[74] [Rand: Dschami. 561.] Der Chalife Motoßem saß auf dem Balkone seines Pallastes, und sah einen armen Greis, der sich mit tausend Mühe fortschleppte, einen Esel mit Wasserschläuchen beladen vor sich hertreibend.
Der Chalife ließ ihn rufen und fragte ihn, wie es käme, daß er unter so mühseligem Tagwerk sein Leben so weit gebracht habe, während die Reichen und Wohllebenden in der Blüte der Jahre stürben? Die Ursache ist, sagte der Wasserträger, weil uns Armen das Wasser aus dem Schlauche des Lebens tropfenweise zusickert, während die Reichen den Schlauch auf einmal öffnen, und den Strom der Lebenskraft ausgießen. Dem Chalifen gefiel die Antwort, und er machte ihm ein ansehnliches Geschenk, seines Alters besser zu pflegen. Wenige Tage hernach erfuhr der Chalife den Tod des Wasserträgers; wahrlich der Mann, sprach er, hatte so Unrecht nicht, und hat nun die Wahrheit seines Wortes durch Leben und Tod bestätiget.