken sich in der Hauptsache auf Vergrößerung der Laufstrecke und der Laufgeschwindigkeit, auf Verbesserungen der Tiefen- und Seitensteuerung, auf Erhöhung der Sprengladung, sowie auf die praktische Ausbildung der Torpedoform zur Erzielung eines minimalen Wasserwiderstandes und einer günstigen Gleichgewichtslage. Da alle diese Neuerungen von den einzelnen Marinen geheimgehalten werden, so verbietet sich eine eingehendere Erörterung derselben.

Als Antriebskraft wird die Preßluft vorwiegend verwendet, und ist ihr Druck zurzeit bis auf 150 Atm. gesteigert worden. Neben dem Anwärmen der Preßluft, wodurch die Laufstrecke auf 6000–8000 m gesteigert werden konnte, kommt ein Zuführen von Wasserdampf bezw. Sauerstoff als Patrone in Aufnahme, um die Leistung zu steigern. Mit Zunahme der Triebkraft sowie der Sprengladung bis zu 130 kg ist das Kaliber auf 53 cm, die Länge sogar bis auf 9 m gewachsen. In Japan werden 60-cm-Torpedos mit Gasolinmaschine als Antriebskraft erprobt. Die Streuung der Torpedos am Ziel hat mit der Steigerung der Laufstrecke zugenommen und beträgt für die größten Reichweiten rund 1% der Laufstrecke. In Frankreich ist man im Begriff, zwei Arten von Torpedos einzuführen, einen Typ für große Reichweiten mit leichten Maschinen und großen Luftkesseln für den Torpedoangriff bei Tage, und einen Typ für hohe Geschwindigkeiten und kurze Laufstrecken für den Nachtangriff mit kleinem Luftkessel, starker Maschine und Dampfeinspritzung. Die meisten Marinen bevorzugen jedoch noch immer den Einheitstorpedo. – Mit der Steigerung der Laufstrecke mußte das Gyroskop und der Geradlaufapparat dahin gehend verbessert werden, daß die Laufzeit des Gyroskops verlängert wurde. Der Antrieb desselben durch Federkraft genügt nicht mehr und macht bereits dem elektrischen Antrieb Platz. Als Torpedosprengladung findet man neben Schießbaumwolle Schimose (Japan) und Melinit (Frankreich). Einen merklichen Fortschritt bildet der Rotationszünder für die Sprengladung, welcher bei jedem Auftreffwinkel, auch selbst bei sehr spitzen, gut arbeiten soll.


Literatur: [1] Nauticus, Der Stand der Torpedowaffe im Jahre 1911, Berlin 1911. – [2] Croneau, Canons, torpilles, cuirasses, Paris 1908. – [3] H. Noalhat, Torpilles et projectiles automobiles, Paris 1908. – [4] F. Keresdy, Die Sprengstoffe, Hannover 1910. – [5] Karl Pramer, Der Torpedo und seine Verwendung im Kriege, Mitteil. aus dem Gebiete des Seewesens, Pola 1914.

T. Schwarz.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 9 Stuttgart, Leipzig 1914., S. 803.
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