Anmerkungen.

[Die Seitenzahlen beziehen sich auf die Originalausgabe. Der Hrg.]
I. Siddhi-K ýr.
XIV. Erzählung.

[119] S. 3. Z. 4. Nâgârdschuna. Stifter der buddhistischen Mahâjâna-Lehre, als buddhistischer Lehrer und Heiliger hochgefeiert. Vgl. meine »Kalmükische Märchen« (Leipzig 1866) S. 66.

S. 3. Z. 7. Siddhi-K ýr. Vgl. Kalm. Märchen S. 66.

S. 4. Z. 6 v.u. Dâkinîs sind sonst weibliche Unholde, die nur in der Nacht besonders auf Leichenstätten ihr Unwesen treiben. Doch ist hier wohl eher an die Râginîs zu denken, holde weibliche Genien, Verkörperungen der die Lüfte erfüllenden Töne und Melodien. Beide Vorstellungen haben sich wahrscheinlich mit einander vermischt. Vgl. übrigens I.J. Schmidt, Geschichte der Ostmongolen und ihres Fürstenhauses von Ssanang Ssetsen u.s.w. St. Petersburg 1829. S. 438 ff.

S. 8. Z. 6. Lama. Buddhistischer Oberpriester.


XV. Erzählung.

S. 11. Z. 7. »abaraschika« ist natürlich ein erdichtetes Wort.

S. 11. Z. 15. Das Diamantenreich Mittelindiens ist Magadha, von wo die Buddha-Lehre ausgieng.

S. 15. Z. 1 v.u. Die Fünfzahl ist im Buddhismus überaus häufig. Man vgl. W. Wassiljew, Der Buddhismus, seine Dogmen, Geschichte und Literatur. Aus dem Russischen übersetzt. St. Petersburg 1860. S. 207. 212 und an vielen andern Stellen. – Auch ein Epitheton Buddha's ist: »der die fünf Kenntnisse besitzende«.


XVII. Erzählung.

[120] S. 18. Z. 13. Die drei Kostbarkeiten oder Kleinodien, die drei höchsten buddhistischen Glaubensgüter, die immer angerufen werden, sind: Buddha, seine Lehre (das Gesetz, die religiöse Satzung, Glaubenslehre) und die Versammlung, der Verein der Geistlichkeit (der Klerus, die Kirche, die Gemeinschaft der Heiligen). Näheres bei W. Schott, Ueber den Buddhaismus in Hochasien und in China. Berlin 1846. S. 39 f. 127 f. – C.F. Köppen, Die Religion des Buddha, 2 Bde. Berlin 1857. 1859. I. 373. 550–553. II. 292–294.


XVIII. Erzählung.

S. 23. Z. 6. Man vgl. hiezu die täuschende Aehnlichkeit eines alten französischen Fabliau, auf welche schon Benfey (Pantschat. I.S. XXV) aufmerksam gemacht; es findet sich ausführlich bei Barbazan, Fabliaux et contes des poètes françois des XI.–XV. siècles. Nouvelle édition, augmentée et revue par Méon. 4 voll. Paris 1808. IV. 287–295. – Man vgl. auch den Aufsatz von Fel. Liebrecht in Benfey's Orient und Occident 1862. I. 116–121 und dazu Benfey 136–138.

S. 25. Z. 1 v.u. Sûrja ist das sanskritische, bagatur das mongolische Wort für »Held«. Derartige Nebeneinanderstellungen sind häufig.


XIX. Erzählung.

S. 28. Z. 9. Sanggasba ist vielleicht tibetisch: bsang.grags.pa = »guter Ruhm«; möglicher Weise steckt aber auch in dem ersten Worttheile das mongolische ssang »Schatz«, also: der »schatzberühmte«, wozu dann Z. 18 gleichsam die Uebersetzung, Z. 1 und 2 v.u. und S. 29. Z. 5 v.u. Ausführungen enthalten würden.

S. 30. Z. 6. Garuda ist der indische Wundervogel, König der Vögel, Träger Wischnu's; hier ist sein Bild festlich aufgeputzt und mit wallenden Seidenstoffen, der gewöhnlichen Verzierung der heiligen Bilder und Altäre, behangen.

