4. Herzog Swatoplug und Arpad.

[160] In Mähren saß ein mächtiger und gewaltiger Herrscher, Namens Suatoplug, zu diesem sandte aus Siebenbürgen Arpad, einer der Nachkommen Attila's, verehrte ihm ein schönes weißes Pferd mit vergoldetem Zaum und Sattel, und ließ ihn bitten, ihm zu vergönnen, einen Theil des von Suatoplug beherrschten Landes zu bevölkern, das nach dem letzten großen Kriege einwohnerleer und öde lag. Suatoplug freute sich, daß Leute, die er für Bauern hielt, sich zu Einwohnern anboten, und weil überdieß das ihm geschenke Roß ihm sehr wohl gefiel, so gab er den Boten Arpads zur Antwort: »Kommet und nehmet für Eures Herrn Geschenk so viel Landes, als Euch beliebt.«

Da machten sich in zahlloser Menge die Schaaren Arpads auf, fielen ein in jene Distrikte, und bald erschienen andere Boten Arpads vor Suatoplug mit der[160] Forderung: Dieser möge alles Land, das Arpad und seine Vorfahren besessen, ihnen wieder abtreten. Darüber erzürnte sich Suatoplug und rief seine Mannen zum blutigen Widerstande auf. Bald entbrannte eine Schlacht, aber die Macht der Hunnen war so sehr überlegen, daß sie ihre Gegner bald überwältigten und den größten Theil des feindlichen Heeres sammt dem Herzog Suatoplug in die Donau jagten, darin der Letztere elend umkam. Nun breiteten sich die Hunnen, Hunn-Avaren oder Hungarn weit aus, theilten das Land in neun Kreise, überzogen alle Nachbarvölker mit Krieg und blieben lange Zeit hindurch hochgefürchtet, so weit nur die Kunde ihren Namen trug.

Quelle:
Bechstein, Ludwig: Die Volkssagen, Mährchen und Legenden des Kaiserstaates Oesterreich. 1. Band, Leipzig: B. Polet, 1840, S. 160-161.
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