[311] Den Herren Verfassern der nachgenannten Bücher und Aufsätze und den Verlagshandlungen und den Schriftleitungen der Zeitschriften, denen ich Beiträge für dieses Bändchen entnommen habe, spreche ich meinen aufrichtigen Dank aus.
Abkürzung beim Zitat
Barbosa Rodrigues, João: Poranduba Amazonense. Rio de Janeiro 1890
B.R.
Borba, Telemaco: 1. Observações sobre os indigenas do Estado do Paraná; in: Revista do Museu Paulista, VI, 1904
T.B. 1.
Borba, Telemaco: 2. Actualidade indigena, Paraná-Brasil. Coritiba 1908. Mitgeteilt von Vojtech Frič in: Actas del XVII. Congreso Internacional de Américanistas. Buenos Aires 1912
T.B. 2.
Brett, William Henry: Legends and Myths of the aboriginal Indians of British Guiana. II. Ed. London
W.H. Br.
Capistrano de Abreu, João: rã-txa hu ni-ku-ĩ. A lingua dos Caxinauás. Rio de Janeiro 1914
C.A.
Cardus, P. José: Las misiones franciscanas entre los infieles de Bolivia. Barcelona 1886
J.C.
Coll, P.C. van: Contes et légendes des Indiens de Surinam; in: Anthropos, Bd. II und III, 1907 und 1908
C.v.C.
Ehrenreich, Paul: Beiträge zur Völkerkunde Brasiliens; in: Veröffentlichungen aus dem Kgl. Museum für Völlerkunde. II. Band. Berlin 1891
P.E.
Hartt, C.F.: Contribuições para a ethnologia do Valle do Amazonas; in: Archivos do Museu Nacional do Rio de Janeiro 1885
Hartt.
Humboldt, Alexander von: Vues des Cordillères et Monumens des peuples indigènes de l'Amérique. Paris 1810
A.v.H.
Koch-Grünberg, Theodor: 1. Zwei Jahre unter den Indianern. Bd. II, Berlin 1910. Verlag von Strecker & Schröder, Stuttgart
K. Gr. 1.
Koch-Grünberg, Theodor: 2. Vom Roroima zum Orinoco. Bd. II: Mythen und Legenden der Taulipáng- und Arekuná-Indianer. Berlin 1916. Verlag von Dietrich Reimer (Ernst Vohsen)
K. Gr. 2.
Lenz, Rudolf: Araukanische Märchen und Erzählungen. Valparaiso 1896
R.L.
Magalhães, Couto de: O Seivagem. Rio de Janeiro 1876
C.d.M.
[312] Nimuendajú-Unkel, Eurt: Sagen der Tembe-Indianer; in: Zeitschrift für Ethnologie. 1915
N.U.
Nordenskiöld, Erland: 1. Indianerleben. Leipzig 1912. Verlag von Albert Bonnier
E.N. 1.
Nordenskiöld, Erland: 2. Forskningaroch Äventyr i Sydamerika. Stockholm 1915. Albert Bonniers Förlag
E.N. 2.
Nordenskiöld, Erland: 3. Indianermythen vom Rio Beni in Bolivien; in: Deutsche Literaturzeitung. 37. Jahrgang. 1916
E.N. 3.
Oliveira, J. Feliciano de: The Cherentes of Central Brazil; in: International Congress of Americanists, Proceedings of the XVIII. Session. London 1912. I.
F.d.O.
D'Orbigny, Alcide: Voyage dans l'Amérique méridionale. Paris 1844. Partie historique. Tome III, partie I
A. d'O.
Penard, F.P. en A.P.: De Menschetende Aanbidders der Zonneslang. Deel II. Paramaribo 1908
P.P.
Roth, Walter E: An Inquiry into the Animism and Folklore of the Guiana Indians; in: Thirtieth Annual Report of the Bureau of American Ethnology. Washington 1915
W.R.
Steinen, Karl von den: 1. Die Bakairi- Sprache. Leipzig 1892. K.F. Koehler's Antiquarium
K.v.d. St. 1.
Steinen, Karl von den: 2. Unter den Naturvölkern Zentral-Brasiliens. Berlin 1894. Verlag von Dietrich Reimer (Ernst Vohsen)
K.v.d. St. 2.
Dähnhardt, Oskar: Natursagen. Eine Sammlung naturdeutender Sagen, Märchen, Fabeln und Legenden. 4 Bände. Leipzig-Berlin 1907-1912
Dähnhardt: Natursagen.
Ehrenreich, Paul: Die Mythen und Legenden der Südamerikanischen Urvölker und ihre Beziehungen zu denen Nordamerikas und der alten Welt. Berlin 1905
Ehrenreich: Mythen.
1. Wie die Warrau auf die Erde kamen. – W.H. Br. S. 55 ff. – Warrau, Britisch Guayana. – Der Himmel ist als eine Art Oberwelt gedacht, aus der die Menschen durch ein zufällig entdecktes Loch auf die Erde hinabsteigen. Erst dort finden sie größere Jagdtiere, während es im Himmel nur Vögel gibt. Bei anderen Stämmen, wie den Munduruku (vgl. Nr. 82) und den Karaja (Nr. 71) ist die Unterwelt die eigentliche Heimat der Menschen. – Der Gedanke, daß eine dicke Person in dem Zugangsloch zur Erde stecken bleibt und es für immer verstopft, findet sich in einer Reihe nordamerikanischer Mythen dieser Gattung.
[313] 2. Korobona. – W.H. Br. S. 64 ff. – Warrau. – Der Stammvater der kriegerischen Karaiben, der Erbfeinde der Warrau, ersteht auf geheimnisvolle Weise aus dem Grabe eines zerstückelten Knaben, den ein Wassergeist mit einem Warraumädchen gezeugt hat. – Gewisse Züge der Sage finden sich wieder in der Stammesmythe der Tariana, Nr. 60.
3. Die Sonne, der Frosch und die Feuerhölzer. – W.R.S. 130 ff. – Warrau. – Der erste Teil der Sage mit den Proben, die der Schwiegersohn dem Schwiegervater zu leisten hat, bis dieser seine Einwilligung zur Ehe gibt, erinnert an die in Amerika weitverbreiteten Sagen vom »Besuch im Himmel« (vgl. Nr. 38, 64, 115). – Den zweiten Teil der Sage bildet der ebenfalls weitverbreitete Bruder- oder Zwillingsmythus, ursprünglich ein Naturmythus, in dem als Träger der Handlung ein Heroenpaar auftritt, das gewöhnlich seine Abstammung direkt, wie hier, von der Sonne herleitet oder wenigstens einen solaren, bezw. lunaren Charakter trägt (vgl. Nr. 28, 79, 80, 102). Übereinstimmend ist überall der gewaltsame Tod der Mutter vor der Niederkunft – Eine Reihe gemeinsamer Züge hat diese Warrausage mit den entsprechenden Sagen der Guarani (Nr. 79) und der Yurakare (Nr. 102), z.B. giftige Ameisen als Kopfläuse; das ungeborene Kind gibt der Mutter den Weg an, schweigt aber, als sie sich auf den Leib schlägt oder, wie in der karaibischen Version (Nr. 28), stolpert und niederstürzt und die Kinder dafür verantwortlich macht, usw. – Auch in der nahe verwandten Stammessage der Bakairi (Nr. 80) wird die Mutter der Zwillinge von deren Großvater aus Holz geschnitzt, während bei den Yurakare der Vater aus einem Baum entsteht. – Offenbar ist die Sage den Warrau erst von den karaibischen Nachbarn überkommen. Darauf deuten schon die unzweifelhaft karaibischen Namen der beiden Helden, Makunaima und Pia, hin, die sich ebenso in der nahe verwandten karaibischen Version Nr. 28 und in einer hier nicht wiedergegebenen Version der (karaibischen) Makuschi (vgl. W.R. S. 135) finden. – Die mannigfachen Proben, die in anderen Sagen dieser Gattung die Brüder ihrem Vater ablegen müssen, muß in der Warrausage der Vater selbst dem Schwiegervater leisten. (Über »das mythische Brüderpaar« vgl. ferner Ehrenreich: Mythen, S. 44 ff.) – Die Sitzschemel dieser Indianer sind gewöhnlich in der Gestalt eines Alligators geschnitzt. – Kwabaihi-Fische, eine große Art von Cichla, ocellaris. – Bunia-Vogel, in Britisch Guayana »stinking bird« genannt: Ostinops. – Kassawa = Maniok, Manihot utilissima, deren Stärkemehl dem Indianer das Brot, das unentbehrlichste Nahrungsmittel, liefert.
4. Warum der schwarze Jaguar die Leute tötet. – W.R. S. 217. – Ein in den Märchen oft wiederkehrendes Motiv: Ein Mann heiratet eine Frau aus anderem Stamm und bringt sie zu seinen Verwandten, die sein Glück zerstören (vgl. Nr. 21). – Zu Tobe-horoanna vgl. Nr. 5. – Kaschiri, leicht berauschendes Getränk aus Maniok.
[314] 5. Der schwarze Jaguar, Wau-uta und der zerbrochene Pfeil. – W.R. S. 213. – Warrau. – Zauberpfeil, den ein wenig erfolgreicher Jäger von dem Laubfrosch erhält, aber durch eigene Schuld infolge der Eifersucht seiner Schwäger wieder verliert (vgl. das verwandte Arowakenmärchen Nr. 17). – Ähnliche Motive finden sich in Nr. 8, 39, 48, 74. – Die Zauberin Wau-uta, der Laubfrosch, kommt auch in dem Märchen Nr. 6 vor, das von seiner Entstehung handelt. – Der riesige schwarze Jaguar Tobe-horoanna spielt in mehreren von Roth mitgeteilten Warraumärchen eine Rolle (vgl. Nr. 4). – Doroquara, Odontophorus guianensis, ein kleines, sehr schmackhaftes Rebhuhn. – Aguti, Goldhase, ein Nagetier, Dasyprocta Aguti; Paka, ein Nagetier, Coelogenys Paca. Beide geben ein sehr schmackhaftes Wildbret. – Paiwari, berauschendes Getränk aus Maniok.
6. Die Geschichte von Haburi. – W.R. S. 122 ff. – Warrau. – Die Erzählung hat im Anfang einige gemeinsame Züge mit einem Waldgeistmärchen vom Amazonas, Nr. 52. – Der Schluß hat eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Schluß von Nr. 37. – Hübsch ist der Gedanke, daß der Held der Erzählung den Enten Boote macht, durch die sie schwimmen lernen. Er wird zugleich der Erfinder des Bootes überhaupt. – Zu Wau-uta vgl. Nr. 5.
7. Die Speerbeine.1 – W.R. S. 195. – Warrau. – Zeigt, wie gefährlich es ist, sich mit Waldgeistern einzulassen. – Die Regenfrösche machen zu Beginn der Regenzeit großen Lärm. – »Akka!« ist ein indianischer Ausruf des Erstaunens und der Überraschung; auch des plötzlichen Schmerzes. – Hura, ein kleines Eichhorn, Sciurus aestuans.