S. 30. Z. 8. Solche beim Opfer gebrauchte Figuren (mong. baling, tibet, gtor. ma) sind aus Mehl- oder Reisteig verfertigt und gewöhnlich[121] pyramidenförmig. Beim sog. »braunen Brandopfer« werden die Teigpyramiden mit verschiedenen brennbaren, in Watte u. dgl. gewickelten Gegenständen umhüllt, das Ganze mit brauner Farbe überzogen und dann angezündet.


XX. Erzählung.

S. 36. Z. 1–2. Der Mango-Baum = Mangifera indica. »Kalm. Märchen« S. 4. – Die Axt »weisser Mond« ebendas. S. 6 und 67.


XXI. Erzählung.

S. 41. Z. 2. Der goldfarbige Fluss ist skr. die Hiraṇjavatî.

S. 41. Z. 18 ff. Ueber solche Almosenvertheilungen vgl. Köppen I. 581 f.

S. 42. Z. 8 v.u. Der gewöhnliche Branntwein ist destillirter Milchbranntwein aus Stutenmilch, der sehr berauschend ist. Ueber die Zubereitungsart vgl. P.S. Pallas, Sammlung historischer Nachrichten über die Mongolischen Völkerschaften. 2 Thle. St. Petersburg 1776. 1801. I. 132 ff.

S. 45. Z. 11 ff. Als Thron wird natürlich das Weberschiff verwendet. – Die Verbindung des Mondes und des Hasen, über deren weitere Verbreitung man Liebrecht in Lazarus und Steinthal's Zeitschr. Bd. V.H. 1 sehe, hat bei den Mongolen noch ihre besondere Bedeutung; die Flecken im Monde sind die Figur eines Hasen, dahin versetzt zur Erinnerung daran, dass einst Çâkjamuni sich in einen Hasen verwandelt hatte, bloss um einem verhungernden Wanderer als Nahrung zu dienen. s. Benj. Bergmann, Nomadische Streifereien unter den Kalmüken in den Jahren 1802 und 1803. 4 Thle. Riga 1804–1805. III. 40.

S. 45. Z. 17. Churmusta = Indra, Herrscher der Himmelsgötter, König der Erd- und Elementargeister, Herr und Schutzgeist des gesammten Erdenrundes.


XXII. Erzählung.

S. 46. Z. 5. Vgl. hiezu »die Wunderharfe« in Kletke's Märchensaal. 1845. II. 131–132 (S. 319: aus Keating's Gesch. Irlands[122] von W. Lindau übers. im Morgenblatt. 1810. Nr. 237) und Wuk Steph. Karadschitsch, Srpske narodne pripovijetke. Wien 1853. S. 189–192: König Trojans Ziegenohren.

S. 46. Z. 11–12. Schwarz-China (Chara Kitad) heisst sonst der nördliche Theil Chinas. – Daibang-Chân (chines. Tai-ping = Ruhe, Glück) ist eine gewöhnliche mongolische Bezeichnung für den chinesischen Kaiser.


XXIII. Erzählung.

S. 53. Z. 4. v.u. Die drei kostbaren Kleinodien s. zu S. 18. Z. 13. Statt Priesterwürde sollte es richtiger heissen Priesterschaft die Gesammtheit der Geistlichkeit (Klerus, Kirche).

S. 54. Z. 10 ff. Drachenfürsten. Die Drachen, Schlangen, Schlangendämonen (skr. nâga, tib. klu, mong. ) spielen in der indischen Mythologie eine grosse Rolle; sie gehören zu den göttlichen, Wunderkräfte besitzenden Thieren; ihre Lebensdauer reicht weit über die menschliche hinaus; sie haben ihre Könige.

S. 54. Z. 15. Das Abhandenkommen des Goldfrosches wird gar nicht gemeldet.

S. 56. Z. 3. Was S. 55. Z. 11 ff. eine Eule hiess, ist jetzt ein Garuda.

S. 56. Z. 9 v.u. Mirjalaktschi. Ich habe das Wort mirjalaktschi mit »Fettmacher« übersetzt, ohne von der Richtigkeit überzeugt zu sein. Ich glaube vermuthen zu dürfen, dass damit etwa scherzweise ein Dickbauch oder Fettwanst bezeichnet werde, ein Füllhorn u. dgl. (vgl. das Horn der Amalthea, Preller griech. Mythol. 2. Aufl. I. 30 f. 103. II. 245. Anm. 1), allenfalls wie wir in ähnlicher Weise von einem »Dukatenscheisser« sprechen.

S. 56. Z. 1 v.u. Dschambudvîpa (skr. Insel des Dschambu) nach buddhistischer Kosmologie der südliche von den vier Welttheilen, die als Inseln um den Götterberg Mêru (Sumêru) lagernd gedacht werden, vorzüglich Indien, dann das ganze bekannte Festland begreifend. Den Namen hat die Insel von einem riesigen Dschambu-Baum (Eugenia Jambolana, Rosenapfel), der auf der Spitze des Mêru als Standarte über das ganze Land erhoben ist. Böhtlingk und Roth Sanskrit-Wörterb. III. 39. – Köppen I. 232–234.

[123] S. 57. Z. 11. Mit dem Verbrennen der Hundehülle vgl. das ähnliche Verbrennen des Vogelhauses in der VII. Erzählung der »Kalm. Märchen« S. 41.

S. 57. Z. 16 ff. Vgl. den ähnlichen Zug in den »Kalm. Märchen« I. Erz. S. 6.

S. 57. Z. 6 v.u. Die fünf Farben sind gewöhnlich: blau, weiss, grün, gelb, roth. Köppen II. 307. Anm. 3. – Die sieben Kostbarkeiten werden verschieden aufgeführt: Gold, Silber, Lasurstein, Krystall, rothe Perlen, Diamant, Korallen; daneben Rubin und Smaragd; anderwärts fehlt Gold und Silber. Köppen I. 540 f.

S. 59. Z. 18. Die Himmelsgötter stehen in keinem so grossen Abstand von den Menschen; sie sind eben auch nur Uebergangswesen von der Menschheit zur Buddha-Würde. Sie sind der Täuschung, Sünde und Metempsychosis unterworfen wie jede niedere Creatur. Sie wohnen zwar in den Götterhimmeln, aber diese gehören so gut wie unsere Erde noch in die dritte oder unterste, der Zerstörung unterliegende Welt; daher theilen sie auch bei jeder Weltzerstörung das Schicksal der Erde; nur kommen sie zuletzt an die Reihe, da sie aus weit feinerem Stoffe sind. Der ätherische Leib auch der niedrigsten dieser Götter oder Genien widersteht dem Alter und der Auflösung weit länger als der menschliche; auch können sie andere Gestalten annehmen und sich unsichtbar machen, eine Gabe, die der Erdbewohner selten erwirbt. Erst die Regionen der Buddhas sind über unsere Welt erhaben und bilden, von der Zerstörung unberührt, die erste und zweite Welt. Schott Buddhaismus S. 5.

S. 60. Z. 3. Die Thaten Gesser-Chân's bilden den Gegenstand der mongolischen Heldensage. Vgl. Die Thaten Bogda Gesser Chan's, des Vertilgers der Wurzel der zehn Uebel in den zehn Gegenden. Eine ostasiatische Heldensage, aus dem Mongolischen übers. von I.J. Schmidt. St. Petersburg 1839. – Dazu W. Schott, Ueber die Sage von Geserchan. Abhandl. d. Berl. Akad. Philos.-hist. Cl. 1851. S. 263–295.

S. 60. Z. 7. Tschintâmaṇi (skr. Gedanken-Edelstein) ist »ein Edelstein, der die Zauberkraft besitzt das herbeizuschaffen, worauf der Besitzer seine Gedanken gerichtet hat« (Böhtlingk und Roth Sanskrit-Wörterb. II. 1030).

S. 60. Z. 10. Dschambudvîpa s. zu S. 56. Z. 1 v.u. – Z. 12. Nâgârdschuna s. zu S. 3. Z. 4.[124]


II. Ardschi-Bordschi.
Einleitung.

S. 63. Z. 6. Ardschi-Bordschi den Mongolen mundgerecht gemacht aus ràdschà Bhodscha »König Bhodscha.« Vgl. Lassen, Indische Alterthumskunde II. 806.

