Ufermauer

[693] Ufermauer, Kaimauer, Kai, eine Mauer, unmittelbar am Fluß- oder Meeresufer, welche nicht nur zur Uferdeckung, sondern auch zur Erleichterung der Schiffsbe- und -entladungen dient sowie zur möglichsten Ausnutzung des Uferbodens für sonstige Zwecke errichtet sein kann.

Die Krone der Ufermauer muß in der Regel über dem höchsten Hochwasserstände, für die Schiffahrt auch möglichst in der mittleren Deckhöhe liegen; das Fundament derselben muß fest und gegen Unterwaschung geschützt sein. Ihre Stärke hat wie jene einer Stützmauer dem Erddrücke, aber dem größten Werte des[693] letzteren für nasses Hinterfüllungsmaterial, zu entsprechen. Bei sehr fettem Untergrund genügt an Flüssen entweder einfaches Aufsetzen der Mauer auf den Baugrund wie in Fig. 1 und 2 (alle Figuren im Maßstab 1 : 300) oder Aufsetzen auf ein Betonfundament (Fig. 3); dabei kann durch Hinterziehen der Rückenflächen Material gespart werden. Ist der Untergrund nicht sehr fest, so müssen die Mauern durch Spuntwände gegen Verschiebung und Unterspülung geschützt werden, wie in den Fig. 47 an verschiedenen Ausführungen gezeigt ist. In lockerem Untergrunde sind Pfahlroste unentbehrlich; dabei müssen die obersten Hölzer etwa 0,5 m unter dem niedersten Wasserstande gelegen sein, damit sie nicht faulen. Fig. 8 stellt eine derartige Ausführung am freien Rhein bei Mannheim dar, Fig. 9 eine Hafenmauer in Hamburg, bei welcher das Wasser unter den Gründungsrost zu dringen vermag. In Fig. 10 ist eine auf Caissons gegründete Mauer dargestellt. Die wasserseitigen Flächen von Kaimauern werden in der Regel mit Quadern oder Moellons verkleidet und gut ausgefugt; die Rückenflächen sollten stets einen Mörtelverputz und etwaige Staffelungen ein Gefäll landeinwärts erhalten. – Verschiedene andre Konstruktionsformen und Gründungsweisen von ausgeführten Kaimauern in [1]–[3]. Vgl. a. Seehäfen und Stützmauern.


Literatur: [1] Zschokke, Konradin, Druckluftgründungen, Leipzig 1896. – [2] Zeitschrift des Arch.- u. Ingen.-Ver. zu Hannover 1894, Taf. 26. – [3] Handbuch der Ingenieurwissenschaften, 4. Aufl., Teil I, Bd. 2, Stütz- und Futtermauern, Leipzig 1905; Bd. 3, Grundbau, Leipzig 1906.


Fig. 1.
Fig. 1.
Fig. 2.
Fig. 2.
Fig. 4.
Fig. 4.
Fig. 3., Fig. 6.
Fig. 3., Fig. 6.
Fig. 5., Fig. 7., Fig. 9.
Fig. 5., Fig. 7., Fig. 9.
Fig. 8., Fig. 10.
Fig. 8., Fig. 10.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 8 Stuttgart, Leipzig 1910., S. 693-694.
Lizenz:
Faksimiles:
693 | 694
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika

Buchempfehlung

Schnitzler, Arthur

Traumnovelle

Traumnovelle

Die vordergründig glückliche Ehe von Albertine und Fridolin verbirgt die ungestillten erotischen Begierden der beiden Partner, die sich in nächtlichen Eskapaden entladen. Schnitzlers Ergriffenheit von der Triebnatur des Menschen begleitet ihn seit seiner frühen Bekanntschaft mit Sigmund Freud, dessen Lehre er in seinem Werk literarisch spiegelt. Die Traumnovelle wurde 1999 unter dem Titel »Eyes Wide Shut« von Stanley Kubrick verfilmt.

64 Seiten, 4.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Große Erzählungen der Spätromantik

Große Erzählungen der Spätromantik

Im nach dem Wiener Kongress neugeordneten Europa entsteht seit 1815 große Literatur der Sehnsucht und der Melancholie. Die Schattenseiten der menschlichen Seele, Leidenschaft und die Hinwendung zum Religiösen sind die Themen der Spätromantik. Michael Holzinger hat elf große Erzählungen dieser Zeit zu diesem Leseband zusammengefasst.

430 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon