[258] 93. Isch'tika, die Kröte

[258] Die Männer waren zur Arbeit gegangen, und die Frauen auf das Feld, um Früchte zu holen. Im Hause waren nur zwei Frauen zurückgeblieben und bereiteten Stärkebrühe. Da sang in dem Loch eines hohen Baumes Isch'tika, und die eine Frau verspottete ihn und rief: »Isch'tika taugt nichts!«

Isch'tika hörte es und kroch aus seinem Loch heraus. Er kam als altes Männchen mit einem Hängebäuchlein. Er trat in das Haus und sprach: »Da bin ich!« Die Frau fragte ihn: »Wer bist du denn?« Isch'tika nannte seinen Namen: »Ich bin Isch'tika.« Darauf die Frau: »Ich kenne dich nicht.« Isch'tika antwortete: »Du hast doch gerufen, ich taugte nichts. Nun bin ich gekommen.« »Ich habe dich nicht beschimpft,« erwiderte die Frau.

Darauf gab sie ihm eine Schale voll Stärkebrühe. Als sie das Gesicht langsam zur Seite wendete, verschlang Isch'tika die Schale samt der Brühe. Die Frau gab ihm nochmals eine Schale, aber er verschlang auch diese. Da fürchtete sich die Frau und versteckte sich. Isch'tika verschlang nun den Kochtopf mit der Stärkebrühe und alle Schalen; er verschlang auch den Wassertopf; er verschlang alles Geschirr. Die beiden Frauen aber versteckten sich. Isch'tika suchte sie, fand sie aber nicht. Da stieg er wieder auf den Baum und kroch in das Loch.


93. Isch'tika, die Kröte

Jetzt kamen die beiden Frauen aus ihrem Versteck heraus, liefen hin, wo die Leute arbeiteten, und sagten es ihnen. Alle kamen, häuften trockenes Holz um den hohen Baum und zündeten es an. Der Baum verbrannte und stürzte nieder. Isch'tika fiel herab.[259] Da zerbrach alles Geschirr, das er in seinem Bauch hatte. Alle Töpfe und Schalen, die er verschluckt hatte, zerbrachen. Sie töteten Isch'tika; sie verbrannten ihn. Nun fürchteten sich die Kaschinaua nicht mehr.

Quelle:
Koch-Grünberg, Theodor (Hg.): Indianermärchen aus Südamerika. Jena: Eugen Diederichs, 1927, S. 258-260.
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