S. 64. Z. 3. Bodhisattva (skr. Bodhi-Wesenheit, derjenige, dessen Wesenheit (sattva) die höchste Weisheit (bodhi) geworden, der also ganz mit dieser gesättigt und in sie aufgegangen ist) ist in der langen Kette des buddhistischen Geburtenwechsels der Name für diejenigen, die nur noch eine einzige Geburt zu bestehen haben, um als allerherrlichst vollendete Buddhas zu erscheinen: die Stufe, die dem Buddha vorhergeht. Schott Buddhaismus S. 49 f. Anm. 3. – Köppen I. 312 f. 422–426. II. 18 f. – Wassiljew S. 6. 106. 134 f.

Solche Bodhisattvas erscheinen unzählige Male in leibhaftiger Menschengestalt als fleischgewordene Heilige, um an dem Geschäfte der Erlösung der lebenden Wesen weiter zu arbeiten. Als solche haben sie unbegränzte Wunderkraft. Einen solchen vermuthet hier Ardschi-Bordschi nach diesen wunderbaren Anzeichen.

S. 64–67. Der veruntreute Edelstein. Vgl. die täuschende Aehnlichkeit in Tausend und eine Nacht, 589.–593. Nacht, bei Weil (Pforzheim 1842) Bd. III. S. 364–379, und speciell S. 374–379.

S. 68. Z. 2 ff. s. zu S. 64. Z. 3. – Buddha, die höchste Stufe der buddhistischen Heiligkeit. Das nähere bei Köppen I. 310–313. 429–441.

S. 68–71. Die zwei gleichen Brüder. Vgl. als Seitenstück die »Geschichte des Jünglings, der dem Mansûr nachahmte« in Rosen's Papagaienbuch (Lpz. 1858) II. 15–24, und in Wickerhauser's Papageimärchen (Lpz. 1858) S. 167–172.

S. 69. Z. 18. Schimnu, Schimnus (= skr. Mâra oder Kâma), der »Versucher«, ist der buddhistische Teufel, das personificirte Böse. Er ist der Gott der Liebe, der Sünde und des Todes, der Fürst dieser Welt, d.i. der dritten, untersten Welt, der gesammten Welt des Verlangens, thronend im sechsten, obersten Himmel derselben, erhaben über alle Naturgötter. Sein Reich ist das der Sinnlichkeit. Die Schimnus[125] verlocken und reizen, versuchen, verfuhren, um das Wesen in seinem Streben nach Vervollkommnung zu hindern; sie erscheinen unter jeglicher Hülle, um desto leichter berücken zu können. Schmidt zu Ssanang Ssetsen S. 310, 45–312. Schott Buddhaismus S. 6 f. Köppen I. 88. 111. 253 f.

S. 70. Z. 3 v.u. Der Diamant (skr. vadschra), ursprünglich der Donnerkeil, das Scepter Indra's, dann das Gebetsscepter der Priester, Symbol der Stärke, der undurchdringlichen Festigkeit und Unzerstörbarkeit. Köppen I. 251. II. 271 f.

S. 72. Z. 1. Goldener Thron. Vgl. die indische Darstellung bei Lassen II. 806 f. Anm. 2.

S. 72. Z. 10 v.u. Churmusta s. zu S. 45. Z. 17.

S. 72. Z. 9 v.u. Vikramâditja (skr. vikrama und àditja), = Sonne des Heldenthums.

S. 72. Z. 8 v.u. Die sechs Classen der belebten Wesen, welche zur Buddha-Stufe zu erheben der Inbegriff und das Endziel der Buddha-Lehre ist und wozu jedes Wesen mit unbedingter Selbstaufopferung mitzuwirken berufen ist, sind 1) die reinen Geister oder Himmelsgötter (skr. Surâs, mong. Tegri, kalm. Tenggeri), 2) die unreinen oder götterfeindlichen Geister (skr. Asurâs), 3) Menschen, 4) Thiere, 5) Pretâs (Vorhöllen-Ungeheuer) und 6) die Höllengeschöpfe. Köppen I. 238 ff.


I.

