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(a) Ein fremder Bauer hatte einst in einem Dorf einen Hof übernommen. Er war fleißig und umgänglich und bald mit allen Nachbarn gut Freund.
Nach einem Jahr starb ihm seine beste und schönste Kuh. Das ging ihm sehr nahe, aber seiner Frau noch mehr. Sie betrübte sich darüber so sehr, daß sie krank wurde und starb.
Der Bauer betrauerte sie aufrichtig, seine Nachbarn trösteten ihn jedoch und einer sagte: »Mien leve Fründ, Ji hebbt en brave gode Fro hatt, dat is wahr, man dar gifft noch 'n Middel tegen. Ji sünd noch jung un köönt licht een weer kriegen. Ik för mien Deel hebb dree fixe Dochters, un ik will Jo d'r wall een van geven, wenn Ji mien Swegersöhn worrn wullt.«
Ein anderer bot ihm seine Nichte, wieder ein anderer seine Schwägerin an.
Da sprach der Bauer zu sich: »Nun sehe ich doch ein, daß es in diesem Dorfe besser ist, eine Frau zu verlieren als eine Kuh. Kaum ist meine Frau tot, so bietet man mir schon ein halbes Dutzend an; als aber meine Kuh verendet war, da kam kein einziger, mir eine andere anzubieten.«
Ostfriesischer Haus-Kalender oder Hausfreund 34 (1876) unpaginiert.
(b) Jan-Ohm weer de Frau ofstürven un ok sien eenzigste Koh. En Nahber besöcht hum un findt hum in 't Höörn, un Jan raart erbarmlik. So goot as 't geiht will de Nahber hum trösten, van wegen sien Frau.
»Och«, jöselt Jan-Ohm, »'n Frau krieg ik wall weer, man 'n Koh! Un 'n Koh mutt ik hebben, wor krieg ik anners Meß her för 't Land.«
Ostfriesische Nachrichten vom 1. April 1931.