8. Die Zauberrasseln. – W.R. S. 186 f. – Warrau. – Eine Zauberrassel, die Wildschweine herbeiruft, findet sich auch in Nr. 39. – Über magische Jagdwaffen vgl. außerdem Nr. 5, 17, 48, 74. – Die Indianer reden jedes jüngere Mädchen ihres Stammes mit »Schwester« oder »Base«, jeden älteren Mann ihres Stammes mit »Onkel« an. – Über das Eherecht und das Verhältnis des Schwiegersohnes zu den Schwiegereltern gibt das Märchen interessante Aufschlüsse: Der Schwiegersohn zieht mit seiner ganzen Habe in das Haus seiner Schwiegereltern. Von dem Augenblick der Geburt seines ersten Kindes an, womit die Ehe erst gültig wird, gehört er als vollberechtigtes Glied der Familie seiner Frau an. – Hokko, ein Baumhuhn, Crax sp.
9. Die Affenfrau. – W.R. S. 150. – Warrau. – Motiv: Schwanenjungfrau. (Vgl. Nr. 15, 38, 64.)
10. Die Frau, die vom Gespenst ihres Mannes getötet wurde. – W.R. S. 182 f. – Warrau. – Unheimliche Fiebertraumerzählung. – Der Speichel der Frau antwortet an ihrer Stelle. (Vgl. Nr. 47. – Vgl. Russische Volksmärchen, Nr. 31.)
11. Du sollst nicht stehlen. – W.R. S. 183. – Warrau. – Eine im Anfang moralische, am Schluß dagegen nach unseren Begriffen[315] sehr unmoralische Geschichte. – Es ist nichts Ungewöhnliches, daß ein Indianer, der schon Frau und Kinder hat, ein kleines Mädchen zu sich nimmt, um es später zu seiner zweiten Frau zu machen. – Pirai-Fische, in Brasilien Piranhas genannt, Serrasalmo, sehr blutgierige Raubfische mit scharfen Zähnen, die immer in Masse auftreten und den Menschen, der unter sie gerät, in Stücke reißen.
12. Der Idiot, der fliegen wollte. – W.R. S. 166. – Warrau. – Lustige Geschichtchen von einem Narren, der alle möglichen Dummheiten macht und dabei große Gefahren besteht, ohne es zu ahnen, bis es ihm zuletzt doch schlecht geht.
13. Makonaura und Anuanaitu. – C.v.C. Anthropos, Bd. II, S. 662 ff. – Arowaken, Britisch Guayana. – Gehört zur Klasse der in Amerika weitverbreiteten Sagen vom »Besuch im Himmel«, vgl. Nr. 14, 38, 64. (Vgl. K. Gr. 2. S. 278 ff.) Das goldene Zeitalter findet hier durch die Missetat und Rachsucht der Menschen sein Ende. – Adaheli, hadali, haddali = Sonne, in der Sprache der Arowaken. – Tapana, gegorenes Getränk aus Cassava-(Maniok-)Fladen. – Beltiri, gegorenes Getränk aus Maniok und Früchten. – Cassicus cristatus, ähnlich unserer Krähe, leicht zu zähmen. – Kaikutschi = Kaiman, Alligator, in der Sprache der Arowaken. – Prionites Momota, ein kleiner grüner Vogel mit dumpfem, eintönigem Ruf »hutu-hutu«. – Kenaimu, Kanaime bezeichnet den Bluträcher, heimlichen Mörder, wie überhaupt jede feindliche Macht, die das Leben des Indianers bedroht.
14. Der Zauberarzt Makanaholo. – C.v.C. Anthropos, Bd. III, S. 482 ff. – Arowaken, Surinam. – Nahe verwandt mit dem Kern der vorigen Sage »Besuch im Himmel«. Hier spielen, wie in den meisten Sagen dieser Gattung, die Königsgeier eine Hauptrolle (vgl. Nr. 38, 64). Der Königsgeier, der »im Himmel wohnt«, gilt als besonders erfahren in Zauberkünsten. – Die Art und Weise, wie die Ameisen dem Helden helfen, wird nicht klar ausgedrückt, ist aber für den indianischen Zuhörer ohne weiteres verständlich: Sie dichten den Korb mit Lehm in der Art, wie sie ihre Bauten aufführen.
15. Der Einsiedler und sein Hund. – C.v.C. Anthropos, Bd. III, S. 484 f. – Arowaken, Surinam. – Motiv: Schwanenjungfrau. Vgl. 9, 38, 64.
16. Arawanili, der erste Zauberarzt. – W.H. Br. S. 18 ff. – Arowaken, Britisch Guayana. – Kaieri = »Insel« soll eine der Antillen bezeichnen. »Diese älteste Legende (der Arowaken)«, sagt Brett, »ist die einzige, die ich kenne, in der ihr früherer Besitz der westindischen Inseln erwähnt ist.« – Orehu, ein sehr launenhafter weiblicher Dämon, eine Art Meeresnixe, ist nicht immer schlecht und grausam, sondern erweist sich oft als wohltätig und wird von den Indianern als Urheberin der Zauberkunst angesehen, mit der sie sich gegen die Angriffe der »Yauahu« zu schützen suchen. Diese dämonischen Wesen haben ihre Freude daran, die Menschen zu quälen und ihnen Elend, Schmerzen und Tod zu bringen. Mit unsichtbaren Pfeilen schießen sie auf die Menschen und machen sie[316] dadurch krank (vgl. Nr. 31). Daher werden »große Schmerzen« in der poetischen Sprache der Arowaken »Yauahu simaira« = »Yauahu-Pfeile« genannt. – Aus den kürbisähnlichen Früchten des Kalabassenbaumes, Crescentia Cujete L., werden die Zauberrasseln hergestellt.
17. Adaba. – W.R. S. 215. – Arowaken, Britisch Guayana. – Verwandt mit dem Warraumärchen Nr. 5. Verschiedene Einzelheiten sind übereinstimmend, so der Laubfrosch als Herr des magischen Pfeils, der Schwamm, der das Jagdglück verhindert u.a.
18. Woher die Aimara-Fische so schöne, große Augen haben. W.R. S. 185. – Arowaken, Britsch Guayana. – Waldgeistgeschichte mit explanatorischer Tendenz. – Der Aimara oder Haimara, Hoplias macrophtalmus, zeichnet sich vor allen anderen Fischen durch große Augen aus. – bako, abgekürzte Form für bako-ke, Augenhöhle, bezeichnet zugleich eine besondere Art Körbe von länglich-runder Form.
19. Wie der Ziegenmelker entstand. – W.R. S. 175 f. – Arowaken, Britisch Guayana. – In den Hauptzügen, Begegnung mit dem Waldgeist, Skalpieren, Pfefferstrauch, Knochen, Tanz, gleicht dieses Märchen einer Erzählung, die ich von den karaibischen Taulipang Südguayanas aufgezeichnet habe (vgl. K. Gr. 2. S. 147 f., 187 ff.). Über eine weitere Entsprechung vgl. K. Gr. 2. S. 298. – Weit verbreitet, besonders in Nordamerika und Polynesien, ist die Vorstellung, daß aus dem Leichnam eines Ungeheuers oder Unholdes schädliche Tiere, wie Moskiten u.a., entstehen. – Der Ziegenmelker gilt bei den meisten südamerikanischen Stämmen als Unglücksvogel.
20. Der überlistete Waldgeist. – W.R. S. 191. – Arowaken, Britisch Guayana. – Intime Freunde und Freundinnen pflegen die Namen zu tauschen. – »Dai-adalla« heißt wörtlich »mein Messer«.
21. Die Jaguarfrau. – W.R. S. 203 f. – Arowaken, Britisch Guayana. – Ein Geheimnis wird preisgegeben und dadurch, wie in so vielen Märchen, ein Glück zerstört.
22. Das verliebte Faultier. – W.R. S. 204. – Arowaken, Britisch Guayana.
23. Warum der Honig jetzt so selten ist. – W.R. S. 204. – Arowaken, Britisch Guayana. – Dieselbe Tendenz wie in Nr. 21. – »Maba« heißt wörtlich »Honig«.
24. Der Mann mit der Brüllaffenfrau. – W.R. S. 209. – Arowaken, Britisch Guayana. – Dieselbe Tendenz wie in Nr. 21 und 23. – Zum Schluß spielen, wie in zahllosen Märchen, hilfreiche Tiere eine Rolle.
25. Der Waldgeist mit den großen Ideen. – W.R. S. 193. – Arowaken, Britisch Guayana. – Jägerlatein. – »Buschmeister«, Trigonocephalus atrox, eine sehr gefährliche Giftschlange.
26. Das Reh und die Schildkröte. – W.R. S. 212 f. – Arowaken, Britisch Guayana. – Die kleine Geschichte hat Ähnlichkeit mit der in Nr. 36 eingestreuten Episode vom Waldhirsch und Savannenhirsch.
[317] 27. Epetembo. – P.P. S. 39 ff. – Kalinya (Galibi), Surinam. – Gehört zu den in Guayana weit verbreiteten Orion-Sagen. Vgl. Nr. 28, 33, 37, 44. (Vgl. K. Gr. 2. S. 265 ff.) – Karakara: Ibycter americanus. – Kornvogel: Cassidix oryzivora.
28. Makunaima und Pia. – W.R. S. 133 ff. – Karaiben, Britisch Guayana. – Zwillingssage. Hauptteil: Version der Sage Nr. 3. Episodisch angegliedert sind Bruchteile der karaibischen Sage vom »Wunderbaum«, Nr. 29, und der Orionsage; vgl. Nr. 27, 33, 37, 44. – (Vgl. K. Gr. 2. S. 259 ff., 265 ff.)
29. Der Wunderbaum. – W.R. S. 147. – Karaiben. – Die Sage von dem Weltbaum, der alle Früchte trug, findet sich, meist in Verbindung mit den Stammesheroen und der großen Flut, bei verschiedenen karaibischen Stämmen Guayanas, wie Akawoio, Arekuna, Taulipang (vgl. K. Gr. 2. S. 33 ff., 259 ff.). – Einem ähnlichen Wunderbaum begegnen wir sonst nur noch fern im Südwesten in einer Sage der arowakischen Chane an der westlichen Grenze des Gran Chaco, Nr. 106. – Allepantepo bezeichnet offenbar einen Berg oder Sandsteinblock ähnlich dem Roroima (-tepo, -tepö = Berg, in Zusammensetzungen), der in den betreffenden Sagen der Arekuna und Taulipang seiner Form nach als Baumstumpf figuriert. – Bunia-Vogel vgl. Nr. 3.
30. Wie Krankheit, Elend und Tod in die Welt kamen. – W.R. S. 179. – Karaiben. – Durch die Missetaten einer Frau verlieren die Menschen das goldene Zeitalter, in dem sie glücklich und mühelos lebten, ohne Krankheit und Tod und im Frieden untereinander und mit den Waldgeistern. (Vgl. Nr. 13.)
31. Warum die Kinder krank werden und schreien. – W.R. S. 181. – Karaiben. – Unsichtbare Pfeile, die von den Waldgeistern aus Rache für die Missetat eines Menschen auf die Kinder abgeschossen werden, machen diese krank (vgl. Nr. 16). – Heuschreckenbaum, Hymenaea.