S. 73. Z. 5–7. Gandharva, Vikramâditja's Geburt. Vgl. Lassen II. 800–802.

S. 73. Z. 7. Üdsesskülengtu-Gôa, »die reizend schöne«. Beide Wörter heissen »schön«; gôa ist ein mongolischer Ehrentitel für vornehme Frauen, ebenso chatun (Fürstin, vornehme Frau). Daher bald Üdsessküleng, Üdsesskülengtu (tu ist Adjectivbildung), bald Üdsesskülengtu-Gôa, bald Üdsessküleng-Chatun und Üdsessküleng-Gôa-Chatun.

Zum Verhältniss der Üdsessküleng-Chatan und der zweiten Gemahlin und Geburt des Vikramâditja ein Seitenstück bei Herodot V. 39–41.

S. 74. Z. 14. Das Umwandeln geschieht zur Bezeigung der Ehrfurcht, aus Andacht, eine Aufmerksamkeit zu erweisen u.s.w., gewöhnlich dreimal.

[126] S. 75. Z. 6. Der Kalavinka (skr. Sperling) gehört zu den heiligen Vögeln; er scheint hier die Stelle des sonst oft genannten Kokila (Kukuk) zu vertreten, der bei den Indern unserer Nachtigall gleich gilt.

S. 76. Z. 11. Schimnus s. zu S. 69. Z. 18.

S. 77. Z. 4 ff. Die vier Welttheile s. zu S. 56. Z. 1 v.u.

S. 77. Z. 6 ff. Ueber solche Versammlungen und Religionsfeste s. Köppen I. 396. 579–583. II. 115. 311 f.

S. 77. Z. 6 v.u. Himmelsgötter s. zu S. 59. Z. 18.

S. 78. Z. 7 ff. Bodhisattva s. zu S. 64. Z. 3.

S. 78. Z. 5 v.u. Schlangendämonen s. zu S. 54. Z. 10.


II.

S. 79. II. Vikramâditja und Schalû. Vgl. die indische Darstellung bei Lassen II. 808–811.

S. 80. Z. 12 ff. Dieser König muss in der Stufenleiter des Geburtenwechsels schon eine hohe Vollkommenheit erreicht haben, da er die Gestalt der Himmelsgötter annehmen konnte, s. zu S. 59. Z. 18.

S. 81. Z. 17. Nirvâṇa (skr. das Auswehen, Erlöschen; »das Erlöschen der Lebensflamme, Auflösung, Erlösung, die ewige Seligkeit, die Vereinigung mit der Gottheit« Böhtlingk und Roth Sanskrit-Wörterb. IV. 208) ist kurz gesagt die buddhistische Seligkeit. Oft wird mit dem Eingehen zum Nirvâṇa bloss der zeitliche Tod bezeichnet. Nach buddhistischen Begriffen wird darunter »der Tod solcher Personen verstanden, welche durch Erfüllung aller Pflichten und Vorschriften der Lehre und gänzliche Reinigung von allem irdischen Wollen die Schuld der früheren Thaten abgebüsst haben, aus dem Kreislaufe der Metempsychose und der Wandelbarkeit des Daseins heraustreten und Buddha werden«. Schmidt zu Ssanang Ssetsen S. 307, 31. – Schott Buddhaismus S. 10: »Aber so heisst auch in viel abstracterem Sinne eine über allen Sphären der Buddha-Persönlichkeit culminirende ewige Region, in der es keine Persönlichkeit und Offenbarung überhaupt mehr geben kann – ein irdischen Sinnen und irdischem Denken ganz unfassliches Sein, das, mit der Welt der Erscheinungen verglichen, vollkommenes Nichts ist und bleiben wird' obschon es alle Wesen absorbirt – das Endergebniss der absolutesten Scheidung des Geistes von der Materie. In den höchsten, an den Nirvâṇa gränzenden Buddha-Regionen, deren Bewohner keine Gestalt mehr haben, ist wenigstens immer noch Individualität und die Fähigkeit des[127] Erscheinens: sie sind noch ein begreifliches Etwas und eben darum nicht ewig; im Nirvâṇa aber fliesst alles befreite Geistige zu einer absoluten Monas zusammen; aus den unzähligen Buddha's wird unpersönliches Buddha«. s. auch noch S. 127. – Ueber die verschiedenen Auffassungen des Nirvâṇa s. Köppen I. 304–309.

