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[178] geschah zu Regensburg. Einmal ging der Rabbi Jehude auf die Gasse. Da begegnet ihm gleich der Rosch Iren (Bürgermeister) von Regensburg. Der hat ein klein Lämmel nachlaufen. Un das selbige Lämmel schrie mäh – mäh, wie es der Seder (die Gewohnheit, Art) von den kleinen Lämmlich is, daß sie so schreien. Da frägt der Rosch Iren den Rabbi Jehude Chossid: »Lieber Rabbi, ihr seid der älteste Rabbi unter den Juden un wollt allding wissen, was auf dem Himmel un auf der Erden geschieht. Darum sagt mir, was das Lämmel so sehr schreit mäh – mäh. Ihr wollt doch verstehn allerlei Sprach.« Un war ihn klommer mezarech (drängte gleichsam). Da sprach der Chossid: »Mein lieber Herr, ich weiß gar wol, was das Lämmchen schreit, aber es steht nit wol es zu sagen.« Da bat ihn der Rosch Iren so gar sehr, daß er ihm doch sollt sagen. Da wollt der Chossid nit, denn es möcht eppes Böses, Gott bewahre, dervon kommen. Da verheißt ihm der Rosch Iren bei seinem guten Vertrauen, er sollt es niemand sagen, es trifft an, wem er es wollt. Un gab ihm seine Hand darauf, daß ihm nix sollt geschehen. Da sagt der Chossid: »Lieber Herr, ich will es euch sagen.« Das Schaf schreiet euch nach: ›So hört, un tut euch zu wissen, dieweil ihr da haußen geht spazieren, derweil liegt ein anderer derheim bei euerer Frau. Un daß das wahr is, geht ihr neiert geschwind heim, so werdet ihr sie noch beieinander derwischen‹. Un der Rosch Iren läßt sich nit zweimal sagen, un lauft geschwind heim un fand das Chomez (Hefe) beieinander wie der Chossid gesagt hat. Da schickt er nach dem Chossid un sagt zu ihm: »Nun hab Dank, daß du mir solches gesagt hast. Du sollst mir's all dein Tag gedenken.« Un schenkt dem Chossid einen guten Schenk un war auch sehr gut geworden für Jehudim. Aber seine Goje (Frau), die hatt keine Schuld daran gehabt, denn man hat sie mit Gewalt überzwungen. Also war der Rosch Iren denselbigen Goj Din (verurteilte ihn).