32. Hänge keinen, bevor du ihn hast. – W.R. S. 211. – Karaiben.
33. Serikoai. – W.H. Br. S. 191 ff. – Akawoio, Britisch Guayana. – Die Deutung des Orion in Verbindung mit benachbarten Sternbildern als die Gestalt eines einbeinigen Mannes findet sich in zahlreichen Sagen Guayanas. Wenn auch der Verlauf der Handlung in diesen Sagen sehr verschieden ist, so kommen doch alle mehr oder weniger zu demselben Ergebnis und zeigen dadurch, daß sie auf einen gemeinsamen Ursprung zurückgehen; vgl. Nr. 27, 28, 37, 44; vgl. ferner K. Gr. 2. S. 265 ff., wo sämtliche bekannten Varianten zusammengestellt sind. – Abakate, Persea gratissima Gaertn., eine wohlschmeckende Laurincenfrucht, in Britisch Guayana »avocato-pear« genannt. – Wawaiya erblicken wir in den Plejaden, den Tapir Wailya in der Aldebarangruppe. Sein Auge ist der gelbleuchtende Stern erster Größe Aldebaran (α Tauri). Serikoai selbst ist der Orion.
34. Die Amazonen. – W.H. Br. S. 180 ff. – Akawoio. – Die Amazonensage scheint über das ganze nördliche Südamerika verbreitet[318] gewesen zu sein. Wahrscheinlich ist sie bei den Nordkaraiben entstanden. Südlich vom Amazonas haben nur die Karaja eine echte Amazonensage, Nr. 73, die aber in ihren Hauptzügen der Guayana-Sage so nahe verwandt erscheint, daß sie, wie manche andere kulturelle Eigentümlichkeit, diesem Stamme sicherlich von Norden her übermittelt ist. – Brett nennt seine Amazonensage »eine alte Legende der Bergstämme des Inlandes«. Er meint damit die Akawaio und ihre nahen Verwandten, die Bewohner der Gebirgssavannen südlich von ihnen, wie die Taulipang u.a. – Ein Bruchstück dieser Sage, das gewissermaßen die Ergänzung der Brett'schen Version bildet, erhielt ich von den Taulipang im Flußgebiet des Uraricuera oder Parima. Der Hauptsitz der Amazonen wird danach in ein Gebirge auf dem rechten Ufer des unteren Uraricuera verlegt, das davon den Namen »Weibergebirge« trägt. Dabei wird von einer späteren Trennung des Weibervolkes berichtet, dessen eine Hälfte weiter nach Osten zog (vgl. K. Gr. 2. S. 124). – Der Stammesname »Worisiana« hat mit Wapishiana (Wapischana), einem arowakischen Stamme des südlichen Guayana, wie Ehrenreich (Mythen, S. 65) meint, nichts zu tun, sondern bedeutet einfach »Weibervolk«, von »worisang« = »Weiber«. – »Walyarima« ist der Name des schwarzen Jaguars, dessen Gestalt der Liebhaber annahm, während er über den Fluß schwamm. Die Taulipang bezeichnen mit »wailalima« – »Tapirjaguar« (waila – Tapir, ima – groß) ein Untier in Gestalt eines Jaguars, aber »größer als ein Tapir«. Es hat seine Wohnung in den Gebirgen unter der Erde. Der Eingang liegt unter Wasser. Die Indianer schreiben ihm das dumpfe Geräusch zu, das man häufig im Wasser, besonders am Ende einer Stromschnelle, hört, und das wohl von heftigen Strudeln herrührt. – »To-eyborori« heißt im Akawoio »ihr Herr«. – »To-eyza« ist vielleicht aus »to-zahn« = »ihre Mutter« entstanden und bezieht sich auf die »Stammmutter der Amazonen«. – Der Saft der Maniokwurzel, mit dem die Frauen ihre Männer vergiften, enthält stark Blausäure.
35. Akalapischeima und die Sonne. – K. Gr. 2. S. 51 ff., 230 ff. – Arekuna, Ost-Venezuela. – Die Sonne mit ihrem Strahlenkranz erscheint hier anthropomorph, was in Südamerika verhältnismäßig selten ist, als ein Mann mit Kopfputz aus Silber und Papageifedern, Ohrgehängen aus den metallisch glänzenden, rasselnden Flügeldecken des Buprestis-Prachtkäfers (Euchroma gigantea L.), die von den Indianern zu mannigfachem Schmuck verwendet werden. Er fährt in seinem Boot am Himmel aufwärts (wie der Maui der Neuseeländer) und sendet dann seine Töchter als Sterne an den Himmel, damit sie den »Weg der Toten« (die Milchstraße) beleuchten. – Dem ersten Menschen gegenüber nimmt der Sonnenheros eine hervorragende Stellung ein. Er erlöst ihn aus seiner schlimmen Lage und will ihm sogar eine seiner Töchter zur Frau geben, aber der Mensch übertritt sein Gebot und verliert dadurch für sich und seine Nachkommen die ewige Jugend und Schönheit, die die Sonne und ihre Töchter, die Sterne, auszeichnen. (Vgl.[319] K. Gr. 2. S. 11 f.) – Hier, wie auch in anderen Mythen, erscheint der Heros zunächst ohne Glanz und wird daher nicht als Sonne erkannt. Erst durch Anlegen seiner glänzenden Zierate wird er zum Lichtspender. »Die Idee des leuchtenden Himmelskörpers hervorzurufen, genügt dem primitiven Verständnis ein leuchtender Teil, ein glänzender Schmuck und dergleichen«, sagt Seler in seinen Angaben über die Sonnengottheit von Michuacan (Gesammelte Abhandlungen zur amerikanischen Sprach- und Altertumskunde, Bd. III, S. 142: Die alten Bewohner der Landschaft Michuacan). – Nur die Sonne empfängt von den Menschen Nahrung, denn sie zehrt von den Maniokfladen, die um die Mittagszeit zum Trocknen auf das Dach der Hütte gelegt werden.
36. Wie die Fischgifte in die Welt kamen. – K. Gr. 2. S. 68 ff. – Arekuna. – Explanatorisches Märchen: Die Giftpflanze, die die Indianer in seichtem Wasser auswaschen, um die Fische zu vergiften, ist aus dem Leichnam eines Knaben entstanden, der schon bei Lebzeiten die fischbetäubende Eigenschaft dieser Pflanze an sich trug. Damit verbunden ist die Erzählung von der Entstehung des bunten Gefieders und der Fellzeichnung und sonstigen Eigenschaften der Vögel und Vierfüßler aus der bunten Haut einer großen Schlange. – Der Tapir, die Mutter des Knaben, nennt die Giftschlange seinen Ofen. Dieser sonderbare Vergleich ist wohl auf die runde Form der indianischen Herdplatte zurückzuführen, mit der die im Kreis zusammengerollte Schlange eine gewisse Ähnlichkeit hat. Es bedeutet, daß der Tapir die Giftschlange nicht fürchtet, weil sie diesem Dickhäuter nichts anhaben kann. Der Hund, der Gefährte des Menschen, ist dagegen sein natürlicher Feind; er ist also für den Tapir, was für den Menschen die Giftschlange ist. – Die großen Zecken, von denen jeder Tapir voll sitzt, sind seine Zierperlen. – Einer solchen Umbildung von Begriffen liegt offenbar eine kindliche Auffassung zugrunde. Sie kommt in zahlreichen Märchen, auch bei uns, vor. (Vgl. z.B. Nordische Volksmärchen, II. Teil, Nr. 1.) – Muriti ist ein häufiger Savannenbaum, nicht zu verwechseln mit der Miriti-Palme, Mauritia flexuosa. – Karara, ein Tauchervogel: Colymbus sp. – Kutia = Aguti. – Die kleine eingestreute Episode zwischen Waldhirsch und Savannenhirsch erinnert an Nr. 26. – Mit den beiden Hauptzügen der Sage beschäftigen sich zwei arowakische Legenden, die Brett und Roth mitteilen (W.H. Br. S. 172-175; W.R. S. 225, 234).
37. Wie die Plejaden an den Himmel kamen. – K. Gr. 2. S. 55 ff. – Taulipang, südl. Guayana. – Die Plejaden bilden nach indianischer Deutung mit der Aldebarangruppe und einem Teil des Orion die Gestalt eines einbeinigen Mannes, dem seine untreue Frau auf Erden das andere Bein abhieb, und der dann zum Himmel stieg. Bevor er aufsteigt, zeigt er seinem Bruder an, daß mit seinem Verschwinden die Regenzeit anfangen werde, und zahlreiche Fische die anschwellenden Bäche aufwärts ziehen würden, also Überfluß an Nahrung. – Die Plejaden sind für diese Indianer von der größten Wichtigkeit zur Bestimmung der Jahreszeiten, der richtigen Zeit[320] für die Pflanzungsarbeiten. Wenn sie am westlichen Horizont verschwinden, beginnt die Regenzeit. Wenn sie im Osten wieder auftauchen, zeigen sie die Trockenheit an. Man kann von einem »Plejadenjahr« sprechen. – Neben den Plejaden, die das Haupt des Helden darstellen, spielen die nach der indianischen Auffassung dazugehörigen Sterne der Aldebarangruppe und des Orion eine nebensächliche Rolle. Daher führt im Urtext der Held geradezu den Beinamen »Sternenhaupt«. – Das Märchen gehört zu den sogenannten Orion-Sagen und hat zahlreiche Parallelen bei anderen Guayanastämmen, vgl. Nr. 27, 28, 33, 44. (Vgl. K. Gr. 2. S. 265 ff. – Mutum, Inambu, Kujubim: Hühnervögel: Crax, Crypturus (Art Rebhuhn), Penelope. – Araiuag, Vierfüßler, der auf Bäumen lebt und dem Honig nachgeht.
38. Der Besuch im Himmel. – K. Gr. 2. S. 81 ff. – Taulipang. – Das Märchen vom Besuch im Himmel und den Proben, die der Held dort zu bestehen hat (vgl. Nr. 64), gehört zu einer besonderen Klasse von Sagen, die in Amerika die weiteste Verbreitung haben, von Chile bis zum äußersten Nordwesten, und so auffallend übereinstimmende Züge aufweisen, daß man zu der Annahme berechtigt ist, sie seien einer gemeinsamen Wurzel entsprungen (vgl. K. Gr. 2. S. 278 ff.). Ehrenreich bringt mit diesen Sagen auch die altjapanische Mythe von Ohonamushi und Susa no Wo in Beziehung, die er geradezu als »das Prototyp für diese amerikanischen Sagen« ansieht (vgl. Ehrenreich, Mythen, S. 77 f., 80 f.). – Kasanapodole, der »Vater des Königsgeiers«, gehört zu den wichtigsten mythischen Gestalten dieser Indianer. Er wohnt mit seinem Stamm, den Königsgeiern (Sarcorhamphus papa Sw.) und gewöhnlichen Aasgeiern (Cathartes), im Himmel, wo sie nach Ablegen der Federkleider Menschen werden. – Er ist ein großer Zauberarzt, vgl. Nr. 40. – Er hat zwei Köpfe und ist ein Menschenfresser, was auf den Mondcharakter dieser unheimlichen mythischen Gestalt hinzudeuten scheint. – Sehr naiv und primitiv ist die Anschauung, daß die Vögel trotz ihres Federkleides eine Leiter benutzen müssen, um zum Himmel zu gelangen. – Kumi, im Brasilianischen Bribrioca, ist eine Zauberpflanze mit langen, grasförmigen Blättern. – Die Erwähnung der Maispflanzung im Anfang der Erzählung steht in starkem Widerspruch damit, daß der Held erst am Schluß des Märchens das erste Maiskorn aus dem Himmel auf die Erde bringt. – Payua ist ein dunkles, berauschendes Getränk aus scharf gegorener Maniokmasse, im Gegensatz zu dem leichten Kaschiri. – Als echte Aasgeier stellen die Königsgeier im Himmel ihr Lieblingsgetränk aus verfaulten Tieren her. – Der beliebte »Pfeffertopf« der Indianer enthält Wildbret oder Fisch, die mit starkem spanischem Pfeffer gekocht sind. Er wird auch den Gästen sofort vorgesetzt. – Die großen Wasserjungfern schweben an sonnigen Tagen über dem Wasserspiegel und schleudern durch Vorwerfen ihres Hinterleibes Wasser heraus. – Webervogel, Oriolus sp. ›baut kunstvolle Hängenester‹, die sich gewöhnlich zusammen mit einem großen Wespennest an einem Baume finden. Ein natürlicher Schutz.