S. 82. Z. 10 v.u. Kütschün-Tschidaktschi = der kraftvermögende.

S. 84. Z. 2 ff. Vikramâditja und Schalû erinnern unwillkürlich an Romulus und Remus. Es spielt aber der Wolf auch in den Stammsagen der Mongolen eine bedeutungsvolle Rolle, indem sie ihre Fürstenreihe beginnen mit Bürte Tschinoa »dem Wolf im Winterbalge« s.I.J. Schmidt, Forschungen im Gebiete der älteren religiösen, politischen und literarischen Bildungsgeschichte der Völker Mittelasiens, vorzüglich der Mongolen und Tibeter. St. Petersburg 1824. S. 11–18. 33 ff. 70–75, und zu Ssanang Ssetsen S. 56 f. 372 f.

S. 86. Z. 5. 6. Tschintâmaṇi s. zu S. 60. Z. 7. – Die vier Welttheile s. zu S. 56. Z. 1 v.u.

S. 89. Z. 13. Der Wunsch hat wohl den Sinn: Bei seiner Mutter möge die Milch eintreten und wenn sie ihn mit derselben wäscht, möge er noch schöner werden!

S. 92. Z. 16. Die ganze Lehre des Buddhismus beruht auf der Lehre von der Wiedergeburt oder der Seelenwanderung. Jedes Wesen durchläuft eine unbegränzte Zahl von irdischen Geburten, die je nach den Handlungen einer früheren Periode in höheren oder niederen Regionen erfolgen. Selbst die Götter sind diesem Geburtswechsel unterworfen, bis die höchste Stufe erreicht, bis das Wesen Buddha geworden, zum Nirvâṇa eingegangen ist. – Die Tugend des Mitleids oder der Almosen ist eine Cardinaltugend und fordert von dem Buddhisten jegliches, auch das grösste Opfer, die unbedingte Hingabe seiner selbst, seines Lebens für das seiner Mitgeschöpfe.

S. 93. Z. 2. Auch im Sanskrit ist sinhâsana (Löwensitz) = Thron.

S. 94. Z. 16 ff. Solche ausserordentliche Thaten erregen Erdbeben und andere Naturerscheinungen. Zur Beruhigung der aufgeregten Natur werden Opfer veranstaltet, Räucherwerk angezündet u. dgl. Vgl. Schmidt. Gesser-Chan S. 228. 238. 243.


III.

[128] S. 95. Z. 8 v.u. in der Nacht starb. Vgl. bei Lassen II. 804.

S. 97. Z. 3. Ueber Opfer überhaupt vgl. Köppen I. 560 f. – Die Opfer an die Geister der Erde, der Berge, der Gewässer u.s.w. sind mehr Ueberreste des alten Schamanenglaubens, der auch bei den Mongolen noch nicht gänzlich verschwunden ist. Ueber dergleichen Geister, welche die Erde, ihr Inneres und deren Dunstkreis bevölkern vgl. Schmidt zu Ssanang Ssetsen S. 352 f. Köppen I. 246–248.

S. 97. Z. 10 v.u. Der Edelstein Dsching ist mir unbekannt.

S. 98. Z. 3 ff. Die Kalmüken haben am 8., 15. und 30., die Mongolen am 13., 14. und 15. des Monats Fasttage. Pallas II. 168–189. 382–385. Bergmann III. 127–134. Köppen I. 564–566. II. 307. 316.

S. 99. Z. 3 ff. Tegrijin Naran Dâkinî = die Dâkinî »Göttersonne«. Naran-Dâkinî = Sonnen-Dâkinî. »Unter Dâkinî verstehen die Buddhaisten weibliche Intelligenzen von hoher Vortrefflichkeit, wenn gleich gespenstiger Natur und bisweilen unter Schreckgestalten«. Schmidt im Anhang zu Ssanang Ssetsen S. 438, wo in der Geschichte des Chongschim Bodhisattva S. 425–488 die Dâkinîs eine grosse Rolle spielen. Vgl. auch oben zu S. 4. Z. 6 v.u.

S. 99. Z. 2 v.u. Rosenkranz, Altar, Opferkrug und Lampe sind dem Buddhisten unentbehrliche Cultusgegenstände.

S. 100. Z. 6. Dschambudvîpa s. zu S. 56. Z. 1 v.u.

S. 100. Z. 6 v.u. Naran-Chatun s. zu S. 73. Z. 7.

S. 101. Die hölzerne Frau. Vgl. Benfey im Pantschatantra I. 488–493. – Täuschend ähnlich ist in Rosen's Papagaienbuch I. 151–159. 162–164: Geschichte der hölzernen Jungfrau und ihrer Liebhaber. Wickerhauser's Papageimärchen S. 78–85: Die vier Wanderer und das Frauenbild. – Das von Benfey erwähnte einschlagende böhmische Märchen »Der kluge Goldschmied« befindet sich in der neuen Ausgabe der Gesammelten Schriften der Frau Božena Nĕmec (Leitomischl und Prag 1862) Thl. V.S. 159–167. – Die Entscheidung erinnert lebhaft an Vetâlapanḱavinçatî II. bei Lassen-Gildemeister Sanskrit-Chrestomathie (Bonn 1865. 2. Ausg. 1868) S. 12–15, und dazu Brockhaus in Berichte über die Verhandl. der kgl. sächs. Ges. d. Wiss. Phil.-hist. Cl. (Lpz. 1854) S. 193–197, und in dessen Ausgabe der Märchensammlung des Somadeva. Buch IX–XVIII[129] (Leipz. 1866) Cap. 76. S. 296–298. – Der Streit bietet theilweise auch Anklänge an Siddhi-K ýr I. (»Kalm. Märchen« S. 8–9).

S. 102. Z. 10 v.u. Der Lama d.h. der geistliche Vater.

S. 103. Bestrafte Untreue. Eine ähnliche Brunnenscene in der Elegie des Alexandros von Aetolien, nacherzählt von Parthenios XIV. Vgl. Hartung griech. Elegiker (Lpz. 1859) II. 135–139.

S. 105. Z. 6. Schimnus s. zu S. 69. Z. 18. Die Schimnus erscheinen bald in männlicher bald in weiblicher Hülle.

S. 105. Z. 15. Tai-tsing ist sonst der Name für die seit 1644 in China herrschende Mandschu-Dynastie (»die allerreinste«). Was aber bei einer in Indien spielenden Geschichte die chinesische Dynastie soll, ist schwer abzusehen. Wahrscheinlich steckt in diesem Tai-tsing oder richtiger ausgesprochen Taitsching (eigentlich Taidsching) nichts anderes als Udschdschajinî, die Hauptstadt von Mâlava und Residenz Vikramâditja's.


IV.

S. 106. Z. 1. Tsetsen Büdschiktschi = die kluge Tänzerin.

S. 109. Z. 6 ff. v.u. Vormaleinst = in einem früheren Dasein; die Drohung aber bezieht sich auf eine künftige Wiedergeburt, s. das zu S. 92. Z. 16 Bemerkte.

S. 111–118. Der falsche Eid. Vgl. dieses Seitenstück zum Gottesgerichte in Gottfrieds von Strassburg Tristan und Isolde in meiner Specialausgabe (Innsbruck 1867) und dazu die gehaltvollen Anzeigen und Nachweise ähnlicher Erzählungen in andern Sagenkreisen von Liebrecht in Heidelberger Jahrbücher 1866. Nr. 59. S. 934–937 und von Comparetti in der Revue Critique 1867. Nr. 12. p. 185–187. – Täuschend ähnliche Situationen finden sich auch in Tausend und eine Nacht, 380.–389. Nacht, bei Weil (Pforzheim 1842) II. S. 287, namentlich aber S. 298, 304–308.

S. 111. Z. 20. Tsoktu Ilagukssan etwa = »strahlende Majestät«.

S. 114. Z. 6 v.u. umwandle dreimal s. zu S. 74. Z. 14.

S. 115. Z. 16. Die Vertauschung des übrigen Anzugs wird stillschweigend vorausgesetzt.

Quelle:
Jülg, Bernhard: Mongolische Märchen. Innsbruck: Verlag der Wagnerschen Universitäts-Buchhandlung, 1868, S. 119-130.
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