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[317] geschah an einem alten Mann, der trank gern Wein. Un er hat vier Söhne, un alle Tag speist ihn einer. Un alle Tag trank sich der alte Mann trunken in Wein. Einmal ging der alte Mann auf der Gaß spazieren, da sah er einen trunkenen Mann, der wergelt (rollt) herum in dem Dreck un trieb gar viel Stuß (Narrheit) auf der Gassen. Un die Jungen liefen ihm nach un warfen ihm nach mit Steinen. Wie nun der trunkene Mann wieder nüchtern war, so ging der alte Mann zu ihm un frägt ihn, wo er den guten Wein getrunken hat, in welchem Wirtshaus. Da sagt er's ihm. Da ging der alte Mann auch dahin un trank sich gar voll un trunkt mehr als er da pflegt zu trinken. Da fürchten sich seine Kinder sehr, er wird auch viel Böses stiften, un Nibskeit (wüste Sachen)[317] treiben. So gingen sie alle vier miteinander zu ihm in das Wirtshaus un führten ihn in ihren Keller un schließten die Tür gar hart zu, daß er nit heraus kunnt kommen. Dernach gingen sie hin in den Keller un wollten sehen, was ihr Vater tät. So fanden sie ihn liegen im Keller un schlafen, un hat das Maul weit auf un der Wein lauft ihm aus dem Hals. Da sagten die Kinder: »Wir sehen wol, daß er nit wird ablassen von viel Wein zu trinken.« Also gaben sie ihm Wein genug, bis daß er gar alt war, un daß er vor Schwachheit nimmer leben konnt.