[321] 39. Eteto. – K. Gr. 2. S. 92 ff. – Taulipang. – Ein Mann, der wenig Glück auf der Jagd hat, verschafft sich von Tieren Zaubergeräte, die ihm reiche Beute liefern, aber bald durch die Eifersucht und Schuld seiner Verwandten – ein in den indianischen Märchen häufig wiederkehrender Zug – verloren gehen. Später wird er in den Vielfraß verwandelt und als solcher schließlich in den zweiten Kopf des doppelköpfigen Königsgeiers. – Magischen Jagdwaffen begegnen wir in ähnlichem Zusammenhange auch in Nr. 5, 8, 17, 48, 74.
40. Das Augenspiel. – K. Gr. 2. S. 132 f., 204 ff. – Taulipang. – Dieses Märchen zeigt eine deutliche Verwandtschaft mit nordamerikanischen Sagen und ist die erste Sage mit diesem Motiv, die aus Südamerika bekannt wird. Sie stimmt nicht nur im wesentlichen Gang der Handlung, sondern auch vielfach im Wortlaut mit zahlreichen Sagen aus Nordamerika, von Neumexiko bis Britisch Columbia, überein (vgl. K. Gr. 2. S. 305 ff.).
41. Maiuag und Korotoiko. – K. Gr. 2. 124 ff. – Taulipang. – Zaubergeräte, die durch die Schuld der Verwandten verloren gehen (vgl. Nr. 39). – Parallelen in Nr. 107 und 49; in dem letzteren Märchen fehlen aber die wundertätigen Werkzeuge. – Das vorliegende Märchen enthält eine Reihe explanatorischer Elemente. So verwandeln sich u.a. auch die selbsttätigen Ackergeräte in Tiere, die ähnliche Funktionen erfüllen, die Axt in den Specht, das Grabscheit in den Ameisenlöwen, der im Fußboden der Häuser und in den Sandbänken unzählige kleine Gruben aufwühlt, das Messer in der Prionus cervicornis, einen merkwürdigen Käfer des Guayanawaldes, der mit seinen sägeartigen Mandibeln einen Zweig bis zur Stärke eines Handgelenkes packt und dann mit der Schnelligkeit einer Windmühle im Kreise um ihn herumfliegt, bis er den Zweig in kurzer Zeit durchgesägt hat.
42. Jaguar und Regen. – K. Gr. 2. S. 130 f., 193 ff. – Taulipang. – Das Märchen hat insofern einen moralischen Inhalt, als es die überragende Kraft der Elemente gegenüber den Tieren darlegen soll. Der in den meisten Märchen dumme, renommierende Jaguar unterliegt hier dem Regen, der als menschenähnlich redendes Tier auftritt, ohne daß er ausdrücklich als Mensch bezeichnet wird. – Die Furcht des Jaguars vor dem Regen wird durch diese Erzählung explanatorisch begründet.
43. Jaguar und Blitzstrahl. – K. Gr. 2. S. 128 f. – Taulipang. – Die gleiche Tendenz wie Nr. 42.
44. Epeping = Orion. – B.R. S. 227 ff. – Makuschi, südl. Guayana. – Gehört zu den Orion-Sagen; vgl. Nr. 37 u.a. – Uruku, Bixa Orellana. Die Samen des Strauches sind in einen öligen roten Farbstoff gebettet, den die Indianer zur Körperbemalung benutzen, teils um sich zu schmücken, teils um ihre Haut geschmeidig zu machen.
45. Die Plejaden. – B.R. S. 223 ff. – Makuschi. – Der Name des Oheims, Uere, bezeichnet im Makuschi einen anderen Stern[322] in der Nähe der Plejaden. – Der älteste Bruder ist »Alkyone«, der größte Stern des »Siebengestirns«.
46. Der Maguary und der Schlaf. – B.R. S. 153 f. – Indianer am Rio Branco. – Der Maguary, ein grauer Reiher, Ardea maguary Gmel., ruht bei Tag und bei Nacht auf den Bäumen an den Flußufern, kann aber nie zum Schlafen kommen. Kaum hat er etwas zu nicken begonnen, fliegt er wie aufgeschreckt auf. Nur für einige Argenblicke gelingt es ihm, zu schlafen, wenn er den langen Schnabel auf den Rücken legt, der aber immer gleich wieder durch sein Gewicht herabgleitet.
47. Die große Schlange. – B.R. S. 239 ff. – Indianer am Rio Negro. – Erzählt wird, wie das Sternbild »Skorpion«, von den Indianern »Große Schlange« genannt, an den Himmel gekommen ist. – Das Sternbild erscheint am Rio Negro im September und kündigt die Trockenzeit, den Sommer, an. – Kuma-Baum, Couma utilis, einer der schönsten Bäume des Amazonas mit schmackhaften Früchten. Die Indianer haben die Gewohnheit, den Baum zu fällen und die Früchte an ihm reifen zu lassen, um sie nachher abzupflücken. – Sprechender Speichel wie in Nr. 10.
48. Der Schlangenpfeil. – B.R. S. 23 ff. – Ebenda. – Der magische Pfeil ist hier eine Giftschlange, Surukuku, Lachesis mutus. Wie er durch die Schuld der Verwandten verloren geht, erinnert an Nr. 39. – Vgl. außerdem Nr. 5, 8, 17, 74. – Der Kurupira ist ein Waldgeist, der nicht nur Böses zufügt, sondern auch Gutes tut. Er ist der Herr, der Schutzgeist der Wälder und des Wildes, der diejenigen straft, die es vernichten wollen, und oft jene belohnt, die ihm gehorchen, oder deren er sich erbarmt. Er erscheint als geheimnisvoller und mächtiger Geist in verschiedenen Gestalten und Stimmungen, bald phantastisch-sonderbar, gebieterisch, bald böse, grob, dreist, oft zuvorkommend und freundlich, ja sogar gutmütig, mitleidig, schwach, dumm und leicht zu täuschen. Auch kann er dankbar sein für das Gute, das man ihm tut, legt aber immer Bedingungen auf, deren Nichterfüllung verhängnisvoll werden kann. – Das Krachen der alten Bäume in der Waldeinsamkeit, das Klopfen der Spechte an den Baumstämmen schreibt man dem Kurupira zu. – Er ist es, der dem Jäger entweder das Wild verbirgt oder es ihm in den Schuß führt, der die Geheimnisse der Wälder bewahrt, der die Heilkräfte der Pflanzen zeigt und die Erzeugnisse des Waldes spendet. Man könnte ihn mit unserem deutschen Rübezahl vergleichen. – Im Amazonasgebiet erscheint der Kurupira als kleiner Mann von nicht drei Fuß Höhe, kahlköpfig, aber am ganzen übrigen Körper mit langen Haaren bedeckt, mit nur einem Auge, mit blauen oder grünen Zähnen, großen Ohren, mit Beinen ohne Glieder, die Füße immer nach rückwärts gebogen und von außerordentlicher Körperkraft. Er wohnt in der Tiefe des Waldes und macht seine Wohnung in hohlen Bäumen. Er ladet die Leute ein, im Walde zu wohnen, ahmt alle Vierfüßler und Vögel nach und täuscht so den Jäger, der glaubt, das Wild zu verfolgen, während er dem[323] Waldgeist nachläuft. Wenn sich jemand im Walde verirrt, so ist er vom Kurupira verzaubert. Vgl. P. Carl Teschauer, S.J., Mythen und alte Volkssagen aus Brasilien, in: Anthropos, Bd. I, 1906, S. 24 ff.) Diese Waldgeister, die je nach den Stämmen, denen die Sagen angehören, verschieden bezeichnet werden, gehören zu den beliebtesten Gestalten des indianischen Märchens.
49. Der alte Aasgeier und seine Töchter. – B.R. S. 181 ff. – Ebenda. Nahe verwandt mit Nr. 41, wenn auch hier die wundertätigen Werkzeuge fehlen. – Rachemotiv, wie in vielen indianischen Märchen.
50. Wettflug zwischen Storch und Kolibri. – B.R. S. 163 ff. – Ebenda. – Wettflugmärchen, in dem zwar auch ein »Hängen am Gegner« (vgl. Nr. 56), aber in anderem Zusammenhange vorkommt. Auch die Tendenz ist verschieden von den meisten anderen Wettlaufmärchen: Der Schwache unterliegt. Ein portugiesisches Sprüchwort sagt: »De vagar se vai ao longe, e que quem corre, depressa cança«, d.h.: »Wer langsam geht, kommt weit, aber wer rennt, ermüdet rasch«. Der Maguary hat einen langsamen, schwerfälligen Flug, während der Kolibri wie eine Kugel dahinschwirrt. – Die Breite des Flusses, zu der der Maguary einen ganzen Tag braucht, soll beweisen, wie lange er fliegen kann, ohne zu ermüden. – Beim Fliegen streckt der Maguary die Beine horizontal hinter sich. Sie dienen ihm als Steuer, um seinem Fluge die Richtung zu geben.
51. Was die Äffchen sagen. – B.R. S. 205 f. – Ebenda. – »Schwarzmäuler« wird von den Indianern eine Art kleiner Affen genannt: Totenköpfchen, Chrysothrix sciurea. – Yauary ist eine stachelige Palme, die in Gruppen an den Ufern der Flüsse wächst: Astrocaryum yauary Mart. – Aus dieser Fabel hat sich ein indianisches Sprüchwort gebildet: »So sagen die Äffchen«, wenn man etwas verspricht, was man nicht ausführen will oder kann.
52. Der Kurupira und die Frau. – B.R. S. 59 ff. – Indianer am Amazonas. – Einzelne Züge stimmen überein mit dem Anfang von Nr. 6. – Mambui ist der Name für eine Lauracee. Der Ruf des Nachtvogels Uakurau ähnelt dem Namen dieses Baumes. – Die Kröte Kunauaru macht in den Höhlungen der Bäume aus Harz ihr Nest in Gestalt eines Hohlzylinders. Sie schläft darin und legt in der Regenzeit ihre Eier hinein. Die Indianer glauben, daß das Harz von der Kröte hervorgebracht würde und, wenn man es verbrennt, Kopfschmerzen vertreibe. Eine solche Kröte im Hause zu halten, bringe Glück.
