Ufereinfassung

[692] Ufereinfassung, Kaje, Kajung, ein steil angeordnetes Uferdeckwerk, an Stelle eigentlicher Ufermauern als sogenanntes Bollwerk ausgeführt.

Diese Bollwerke finden in Häfen und an Lösch- und Ladestellen der Kanäle und Flüsse eine ausgedehnte Verwendung und wurden früher fast ausschließlich aus Holz erstellt (s. Bd. 2, S. 178). Beim Viktoriadock in London benutzte man erstmals zur Bildung einer Ufereinfassung auch eiserne, nach rückwärts verankerte Pfähle, zwischen welchen die Wandfläche gehalten ist, welche aus eingeschobenen Eisentafeln oder, wenn die Pfähle ca. 2,5 m voneinander entfernt, aus stehenden Gewölbmauern gebildet wird. In neuerer Zeit verwendet man für die über Wasser liegenden Teile dieser Bauwerke seiten mehr Holz und Eisen, sondern in der Regel Eisenbeton, der sich gerade für solche Ausführungen besonders eignet. Man unterscheidet dabei[692] eine gemischte Bauweise, bei welcher ein Teil des Bollwerks noch aus Holz oder Eisen besteht, und reine Eisenbetonbauweise, bei welcher auch die unter Wasser liegenden Teile (Pfähle u.s.w.) in Eisenbeton ausgeführt sind. Ein Beispiel ersterer Art ([1], S. 227) zeigt Fig. 1, die eine Uferbekleidung am Wikinger Ufer der Spree in Berlin darstellt. Die Oberkante des Bollwerks erhebt sich hier bis 5,4 m über Niederwasser. Die aus Doppel-T-Eisen, Profil 38, bestehenden Stützen der Eisenbetonplatten sind in Entfernungen von 4 m wiederholt und ruhen auf einem auf starken hölzernen, 7 m langen Pfählen von 38 cm Durchmesser gelagerten Holm (30,38 cm). Die Dicke der an Ort und Stelle hergestellten Betoneisenplatten, deren Einlagen aus gekrümmten, hakenförmig über die Flanschen der Stützen beigebogenen Rundeisenstäben bestehen, beträgt 40 cm. Die Wand ist rückwärts im Boden vermitteln eiserner Zugstangen von 50 mm Durchmesser, die an Betonplatten von 1,40/1,40 m Fläche und 30 cm Dicke angreifen, verankert. In Fig. 2 ist die Kaje zur Verlängerung der Muelle fiscale in Valparaiso nach [1], S. 251, in reiner Eisenbetonweise dargestellt. Je vier hohle, im oberen Teil achteckig gestaltete Eisenbetonpfähle von 1 m Durchmesser und 8 cm Wandstärke, nach erfolgtem Einschrauben mit Sandbeton gefüllt, werden mit Hilfe von gußeisernen Schraubenschuhen eingedreht und stehen in Längsrichtung der Mauer in 5 m Entfernung als Stützen einer 13 m breiten Plattform P. In der Querrichtung sind die Pfahlreihen durch 20/70 cm starke, in Nuten eingreifende Betonbalken q abgesteift; entlang der Wasserlinie dient ein 1 m breiter, 40 cm hoher Balken b zum Anbringen der Reibhölzer. Den Abschluß der Hinterfüllungserde bildet eine sich gegen ein die hintere Pfahlreihe verbindendes System von Längs- und Querbalken s stützende Steinschüttung, die vorn bis zur Hafensohle herab fortgesetzt ist. Weitere zahlreiche, sehr beachtenswerte Beispiele enthalten [1] und [2]. Literatur: [1] Emperger, s. v., Handbuch für Eisenbetonbau, Bd. 3, Berlin 1907. – [2] Beton und Eisen, Zentralblatt der Bauverwaltung, Oesterr. Wochenschrift für den öffentlichen Baudienst, Zeitschr. f. Bauwesen u.a.; Verzeichnis im Betonkalender.

Fig. 1.
Fig. 1.
Fig. 2.
Fig. 2.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 8 Stuttgart, Leipzig 1910., S. 692-693.
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