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Die Indochinesen sind reich an Märchen und Erzählungen verschiedener Art, die sich theils in ihrer Literatur geschrieben finden, theils mündlich fortgepflanzt werden. Sie tragen vielfach das Gepräge eines indischen Ursprungs, oder lehnen sich an das Chinesische, andere sind aus dem Malayischen übersetzt, andere wieder aus dem Javanischen, indem sich die verschiedenartigsten Einflüsse auf der hinterindischen Halbinsel gekreuzt haben. Daneben her laufen die historischen Sagen der nationalen Traditionen, und dann findet sich noch ein unerschöpflicher Fabelschatz, der den heiligen Textbüchern entnommen ist, vorzüglich den 550 Vorexistenzen Buddha's, welche die kleineren heißen, im Gegensatz zu den zehn letzten oder großen Wuttu's der Xataka.
Von den hier folgenden Uebersetzungen sind die birmanischen Märchen nach mündlicher Mittheilung aufgezeichnet, die siamesische Erzählung dagegen ist aus einem Buche niedergeschrieben, das ich in Bangkok entlehnte und das den Titel »Sibsonglien« führte. Es enthält einen Kreis von 12 Erzählungen, die, wie in der Einleitung bemerkt wird, auf den 12 (sibsong) Ecken (lien) des Sarkophages eines berühmten Königs (Naosavan genannt) gefunden wurden. Das Buch, welchem das letzte Märchen entnommen ist, heißt »Pisat-Pakaranam« und enthält Gespenstergeschichten in jener in einander gewebten Form, wie sie bei den indischen Fabelsammlungen häufig wiederkehrt.