CXCVII.

[317] Die Einwohner von Homs hielten eines Tages allen Sinnen eine Lobrede. Die Nase, sagten sie, verschafft uns das Vergnügen, die Wohlgerüche zu empfinden; durch den Gaumen genießen wir der Speisen und Getränke; die Zunge ist der Dollmetsch, und die Augen sind die Fenster der Seele. Nur von dem Ohre wußten sie nichts zu sagen, und konnten gar nicht ausfinden, zu was es gut sey. Zum Glücke kam ihnen ein Schneider in den Weg, der eben einen Faden durch das Ohr einer Nähnadel zog. Gott sey Lob und Dank, riefen sie aus, nun wissen wir doch, zu was das Ohr gut ist.

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Hammer-Purgstall, Joseph Freiherr von: Rosenöl. Stuttgart/Tübingen: Cotta, 1813, S. 317.
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