53. Die Schildkröte und das Fest im Himmel. – B.R. S. III. – Am Amazonas weit verbreitet. – Gehört indirekt zur zweiten Gruppe der Wettlaufmärchen mit dem Motiv »Hängen am Gegner«; vgl. Nr. 56, 113, 117.
54. Die Schildkröte und der Mensch. – C.d.M. S. 209 ff., Hartt S. 141 f. – Amazonas. – Die Märchen, in denen Intelligenz und Schlauheit über rohe Kraft triumphieren, indem die schwache und langsame Schildkröte (Landschildkröte: Testudo tabulata) die[324] stärksten und schnellsten Tiere, wie Jaguar, Tapir, Hirsch, sowie auch den Menschen besiegt, haben eine ungemein weite Verbreitung in Südamerika. Man findet sie in ganz Brasilien, besonders am Amazonas und seinen Nebenflüssen, und bis nach Paraguay hinein in fast wörtlicher Übereinstimmung. – Die meisten dieser Tierfabeln sind gemischten Ursprungs. Vielfach sind die Übereinstimmungen mit altweltlichen, besonders afrikanischen Erzählungen dieser Art auffallend. Es läßt sich heute schwer entscheiden, was davon auf amerikanischem Boden entstanden, und was durch Europäer und Negersklaven eingeführt und im Laufe der Zeit mit dem ursprünglichen Märchenbesitz verwachsen ist (vgl. K. Gr. 2. S. 302 ff.).
55. Die Schildkröte und der Riese. – C.d.M. S. 215 ff. – Ebenda. –
56. Wettlauf zwischen Schildkröte und Hirsch. – C.d.M. S. 185 ff., Hartt S. 137 ff. – Ebenda. – Die Erzählungen von dem Wettlauf zwischen zwei Tieren von ganz verschiedenen Eigenschaften, wobei der Schwache den Starken durch List überwindet, haben eine universale Verbreitung (Typus: Swinegel und Hase). Man kann sie in zwei Gruppen einteilen, die in den gleichen Ausbreitungsgebieten vorkommen; das eine Mal gewinnt das schwache Tier den Sieg mit Hilfe der Verwandten, das andere Mal dadurch, daß es sich an den Gegner hängt und von diesem unbemerkt zum Ziel getragen wird, vgl. Nr. 113, 117. – Aus den eingehenden Untersuchungen Dähnhardts scheint hervorzugehen, daß dieser Sagenstoff aus Indien, vielleicht seiner ursprünglichen Heimat, auf dem alten Handelswege zunächst nach Ostafrika gekommen ist. Von dort breitete er sich durch Zentralafrika, wo er noch heute bekannt ist, bis zur Westküste aus und gelangte dann durch Negersklaven nach Amerika und zwar zuerst nach Brasilien, von wo er auf die Indianer überging. (Vgl. Dähnhardt, Natursagen, Bd. IV, S. 54, 65-66; K. Gr. 2. S. 304 f.).
57. Schildkröte und Tapir. – C.d.M. S. 175 ff., Hartt S. 149. – Ebenda. – Taperewa: Spondias lutea, ein Baum aus der Familie der Anacardiaceen mit wohlschmeckenden Früchten, die an unsere Mirabellen erinnern und von dem Tapir und der Landschildkröte in gleichem Maße geschätzt werden. – In der Regenzeit ist die Erde so aufgeweicht, daß die Schildkröte sich leicht herausarbeiten kann.
58. Schildkröte und Jaguar. – C.d.M. S. 183 ff., 192 f., 194 ff., Hartt S. 146 ff. – Ebenda. – Die Schildkröte entwischt vor dem Jaguar in ein Loch und täuscht ihren Verfolger, der sie am Bein packt, auf dieselbe Weise und fast mit denselben Worten, wie in europäischen Märchen der Fuchs den Bären, sodaß wir wenigstens für diese Episode europäischen Ursprung annehmen müssen. (Vgl. Dähnhardt, Natursagen, Bd. IV/2, S. 245 f., K. Gr. 2. S. 302.) Der Schluß des Märchens ist eine in Südamerika weitverbreitete Erzählung. Bald flieht die Schildkröte, bald die Wildkatze, bald der Fuchs vor dem Jaguar in ein Loch und wird dort von der Kröte oder dem Habicht oder dem Geier bewacht, entwischt aber, indem[325] sie ihrem Wächter Erde oder Sand in die Augen wirft. (Vgl. K. Gr. 2. S. 302 f.) – Eine Landschildkröte hat ein Gewicht von 4 kg, und wenn sie von bedeutender Höhe herabfällt, kann sie den Jaguar töten.
59. Die Entstehung des Tequendama-Falles. – A.v.H. S. 20 f. – Muysca (Chibcha), Hochebene von Cundinamarca, Colombia. – Alte Flutsage, die zuerst L.F. Piedrahieta (Historia general del Nuevo Reyno de Grenada, p. 17) nach den Handschriften des Eroberers Gonzalo Ximenez de Quesada veröffentlicht hat. – Die Hochebene von Santa Fe de Bogota hat eine Erhebung von etwa 2500 Meter und ist offenbar ein alter Seeboden. Sie ist rings von hohen Bergen umgeben. Durch diese hat sich der Rio Funzha, der die Ebene bewässert, im Südwesten einen Durchbruch geschaffen und bildet hier, nach dem Tal des Rio Magdalena abstürzend, den etwa 450 Fuß hohen Wasserfall von Tequendama.
60. Isi. – B.R. S. 105 ff. – Tariana, Nordwestbrasilien, Rio Caiary-Uaupes. – Die Entstehung und das Zeremoniell des bei den arowakischen und arowakisch beeinflußten Stämmen des nördlichen Südamerikas weit verbreiteten, geheimen Männerbundes wird durch diese Mythe erklärt. – Die geheimnisvolle Art der Schwängerung bei der Geburt des Stammesheros kehrt in vielen Sagen wieder. Hier ist es eine doppelte. Durch eine unsichtbare Wasserschlange wird die Mutter des Heros gezeugt, die dann wieder durch den Genuß von Uakufrüchten befruchtet wird (Conceptio immaculata) und den Heros gebiert. Dieser verkehrt zunächst unsichtbar mit der Mutter, bis er sich als Mann seinem Volke zeigt. Das Feuer, das aus seinen Händen und Haaren strahlt, deutet auf seine direkte Beziehung zur Sonne hin. Sonne und Mond verleihen ihm Zauberkraft und lehren ihn die Gesetze des Männerbundes, die er dann seinem Volke mitteilt, nicht ohne dabei mehrfach auf Ungehorsam und Widerstand zu stoßen. So soll die Mythe auch die Rechte des Männerbundes gegenüber den zu Übergriffen neigenden Frauen legitimieren. – Der Schluß der Sage, Verbrennung des Zauberers und Entstehung der Paschiuba-Palme aus seiner Asche, ist nahe verwandt der Sage Nr. 62, die sich auf dieselben Mysterien bezieht. – Aus dem Holz der Paschiuba-Palme (Iriartea sp.) werden noch heute die großen Flöten verfertigt, die bei den Festen dieses Männerbundes geblasen werden. – Gewisse Züge der Sage erinnern an die Warrau-Mythe Nr. 2. – Uaku, Monopteryx sp.; aus den Samen wird ein Öl gepreßt. – Tokandyra, Cryptocerus atratus, große, sehr giftige Ameise.
61. Das Haus der Jungfrauen. – B.R. S. 119 ff. – Tukano, Rio Caiary-Uaupes. – Die Mythe gehört zum Sagenkreis des Caiary-Uaupes und stammt nicht vom Rio Branco, wie Barbosa Rodrigues angibt. Darauf deutet schon der Name des Sternbildes »Pino«, der in der Tukanosprache »Schlange« bedeutet. – Unter dem »Jungfrauenhaus« ist wohl (ähnlich dem Junggesellenhaus der Cherente in Nr. 76) eine Art Kloster zu verstehen, in dem die Mädchen bis zu ihrer Hochzeit in keuscher Abgeschlossenheit[326] lebten, und wo auch Kultgeräte aufbewahrt wurden. – Auch hier haben wir die geheimnisvolle Geburt des Heroen, der durch sein außergewöhnliches Äußere bei seinem Volke zunächst Furcht erregt, bis er sich durch Wundertaten Anerkennung verschafft und endlich zum Himmel geht. Auf der Suche nach der Mutter, die von einer Wasserschlange verschluckt wird, durchzieht er alle Länder, hinterläßt überall Söhne und wird so der Stammvater zahlreicher Nationen. – Agami, Trompetervogel, Psophia crepitans. Nach ihm ist eine Uferpflanze benannt, mit der sich, wie die Indianer sagen, die Trompetervögel beim Baden einreiben. In der Mythe reibt sich die Frau mit diesem Kraut ein und gehört dadurch erst zum Stamme des Gatten.
62. Die erste Paschiuba-Palme. – K. Gr. 1. S. 292 f. – Yahuna, Nordwestbrasilien, Rio Apaporis. – Die Entstehung der über einen großen Teil des nördlichen Südamerika verbreiteten Mysterien des Sonnenheros wird durch eine kurze Erzählung erklärt. Der Held ist der Erzeuger des Wachstums und trägt einen ausgeprägten solaren Charakter. Er ist die Sonne selbst. Er kommt von Osten aus dem großen »Wasserhaus«, wandert über die Erde und geht im Feuer gen Himmel. Die Verbrennung des Heros durch die Menschen wegen seiner magischen Eigenschaften ist ein vielen Mythen gemeinsamer Zug, der auch sonst in Südamerika vorkommt (vgl. die verwandte Isi-Sage Nr. 60). – Hervorzuheben ist der Hinweis auf das Meer, der sich in den Sagen vieler Inlandstämme findet und auf Wanderungen dieser Stämme oder der betreffenden Sagen schließen läßt.
63. Die Falken und die Sintflut. – N.U. S. 292 ff. – Tembe, Ostbrasilien (Para, Maranhão). Ein einfaches Märchen schließt mit einer Flutsage, die mehrere Anklänge an ähnliche Sagen in Guayana zeigt. – Auch hier soll das Verlaufen des Wassers durch Herabwerfen von Früchten festgestellt werden.
64. Die Tochter des Königsgeiers. – N.U. S. 295 ff. – Tembe. – Gehört zu den in Amerika weitverbreiteten Sagen vom »Besuch im Himmel« und ist Nr. 38 nahe verwandt, bis zu wörtlichen Übereinstimmungen (vgl. K. Gr. 2. S. 278 ff.). – Im Anfang der Erzählung findet sich das »Schwanenjungfrau-Motiv« (vgl. Nr. 15). – Janiparana: Gustavia brasiliana DC. – Trahira-Fisch: Erythrinus tareira Cuv.
65. Der Raub des Feuers. – N.U. S. 289. – Tembe. – Das Feuer ist hier, wie in Nr. 80 die Sonne, ursprünglich im Besitz des Königsgeiers.
66. Der Erwerb der Nacht. – N.U. S. 289 f. – Tembe. – Jakupewa und Arakwang, Penelope-Arten. – Uruwawa, Art Ziegenmelker. – Der Azang, der »taty« schreit, ist offenbar der Saçy, Sasy der Brasilianer: Coracina sp. Dieser Vogel ist manchen Stämmen heilig, weil er nach ihrem Glauben die Seelen der Verstorbenen in sich aufnimmt.
67. Der Knabe und der Bakurao. – N.U. S. 299 ff. – Tembe. – Man warnt noch jetzt die Knaben: »Schieße nicht auf Bakuraos,[327] sonst lassen sie dich jenseits des großen Flusses!« – Bakurao ist ein Ziegenmelker. – Wie hier der Knabe, so verbirgt sich in Nr. 75 die Frau vor ihrem Verfolger in dem Kropf eines Reihers. – Manduvi, Erdnuß: Arachis hypogaea L. – Jutahi, Leguminosa. – Kopayba: Copaifera.
68. Der rollende Totenschädel. – N.U. S. 290 f. – Tembe. – Bezieht sich unzweifelhaft auf den Mond (vgl. Nr. 85) und erinnert stark an den plötzlich auftauchenden, menschenfressenden Schädel in den Sagen der nordamerikanischen Prärieindianer, der schließlich in einen Abgrund kollert: die auf- und, in umgekehrter Stellung, untergehende Vollmondscheibe. (Vgl. Ehrenreich, Mythen S. 82.) Vielleicht gehört auch der gespenstische Kopf mit dem zahnbewehrten Rachen in der Karaja-Sage von den Zauberpfeilen, Nr. 74, hierher. – Sprechende Exkremente sind nichts Ungewöhnliches in indianischen Sagen. (Vgl. K. Gr. 2. S. 304) – Sipo, Schlingpflanze zum Binden.
69. Das Fest der Tiere. – N.U. S. 291 f. – Tembe. – Der Gesang des alten Jaguars bezieht sich auf die Fliegen über dem Aas der von ihm getöteten Tiere. Dadurch beleidigt er die betreffenden Tiere.
70. Der Ursprung des Honigfestes. – N.U. S. 294 f. – Tembe. – Die Entstehung eines Festes wird durch ein Märchen erklärt.
71. Kaboi. – P.E. S. 39. – Karaja, Zentralbrasilien, Goyaz. – Verwandt mit der Warrausage Nr. 1, nur daß dort von einem Herabsteigen des Volkes vom Himmel auf die Erde erzählt wird. – Aus Nordamerika kennen wir eine analoge Sage bei den Mandan.
72. Warum die Sonne langsamer geht. – P.E. S. 39. – Karaja. – Auffallende Übereinstimmung mit dem polynesischen Mauimythus.
73. Der Alligator und die streitbaren Weiber. – P.E. S. 41. – Karaja. – Amazonensage einfachster Form; in den Grundzügen nahe verwandt der Akawoiosage Nr. 34, was als einer der Beweise gelten kann für die kulturelle Beeinflussung, die die Karaja von Guayana her erfahren haben.
74. Die Zauberpfeile. – P.E. S. 43. – Karaja. – Zwei verschiedene Legenden sind hier in eine ziemlich lockere Verbindung gebracht. Vollständig erscheint nur die erste, die gemeinsame Züge aufweist mit Nr. 5, 39, 48.
75. Die Pirarukus. – P.E. S. 44. – Karaja. – Diese ziemlich zusammenhangslose und des Abschlusses entbehrende Legende ist augenscheinlich darauf berechnet, der Phantasie jedes Erzählers einigen Spielraum zu gewähren, um nach Belieben weitere Abenteuer und Begegnungen der Frau hinzuzufügen. Der Zusammenhang erscheint besonders an der Stelle gestört, wo das Kind vor Durst ein Vogel wird und davonfliegt; denn im folgenden wird nicht nur das Kind wieder genannt, sondern auch eine Schwester der Frau, von der vorher nicht die Rede war. – Im Anfang der Erzählung taucht der Piraruku (Sudis gigas Cuv.), ein Wels, nicht als Fisch aus dem Wasser, sondern merkwürdigerweise in der Federmaske[328] eines solchen, wie sie diese Indianer neben anderen Tiermasken bei ihren mysteriösen Tanzfesten in Gebrauch haben. – Wie hier die Frau, verbirgt sich in Nr. 67 der Knabe vor dem Verfolger in dem Kropf des Reihers. – Die »magische Flucht«, mit der die Sage schließt, ist ein weitverbreitetes Märchen, das in unzähligen Varianten teils selbständig erscheint, teils als Episode anderen Erzählungen eingefügt ist. Wir begegnen ihm in den meisten Gebieten Asiens und Nordamerikas, vereinzelt auch in Südamerika (Nr. 83), ferner in Europa (vgl. Grimms Märchen, Nr. 79; Nordische Volksmärchen, Bd. I, S. 58 f., Bd. II, S. 107; Russische Volksmärchen, S. 180 f., 263 f.) und Polynesien, wohin es wahrscheinlich durch asiatische Vermittelung gelangt ist. Als Entstehungsgebiet müssen wir Ostasien annehmen. Es ist häufig verbunden mit dem »Parasiten-Motiv«: Der Held oder die Heldin muß einen Dämon lausen, kratzen oder kämmen, erkennt dabei an Abnormitäten im Haar, am Kopfe oder im Nacken des Unholds dessen wahre Natur und sucht sich ihm durch die Flucht zu entziehen, wobei sie verschiedene Gegenstände hinter sich wirft, die sich in Hindernisse für den Verfolger verwandeln. Ehrenreich (Mythen, S. 83 ff.) hat sich eingehend mit dieser Frage beschäftigt.
76. Der Stern. – F.d.O. S. 395 ff. – Cherente, Zentralbrasilien, Rio Tocantins. – Eine typische Fiebertraumsage (vgl. Nr. 10). – Bei den Cherente wird der junge Mann in einer Art Kloster, koaran, dem Junggesellenhaus, erzogen. Er tritt als Knabe ein und bleibt darin, bis er heiratet. Die Sitte verlangt, daß die jungen Männer und Mädchen bis zur Hochzeit ihre Keuschheit bewahren. Wer dies nicht tut, erhält nur eine einfache Hochzeit, während die Keuschgebliebenen in wochenlangen Zeremonien zusammengegeben werden (vgl. Nr. 61). – Bacaba: Oenocarpus Bacaba Mart., eine hohe Fiederpalme.
77. Sintflut und Weltschöpfung. – T.B. 1. S. 57 ff. – Kaingang, Südbrasilien, Parana. – Diese Sage gibt die Erklärung von dem Verhältnis einiger Indianerstämme zueinander, ferner den Eigenschaften gewisser Tiere, endlich der Tatsache, daß fast alle Flüsse Südbrasiliens nahe der Küste entspringen und nach dem Innern des Landes, nach Westen, ihren Lauf nehmen, um sich mit dem Parana zu vereinigen. – Es ist eine Art politischer Tradition. Die durch das Konnubialverhältnis enger verbundenen eigentlichen Kaingang, Kame und Kayurukre werden mit den ihnen nicht stammverwandten, in eine gewisse Helotenstellung herabgedrückten, d.h. heute in einem Abhängigkeitsverhältnis zu den Kaingang stehenden Kuruton (oder Are) in Gegensatz gebracht. (Vgl. Ehrenreich, Mythen, S. 17.) – Kayurukre und Kame, die Ahnherren der nach ihnen benannten Horden, treten episodisch als Schöpfer auf, wobei sie in einem gewissen Antagonismus zueinander stehen. – Das Gebirge Krinjijinbe ist die sogenannte Serra do Mar oder auch Serra Geral, die sich längs der Küste Brasiliens hinzieht. – Sarakura ist eine Art Wasserhuhn: Gallinula plumbea Vieill., dessen Schreien den Regen anzeigen soll.
[329] 78. Sintflut. – T.B. 1. S. 61 f. – Are, Südbrasilien, Parana. – Die Verfolgungen, denen die Are oder Kuruton, ein fast erloschener primitiver Tupistamm im Staate Parana, noch heute von ihren Nachbarn ausgesetzt sind (vgl. Nr. 77), werden in ihrer eigenen Flutsage mit einem Frauenraub explanatorisch begründet. – Wie in der Kaingang-Sage schaffen auch hier die Tiere das neue Land. – Die Flut wird ausnahmsweise durch Regen hervorgebracht; ebenso in der Flutsage der Kaschinaua, Nr. 84.
79. Die Zwillinge. – T.B. 2. S. 62 ff. – Guarani, Südbrasilien, Parana. – Gehört zu den Bruder- und Zwillingsmythen (vgl. Nr. 3, 28, 80, 102) und hat besonders mit den entsprechenden Sagen der Karaiben und Warrau (Nr. 28 und 3), aber auch mit der Yurakaresage, Nr. 102, eine Reihe von Zügen bis zur wörtlichen Übereinstimmung gemeinsam. – Der Vater der Zwillinge hat hier, nach seinen Attributen (Krone aus roten Arara- und Tukanfedern und feurigen Augen) zu urteilen, einen unzweifelhaft solaren Charakter, während die Söhne später selbst sich in die Sonne und den Mond verwandeln. – Ahan ist der Waldgeist, der »Herr des Waldes«, Kurupira der Brasilianer.
80. Keri und Kame. – K.v.d. St. 1. S. 209 ff.; 2. S. 372 ff. – Bakairi, Zentralbrasilien. – Bruder- und Zwillingsmythe, die auf ganz primitiven Anschauungen beruht. (Vgl. Nr. 3, 28, 79, 102.) Abstammung von der Sonne: Der Name der Persönlichkeit, mit der diese Stammesmythe beginnt, Kamuschini, deutet auf die Sonne (kamu) hin. – Conceptio immaculata: Die Mutter der Heroen verschluckt zwei Fingerknochen von Bakairi und wird dadurch schwanger und zur Stammmutter des neuen Geschlechtes. – Der erste Teil der Legende spielt im Himmel, wo man noch heute die Begebenheiten in den Sternbildern usw. sehen kann. – Keri und Kame haben anfangs tierische Gestalt. Erst nach ihrer Verbrennung nehmen sie menschliche Gestalt an. – Sie zeigen deutliche Beziehungen zu Sonne und Mond. Beide Himmelskörper bringen sie als unbelebte Objekte, als Federbälle, in ihren Besitz. Keri wird der Herr der Sonne, Kame der Herr des Mondes, obwohl ihre Namen, die einer fremden (arowakischen) Sprache entnommen sind, die umgekehrte Bedeutung haben, was Ehrenreich (Mythen, S. 52, Anm. 1) damit zu erklären sucht, »daß bei dem betreffenden arowakischen Stamm, der die Bakairi-Mythologie beeinflußte, der Mond (keri) das wichtigere und bedeutsamere Wesen war. – Kame ist deutlich als Mondwesen charakterisiert.« Er wird zweimal verschlungen, von seinem Bruder befreit und wieder belebt. Die Worte, die er dabei spricht: »Ich habe gut geschlafen«, finden sich ebenso in zahlreichen Sagen dieser Art in ganz Amerika. – Zwischen den beiden Heroen herrscht, wie meistens in diesen Zwillingssagen, ein gewisser Antagonismus. Bisweilen artet dieser Gegensatz in Streit aus und endet mit einer Trennung oder sogar einem Totschlag. In der Bakairi-Legende wird der Gegensatz zwischen Keri und Kame durch die Verschiedenheit der Charaktereigenschaften erklärt. Keri erscheint kühner und stärker, aber auch intelligenter,[330] während Kame entschieden als Tölpel auftritt, der von seinem Bruder aus allerlei mißlichen Lagen gerettet werden muß. So »verbirgt sich hinter dieser Sage von den beiden Brüdern ein Naturmythus, der das Verhältnis von Sonne und Mond zueinander, ihren gemeinsamen und wieder getrennten Lauf, bei dem sie sich einander bald zu nähern, bald zu entfernen scheinen, sowie die wechselnden Phasen des Mondes zum Gegenstand hat« (Ehrenreich, Mythen, S. 51 f.). – Tukum-Palme: Astrocaryum; Buriti-Palme, im Norden Miriti genannt: Mauritia flexuoasa. Aus den Fasern beider Palmen drehen die Indianer Schnüre. – Kayabi, Stammesname der Nachbarn und heutigen Todfeinde der Bakairi. – Paranatinga, großer Nebenfluß des Tapajoz, an dem eine Abteilung der Bakairi wohnt. – Ronuro und Kulisehu, Quellflüsse des Xingu. Am Kulisehu wohnt die östlichste Abteilung der Bakairi. Der Ronuro ist berüchtigt wegen seiner Stromschnellen und Katarakte.
