Siebzehnte Geschichte

[15] geschah: Er bittet, König Dowid, er ruhe in Frieden, den Heiligen, er sei gelobter, er sollt ihm doch sagen, wie lang er noch leben sollt. Da sagt der Heilige, gelobt sei er, wieder zu ihm: »Ich sag es keinem Menschen. Ich hab es verschworen, daß ich es keinem sag.« Da sagt König Dowid wieder: »So sag mir auf welchen Tag ich sterben werde.« Da sagt Gott zu ihm: »An einem Schabbes.« Da sagt König Dowid wieder: »Lieber Gott, laß mich auf einen Sonntag sterben.« Da sagt der Heilige, gelobt sei er: »Nein, denn deinem Sohn sein Malchus (Königtum), das hebt an an einem Sonntag, un es darf kein Königtum an das andere anrühren afilu (auch nur) einen Augenblick.« Da ging er hin un lernt alle Schabbes den ganzen Tag, derwartend, daß ihm der Malach hamowes (Todesengel) niks sollte tun. Nun, auf dem selbigen Schabbes, da er sterben sollt, da kam der Malach (Engel) un wollt' ihm seine Neschome (Seele) nehmen. Da saß er über einem Sefer (Buch) un hört nit auf zu lernen. Da konnt ihm der Malach hamowes niks tun. Da gedacht sich der Malach hamowes: wie bring ich die Neschome von ihm. Dieweil er nit aufhört zu lernen, so kann ich ihm niks tun. Da hat König Dowid einen schönen Lustgarten hinter seinem Haus. Da ging der Malach hamowes hin un schüttelt den Baum. Da wollt König Dowid sehen wer hinter sein Baum war. Da zerbrach die Stiege unter ihm entzwei. Da hört er auf zu lernen. Da hat ihn der Malach hamowes getötet, daß er starbt, un das Gan Eden (Paradies) er derwarbt.

Quelle:
Allerlei Geschichten. Maasse-Buch, Buch der Sagen und Legenden aus Talmud und Midrasch nebst Volkserzählungen in jüdisch-deutscher Sprache, Nach der Ausgabe des Maasse-Buches, Amsterdam 1723, bearbeitet von Bertha Pappenheim, Frankfurt am Main: J. Kauffmann Verlag, 1929, S. 15.
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