XXXII. Die Schlacht im Mannafellsdal.

[158] Auf dem Akraberg bei Sumbæ hatten einige Friesen auf dem südlichsten Teil von Suđuroy ihren Wohnsitz. Als die schwarze Pest nach Suđuroy kam, starben alle Friesenhäuser aus; doch entging eines der Pest und der Bauer darin heisst »der Bauer auf dem Akraberg«. Er war ein berühmter Mann seiner Stärke wegen und hatte acht stattliche und tüchtige Söhne.

Zu derselben Zeit, als dieser Bauer lebte, wird erzählt, dass der Grund zur Kirchenmauer, welche noch in Kirkjubö auf Streymoy steht, gelegt wurde. Der Bischof, der damals in Kirkjubö sass, wurde »Maus« genannt,[158] was doch ein Spitzname sein dürfte. Er erpresste von den Færoyingern grosse Steuern, um die Kirche so prächtig als möglich zu erbauen; das missfiel allen, und alle, die südlich der Hórismeerstrasse (auf Suđurstreymoy, Sandoy, Skúvoy und Suđuroy) wohnten, verweigerten die Steuer und schlossen einen Bund miteinander, dem Bischof Widerstand zu leisten. Doch der Bischof brachte alle Männer aus den nördlichen Inseln auf seine Seite, um sie anzugreifen. Die Nordmänner sollten auf Norđstreymoy zusammenkommen und ihre Schar sammeln, um gegen jene zu ziehen und sie dem Bischof zu unterwerfen; als aber die Südmänner davon Kunde erhielten, scharten sie sich auch in einen Haufen zusammen und fuhren eiligst nach Norden jenen entgegen. Im Mannafellsdal [Mannfallsthal], das nördlich von Kalbaksbotn ist, trafen sich die Heere und rückten zum Kampfe zusammen. Die Südmänner zogen den Kürzern und mussten weichen; hier ward ein grosser Mannfall; im Thale sieht man noch viele Hügel, wo die begraben sein sollen, welche im Kampfe fielen; das Gras ist rot, und das soll von dem Blute kommen, das hier floss. Nördlich vom Thale steht ein grosser Stein, welcher »der Tisch der Brünnenmänner« genannt wird, und das ist die Sage, dass er den Namen daher erhalten hat, dass die Nordmänner hier ein Siegesfest hielten, als die Südmänner flohen. Auf diesem Block liegt ein Stein, den die Nordmänner zum Hub benutzten; der, welcher nicht imstande war, den Stein von der Unterlage zu heben, durfte nicht mit ihnen in den Kampf ziehen.

Das Jahr darauf kamen die Südmänner wieder, um die Niederlage zu rächen, die sie erlitten hatten. Da fand der Kampf im Thale bei dem Dorfe im Kollafjord statt, und nun siegten die Südmänner. Sie hatten den Bauer auf dem Akraberg und seine Söhne als Spitze und als die Ersten im Kampfe gewonnen. Zwei Wikingerschiffe, welche im Süden gewesen waren, hatten sie zur Hilfe bewogen und sie waren nach Norden gekommen, um weit umher in den nördlichen Dörfern zu heeren und zu rauben; darum wagten sich viele von den Nordmännern nicht vom Hause, weil sie die Weiber nicht allein zu Hause zurücklassen durften, solange man diese Heerfahrt zu fürchten hatte. So ging es diesmal, dass die Südmänner den Sieg über jene Partei gewannen und viele Leute töteten. Der Bischof musste entfliehen und entkam glücklich nach Birkjubö auf den Bischofssitz; aber die Südmänner wollten nicht auseinander gehen, ehe sie den Bischof getötet hätten und setzten ihm deshalb nach. Doch wagte niemand, die Thür zu erbrechen und hineinzugehen und Hand an ihn zu legen, denn sie waren alle bange, vom Papste gebannt zu werden und deshalb vermochten sie den Bauer auf dem Akraberg, der Heide war, ihn zu töten. Er stand draussen und rief in die Stube hinein: »Ist die kluge Maus im Hause?« Der Bischof antwortete:
[159]

»Nun sitzt Maus zur Abendmahlzeit am Tische, (a)

er floh nicht vor einem berühmteren Manne im Norden, (a)

aber wisse, du zorniger Belsmann, (b)

dass Maus Ruhe bei der Mahlzeit haben will!« (b)


Der Bischof stand da vom Tische auf, legte den Bischofsornat an und entkam auf die Kirchenmauer, mit einer Axt in der Hand, um sich zu wehren. Der Akrabirgisbauer und seine Söhne wagten nicht, ihn hier anzugreifen, weil er eine Waffe hatte und die Mauer geweiht war. Doch gelobten sie, er solle nicht entrinnen, und sie standen deshalb unter der Mauer, um ihn zu verhindern, herabzukommen, ehe er sich selbst ergäbe. Drei Nächte und Tage währte dies so; aber als der dritte Tag gegen Abend neigte, fiel der Bischof vor Hunger und Durst in Ohnmacht und fiel von der Mauer auf die Erde herab; er raffte sich zwar nach dem Falle auf, aber da wurde er gleich vom Bauer erschlagen.

Als der Bauer auf dem Akraberg gestorben war, siedelten sich seine Söhne in Sumbæ an und wurden gekristnet.

Quelle:
Jiriczek, Otto L.: Færöerische Märchen und Sagen. In: Zeitschrift für Volkskunde 2 (1892) 1-24, 142-165, Berlin: A. Asher & Co, S. 158-160.
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