81. Der Jaguar und der Ameisenbär. – K.v.d. St. 1. S. 235; 2. S. 383 ff. – Bakairi. – Eine humorvolle Jägererzählung. Der Jaguar ist, wie fast immer in diesen Geschichten, der Dumme und wird von dem schlauen Ameisenbär (Myrmecophaga jubata) fortgesetzt betrogen und verspottet. (Vgl. Nr. 58, 111.) – Jatoba-Baum: (Hymenaea Courbaril, mit hohem, schlankem Stamm, an dem der Jaguar nicht hinaufklettern kann. Aus der Rinde werden die Kanus gemacht.
82. Der Welt Anfang. – B.R. S. 245 ff. – Munduruku, Zentralbrasilien, Rio Tapajoz. – Das Reich der Unterwelt ist, wie in Nr. 71, das Ursprungsland der Menschen. Hier wird es zufällig durch ein Gürteltier entdeckt, das ein Loch in die Erde wühlt, aus dem nun Stämme der Menschen hervorkommen. – Die Proben, die der Held zu bestehen hat, weisen eine gewisse Verwandtschaft mit den Sagen vom »Besuch im Himmel« auf; vgl. Nr. 38, 64. – Tukuma-Palme: Astroaryum Tucuma. Der Stamm ist mit langen, starken Stacheln besetzt.
83. Die magische Flucht. – B.R. S. 131 f. – Munduruku, Zentralbrasilien, Rio Kanuma. – Vgl. Nr. 75 und die Anmerkung zu Nr. 75. – Die rückwärts gekehrten Füße, an denen das eine Mädchen den Waldgeist erkennt, und die Unfähigkeit, einen Fluß zu überschreiten, sind Eigenschaften des Kurupira, der in so vielen Sagen der Indianer des Amazonas und Rio Negro eine Rolle spielt (vgl. Nr. 48 ff.). – Der Karang (Carão), Aramus scolopaceus, lebt an den Ufern der Gewässer und nährt sich von Sumpfschnecken, die er geschickt aus ihren Gehäusen herauszuziehen weiß. – Der Waldgeist bewahrte seinen Talisman, irgend ein Zaubergerät, vielleicht einen Bergkristall, wie ihn die Zauberärzte bei der Krankenkur gebrauchen, in einem Schneckengehäuse auf.
84. Die Sintflut. – C.A. S. 481 ff. – Kaschinaua, Westbrasilien, Alto Jurua. – Ursprüngliche Flutsage, verbunden mit dem Zwillingsmotiv. Ein Zwillingspaar verschiedenen Geschlechts,[331] das nach dem gewaltsamen Tod der Mutter durch den Krebs mittels einer Art Kaiserschnittes zum Leben befördert wird, gibt die Stammeltern des neuen Volkes. – Einer der Nachkommen holt die Dunkelheit, die in einer kleinen Kürbisflasche verwahrt ist, ferner die Stechmücken, die Wespe und den Schmetterling. – Eine Strafe wegen schlechten Hörens findet sich auch in der Sintflutsage der Kaingang, Nr. 77. – Ähnlich schließt eine Mythe der karaibischen Tamanako am Orinoco: Als ihr Heros Amalivaca von ihnen Abschied nahm, um in seinem Boot nach der anderen Seite des Salzwassers, von wo er gekommen war, zurückzukehren, rief er ihnen mit veränderter Stimme zu: »Ihr werdet die Haut verändern!« d.h. ihr werdet euch ewig verjüngen, wie die Schlangen, Blatten usw. Ein altes Weib aber rief zweifelnd aus: »Oh!«, was Amalivaca so verdroß, daß er nun sagte: »Ihr sollt sterben!« (Richard Schomburgk: Reisen in Britisch Guiana. Leipzig, 1848, Bd. II, S. 320. Nach P. Salvator Gilij.) – Pium, kleine Tagesstechmücke: Simulium sp. – Karapana, große Nachtstechmücke, Mosquito: Culex sp. – Mulattenbaum, »pau mulato« im Brasilianischen, eine Einchonacea, sehr hoher Baum, der seine Rinde abwirft: Enkylista Spruceana Benth.
85. Der Mond. – C.A. S. 458 ff. – Kaschinaua. – Eine für die Mondmythologie wichtige Sage. Die Vermutung, daß der rollende Schädel, der in so vielen Sagen der nordamerikanischen Präriestämme eine Rolle spielt, der Mond sei, erhält hier eine neue und zwar direkte Bestätigung; vgl. Nr. 68 und vielleicht Nr. 74. (Vgl. Ehrenreich: Mythen, S. 82; Die allgemeine Mythologie und ihre ethnologischen Grundlagen. Leipzig, 1910. S. 209, 220). In der altweltlichen Mythologie sind solche Häupter auf die Sonne zu beziehen. – Die Worte, die der Kopf hier zu sich selbst spricht, bevor er sich entschließt, zum Himmel zu gehen und Mond zu werden, finden sich ähnlich in einer von mir aufgezeichneten Mondmythe der Taulipang (K. Gr. 2. S. 54.). Dort steigt der Mond an einer Liane, hier an einem Garn in die Höhe. – Die geheimnisvollen Beziehungen des Mondes zum Geschlechtsleben des Weibes werden hier erklärt. Ebenso wird die Entstehung der Sterne und des Regenbogens explanatorisch begründet. – Austausch von Pfeilen zwischen zwei bis dahin feindlichen Stämmen ist ein Friedenszeichen. – Kuta-naua und Mari-naua sind Stammesnamen und bedeuten »Leute der Jacy-Palme« und »Leute des Aguti«. – Federkrone aus den gelben Schwanzfedern des Japu: Cassicus cristatus. – Nisch'po ist ein Strauch, der, gekaut, die Zähne schwarz färbt. – Makaschera, süße, ungiftige Maniok: Manihot Aypi Pohl. – Kara, Inhame, Knollenfrüchte: Dioscorea-Arten. – Bakupary, Fruchtbaum: Platonia insignis Mart. – Timbo, giftige Liane, um Fischwasser zu vergiften: Paullinia pinnata L.
86. Der wunde Mann, die Aasgeier und die Ratte. – C.A. S. 268 ff. – Kaschinaua. – Im Gegensatz zu der Unbarmherzigkeit der Menschen spielen, wie in vielen Märchen, hilfreiche[332] Tiere eine Rolle. – Zu dem Satz: »Meine Leute versammelten sich und sprachen die ganze Nacht«, ist zu bemerken, daß bei vielen Stämmen Südamerikas die Sitte herrscht, in der Nacht vor einem Jagd- oder Fischzug zusammenzukommen und Zauberformeln zu sprechen, um reiche Beute zu erlangen. – »Fluß des roten Arara« ist der Humayta, ein Zufluß des Muru, Nebenflusses des oberen Jurua. – Surubim, Art Wels: Platystoma sp. – Poikama, Hunu, Ascha sind verschiedene Arten eines vegetabilischen Fischgiftes.
87. Lehmhans. – C.A. S. 274 ff. – Kaschinaua. – Der Töpfervogel, von den Brasilianern »João de barro«, »Lehmhans«, oder »Bemtevi« (nach seinem Ruf) genannt, der kunstvolle Nester nach Art unserer Hausschwalbe baut, lehrt die Indianer den Hausbau und die Töpferei.
88. Wie der Hirsch die Kaschinaua den Ackerbau lehrte. – C.A. S. 235 ff. – Kaschinaua. – Urikury und Jacy sind Palmenarten; Urikury oder Urukury: Attalea excelsa, Palme mit riesigen Blattwedeln.
89. Nasenbär, Taube und Faultier. – C.A. S. 240 ff. – Kaschinaua. – Die Taube ist braunrot, als wenn sie mit Urukufarbe bemalt wäre, während das Faultier ein unscheinbares, schwärzlich-graues Fell hat, ähnlich der Genipafarbe von der Baumfrucht Genipa brasiliensis, die den Indianern zum Körperbemalen dient.
90. Die Jaguarin, die ihre Enkel fraß. – C.A. S. 276 ff. – Kaschinaua.
91. Wie der Zitteraal entstand. – C.A. S. 305 ff. – Kaschinaua. – Pirahiba, Surubim, Piraruku, Piranya, Trahira, Jandia oder Jundia sind Fischarten.
92. Wie die Wespe die Aasgeier betrog. – C.A. S. 245 ff. – Kaschinaua.
93. Isch'tika, die Kröte. – C.A. S. 227 ff. – Kaschinaua. – Ähnelt im Anfang etwas dem Arowakenmärchen von Adaba, Nr. 17.
94. Der Krüppel, der sich in eine Schildkröte verwandelte. – C.A. S. 196 ff. – Kaschinaua. – Gemeint ist die Landschildkröte (Testudo tabulata), die mit krummen Beinen komisch dahinwatschelt. Sie spielt, wie wir gesehen haben, in vielen indianischen Märchen eine Rolle.
95. Die Ratte, die sich in die Fledermaus verwandelte. – C.A. S. 254 ff. – Kaschinaua. – Papaya: Carica Papaya L., melonenähnliche, wohlschmeckende Baumfrucht.
96. Der auferweckte Ameisenbär. – C.A. S. 259 ff. – Kaschinaua. – Spott auf Jäger, die nicht Knochen eines Tapirs von menschlichen Gebeinen unterscheiden können.
97. Dohit. – E.N. 2. S. 247 ff.; 3. S. 598 ff. – Mosetene, Bolivien. – Dohit ist nach dieser Mythe eine Art Donnergott. Der Name seines Kameraden Keri bedeutet in vielen arowakischen Sprachen den Mond. Auch ist es der Name eines der Kulturheroen der karaibischen Bakairi (vgl. Nr. 80), die das Wort sicherlich[333] von ihren arowakischen Nachbarn entlehnt haben. Auch die Mosetene haben als Nachbarn Arowaken, von denen sie wahrscheinlich kulturell beeinflußt sind.
98. Die große Schlange. – E.N. 2. S. 251 ff.; 3. S. 602 ff. – Mosetene.
99. Von dem Regenbogen, Opito. – E.N. 2. S. 255. – Mosetene. – Gewisse Anklänge an Nr. 36. – Chicha, gegorenes Getränk aus Maniok oder Mais.
100. Weshalb die Boaschlangen nicht Menschen fressen. – E.N. 2. S. 255 f. – Mosetene. – Jonas-Motiv, nach Ehrenreich (Mythen, S. 53) »wohl das universellste aller mythischen Elemente«. Ein nicht seltener Zug ist, daß der Held bei dem Abenteuer sein Haar verliert. – »Mari« bezeichnet eine aus Baumwolle gewebte Tragtasche. – »Tii« bezeichnet den blauschwarzen Saft der Genipafrucht, der zur Körperbemalung dient und lange in der Haut haftet.
101. Der Wildschweinkobold. – E.N. 2. S. 470 ff.; 3. S. 608 ff. – Tumupasa-Takana, Bolivien. – Das in indianischen Sagen so beliebte Motiv der »bösen Schwiegermutter«, die schließlich ihre Strafe erhält.
102. Tiri und Karu. – A. d'O. S. 209 ff.; B.R. S. 252 ff. – Yurakare, Bolivien. – Für die Vergleichung sehr wichtige Mythe, die, ausgehend von einem Sinbrand, zunächst das Verhältnis von Sonne und Mond im Sinne des Orpheus-Motivs behandelt. Der aus dem Baum entsprossene Mann scheint wegen seiner Zerstückelung und Wiederzusammensetzung ein Mondwesen zu sein. Wie in der Sage von Orpheus und Eurydike folgt er der Sonne oder in diesem Fall der Sonnentochter und verschwindet, als diese sich umdreht. – Die folgenden Erzählungen von den Erlebnissen und Taten des Tiri und Karu gehören ihrem ganzen Charakter nach zu den Bruder- oder Zwillingssagen (vgl. Nr. 3, 28, 79, 80), obwohl Karu aus einem Nagel Tiris geschaffen, also gewissermaßen sein Sohn ist. Auch dieses Heroenpaar trägt solaren und lunaren Charakter. Karu, der Schwächere der beiden, dessen Knochen von Tiri zusammengesucht und neu belebt werden, ist als Mond aufzufassen. – Das Aufsteigen aus einer anderen Welt durch ein Loch findet sich auch in Nr. 1, 71, 82 und ist ein in nordamerikanischen Mythen sehr gewöhnlicher Zug. – Mani-Strauch: Pistacia terrestris.
103. Warum die Guarayu im Rausch ihre Frauen prügeln. – J.C. S. 76 f. – Guarayu, Bolivien. – Episode aus der Stammessage der Guarayu, eines Guaranistammes Ostboliviens. – Die Frucht Camaapu ähnelt einer kleinen, runden Tomate und ist von süß-säuerlichem Geschmack. – Die Keule ist ein Stock aus dem schweren Holz der Chonta-Palme, Guilielma insignis.
104. Die Pfeilketten. – J.C. S. 78. – Guarayu. – In ähnlichem Zusammenhange kommt die »Pfeilkette« in einer von Barbosa Rodrigues aufgezeichneten Legende vom Jamunda, einem linken Nebenflusse des unteren Amazonas, vor (vgl. Ehrenreich,[334] Mythen, S. 37). In Nordamerika findet sich dieses Motiv vielfach in Verbindung mit der weit verbreiteten Mythe vom »Besuch im Himmel«: Der Held oder häufig zwei Brüder steigen mittels der Pfeilkette zum Himmel auf, um die Tochter des Himmels- oder Sonnenhäuptlings zu freien, und haben dort gewöhnlich drei schwere Proben zu bestehen (vgl. Ehrenreich, Mythen, S. 49 f.). Offenbar handelt es sich um einen uralten amerikanischen Sagenstoff.
105. Weltuntergang und Raub des Feuers, I/II. – E.N. 1. S. 251 ff. – Chane, Bolivien. – Zwei ganz verschiedene Sagen, die denselben Stoff bei demselben Volk behandeln. Dies ist dadurch zu erklären, daß die Chane ein versprengter Stamm sind, der keine eigene selbständige Kultur mehr hat. Version I ist wahrscheinlich ihre eigene, während sie Version II von ihren Nachbarn und einstigen Herren, den Chiriguano, übernommen haben. – »Anya« sind die Toten. Unter diesen gibt es mehrere, die »tunpa«, d.h. »groß« sind und übermenschliche Kräfte besitzen. Die Anyatunpa greifen in das Leben der Menschen ein; besonders die Zauberer stehen mit ihnen in Verbindung. – Eine solche anthropomorphe Auffassung der Sonne wie in I ist in Südamerika selten (vgl. Nr. 35). – Die Gewinnung des Feuers durch Tiere ist ein universell verbreitetes Motiv.
106. Die Erschaffung der Welt. – E.N. 1. S. 260 ff. – Chane. – Zwei der Tunpas, die in diesen Sagen auftreten, haben Tiernamen, Aguaratunpa (Fuchsgott) und Tatutunpa (Gürteltiergott). Es ist ein inniger Zusammenhang zwischen Menschen und Tieren. Diese Tunpas haben menschliche Leidenschaften, und besonders die Geschichte des Fuchsgottes ist eine Schilderung von allerlei Kniffen und Verbrechen. – Der Gürteltiergott ist etwas besser und steht auch höher (E.N. 1. S. 258, 260.). – Der »Weltbaum, der alle Früchte trug«, spielt in Sagen Guayanas eine große Rolle (vgl. Nr. 29; K. Gr. 2. S. 33 ff., 259 ff.). – Algarrobo: Prosopis alba. Aus den Früchten brauen die Indianer ihr Bier. – »Ava« (Menschen) nennen die Chiriguano sich selbst. – Die Verteilung der verschiedenen Güter an die Indianer und die Weißen ist ein moderner Zusatz zur Sage; ein Motiv, das sich in etwas anderer Fassung auch in anderen Gegenden Amerikas findet. – Viscacha: Lagostomus; kleines Nagetier aus der Familie der Chinchillidae. – Tikitikiru-Käfer, wahrscheinlich eine Carambycide.
107. Tatutunpas und Aguaratunpas Verheiratung. – E.N. 1. S. 264 ff. – Chane. – Parallele mit Nr. 41, in der auch ein selbständiges Grabscheit und andere Zaubergeräte beim Ackerbau eine Rolle spielen. – Chiqueritunpa ist »der große Häuptling, der den Donner hervorbringt« (E.N. 1. S. 258.)
108. Wie Aguaratunpa seinen Bruder nach dem Himmelsgewölbe schickte. – E.N. 1. S. 270 f. – Chane. – Ein Bruder macht den anderen wieder lebendig; ein in den amerikanischen Mythologien ungemein häufiges Motiv. In der Regel erwacht[335] der Gerettete mit den Worten: »Ich habe lange geschlafen«. (Vgl. Nr. 80.) Das allmähliche Wiederbelebtwerden und Erwachen des geretteten Bruders kennzeichnet diesen als Mond.
109. Die Frau, die ihrem Manne nach Aguararenta folgte, I/II. – E.N. 1. S. 255 ff. – Chane. – Aguararenta (Fuchsdorf) ist ein Dorf, wo die Toten (anya) wohnen. Es liegt im Osten. Des Nachts sind die Toten dort in Menschengestalt; am Tage gehen sie als Füchse, Ratten und andere Tiere umher oder gehen in einen Baumstamm. Jede Nacht sind in Aguararenta große Trinkgelage. Alle Chane kommen dorthin. Es ist ihr Totenreich, ihr Jenseits. Auch Lebende haben Aguararenta besucht und erzählt, was sie gesehen haben. Dieser Glaube ist auf Träume gegründet, die als wirkliche Erlebnisse gelten (E.N. 1. S. 255, 257).
110. Der Fuchs und der Jaguar. – E.N. 1. S. 289 ff. – Chane. – Diese Sage hat nach Nordenskiöld eine weite Verbreitung in Bolivien. In etwas anderer Fassung hörte er sie auch in Mojos, Ostbolivien.
111. Wie die Schildkröte den Jaguar tötete. – E.N. 1. S. 291 f. – Chiriguano, Bolivien. – Gehört zu den in Südamerika weit verbreiteten Tierfabeln mit der Tendenz: Schlauheit überwindet rohe Kraft. (Vgl. Nr. 58).
112. Die Liebesgeschichte des Kolibri. – E.N. 1. S. 292. – Chiriguano.
113. Wettlauf zwischen Zecke und Strauß. – E.N. 1. S. 292 f. – Chiriguano. – Gehört zur zweiten Gruppe der über die ganze Welt verbreiteten Wettlaufmärchen mit dem Motiv »Hängen am Gegner« (vgl. Nr. 56, 117).
114. Das Mädchen, das der Kondor raubte. – E.N. 2. S. 168 f. – Quichua aus Saipina, Bolivien.
115. Der alte Latrapai. – R.L. S. 31 ff. – Pehuenche (Araukaner), Chile. – Gehört in die Klasse der Sagen vom »Besuch im Himmel« (vgl. Nr. 38, 64) und stimmt mit den entsprechenden nordwestamerikanischen Sagen auffallend überein. Unter den Proben, die die Helden zu bestehen haben, ist der »Stachelsitz« ein weit verbreitetes Motiv (vgl. Nr. 82). – Das Märchen von Latrapai gehört offenbar zu den ältesten Sagen der Araukaner, die Lenz aufgezeichnet hat, dessen Material sonst stark mit europäischen Bestandteilen gemischt ist (vgl. Ehrenreich, Mythen, S. 46, 49, 76; K. Gr. 2. S. 278 ff.). – Latrapai ist nach Lenz ein rätselhaftes Ungeheuer der Pampa. – Pillan ist der Donnergott, wahrscheinlich die höchste Gottheit der alten Araukaner. Sein Name lebt in mehreren chilenischen Ortsnamen fort. – Die Brüder werfen die Nacht in einen Topf, damit vier Jahre lang ununterbrochen Nacht sei. Man sollte eher erwarten, daß der Tag (die Sonne) in einen Topf getan würde, damit es Nacht wird. In der Schöpfungslegende der Bakairi, Nr. 80, stülpen die Zwillingsheroen zeitweilig einen Topf über Sonne und Mond und schaffen dadurch erst den Wechsel von Tag und Nacht.
116. Die Totenbraut. – R.L. S. 29 ff. – Pehuenche. – Bürgers[336] »Lenore« im Indianischen. – Ähnliches Motiv in Nr. 10. – Die Eheschließung bei den Araukanern ist formell Raub und Kauf. Der Bräutigam entführt die Braut oder läßt sie durch Freunde rauben. Darauf kommt der Vater des Mädchens und verlangt die Bezahlung. Erst wenn diese geleistet ist, wird die Braut rechtmäßiges Eigentum des Mannes (vgl. R.L. S. 236). – Wie die Pferde wird hier auch die Frau auf dem Grabe des Mannes getötet.
117. Wettlauf zwischen Bremse und Fuchs. – R.L. S. 44. – Pehuenche. – Gehört, wie Nr. 113, zur zweiten Gruppe der Wettlaufmärchen mit dem Motiv »Hängen am Gegner«.
1 | Die Überschriften der Märchen sind zum Teil andere als bei Roth. |
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