[282] 60. Da Seppl mit di goldenen Hoar.

'S woar a mal an oarme Baua und a Beirin, dö hom an Suhn g'hobt und der hot Seppl g'hoaß'n. Wia da Bui greßa woa'n is, is's eana r'a bessa gonga, und da Seppl is i d'Stodt gonga und hot si a feams Roß kafa wölln. Wia r'a am Roßmoak kema is, is a reicha Herr do g'west und dea hot d'schensten Roß z'sommkaft, daß fir'n Seppl goa kan's do mehr g'west is. Wa'l owa dea reichi Herr an Knecht braucht hot, hot a in Seppl gnumma. In Seppl woar dös schon recht, wa'l a r'a festa Kerl woar. Volla Freid is a mit sein Herrn hoam g'rit'n. Jatz san's in an groß'n Wold kema, dea so schiach und ed woar, daß'i da Seppl denkt hot, won i a glei' schon wieda draußen wa. Owa je weida als s' kema san, desto finstra is wo'n. Do is's in Seppl weida nit koalt ibar'n Bugl g'rennt. Wies owa schon a poar Tog g'roast san, hot dea graußlichi Wold auf anmol an End' gnumma. Jatz is owa in Seppl a Drum Stoan von Heaz'n g'folln, wia r'a gseg'n hot, wo sein Herr hingroast is. Mitt'n auf a wun'aschen Wiese is a G'schloß g'stand'n, dös woar so schen und groß, daß'i da Seppl goa nit eini z'geh'n hot traut. Und erst wia r'a drinad woar, do hot a r'eng weida nit g'sponnt1 iwa de schen Zimma und de schen Socha, was do woar'n. Wia r'a si hot dös alls ang'schaut g'hobt, hot an sein Herr in Stoll g'fiart und hot eam an schen Schimmel zagt und[282] hot g'sogt: »Woast Seppl du hast sunst nix z'tha'n, als alli Tog dös Roß z'füadarn! Z'ess'n wiast gnua ho'm, s'Gwond kriagst a von mir und mehr brauchst nit.«

Dös woar in Seppl schon recht und er hot si denkt, 'skint goa nix bessa's mehr geb'n. Wia da Herr furt g'west is, hot da Schimmel zum Seppl g'sogt, er soll in Hof ge'n, do wiad a 'ran Brunn seg'n und do soll a r'a Glasl Wossa bringa. Do is da Seppl hingonga und hot an's brocht, und 's Roß is heagonga und hot in Seppl a bißl iwan Schedl goss'n. Jatz woar'n auf anmal seini Hoar von Gold. Do hot da Seppl weida kan Freid g'hobt, hot si auf's Roß g'setzt und is wia da Wind furtg'ritn und hot g'schaut, daß a r'a hoamkema is. Wia 'r owa hoamkemma is, hot da Schimmel g'sogt, er soll no nit zun Voda'n und zu da Muida geh'n, er soll eam wos von den Wossa z'saufa geb'n. Da Seppl hot dös than, und auf an'mol is a wun'ascheni Prinzessin mit langi goldani Hoar dogstand'n. Ui jekas do hot da Seppl g'schaut, hot's g'heirat und is a großa Kini woarn. Sein Voda'n und sein Muida, dö a grenz'nlosi Freid iwa r'nan Sohn g'hobt hom, hot a zu eam gnumma und da besi Hexenmoasta, dea die Prinzessin vahext hot, is vabrennt wo'n. In Seppl is guid gonga und 'shet koan bessa'n Kini geb'n kina als unsa'n Seppl.


Jatz wia r'eng wos dazöhln,

vo do longa Elln

und vo da kuazen Wocha,

wo mein Voda r'a Fadl2 ogstocha,

do kriagt der'a Wuascht

der'a Wuascht, der'a Wuascht,

der'a brodanan Hos'n

und du – a Patzl auf d'Nosen.


60. Da Seppl mit di goldenen Hoar
1

Da hat er euch weiter nicht gestaunt über –.

2

Ferkel, Schweinchen.

Quelle:
Vernaleken, Theodor: Kinder- und Hausmärchen dem Volke treu nacherzählt. 3.Auflage, Wien/Leipzig, 1896 (Nachdruck Hildesheim: Olms, 1980), S. 282-284.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Jean Paul

Vorschule der Ästhetik

Vorschule der Ästhetik

Jean Pauls - in der ihm eigenen Metaphorik verfasste - Poetologie widmet sich unter anderem seinen zwei Kernthemen, dem literarischen Humor und der Romantheorie. Der Autor betont den propädeutischen Charakter seines Textes, in dem er schreibt: »Wollte ich denn in der Vorschule etwas anderes sein als ein ästhetischer Vorschulmeister, welcher die Kunstjünger leidlich einübt und schulet für die eigentlichen Geschmacklehrer selber?«

418 Seiten, 19.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Große Erzählungen der Hochromantik

Große Erzählungen der Hochromantik

Zwischen 1804 und 1815 ist Heidelberg das intellektuelle Zentrum einer Bewegung, die sich von dort aus in der Welt verbreitet. Individuelles Erleben von Idylle und Harmonie, die Innerlichkeit der Seele sind die zentralen Themen der Hochromantik als Gegenbewegung zur von der Antike inspirierten Klassik und der vernunftgetriebenen Aufklärung. Acht der ganz großen Erzählungen der Hochromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe zusammengestellt.

390 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon