11.
Der Teufel und der Steuerempfänger.

[18] Der Teufel und der Steuerempfänger gingen eines Morgens aus, um eine Wette zu entscheiden, die sie am Abend vorher beim Punsche gemacht hatten. Sie wollten nämlich ausfinden, wer bis gegen Abend das werthvollste Geschenk erhalten habe; doch war es keinem erlaubt, Etwas anzunehmen, was ihm der Eigentümer nicht gutwillig gab.

Zuerst kamen sie an ein Haus, in dem eine Frau ihre faule Tochter ausschimpfte und unter Anderm zu ihr sagte, daß, wenn sie nicht bald das Bett verlasse, der Teufel kommen und sie holen möge.

»Greif zu!« sprach der Steuerempfänger zum Teufel.

»Nein,« erwiderte Jener, »es ist ihr Ernst nicht und wir müssen weiter gehen.«

Darnach sahen sie eine Frau, die ihrem Manne, der gerade mit dem Flicken seiner Schuhe beschäftigt war, ärgerlich zurief: »Pat, gib doch auf die Schweine Acht, sie verwüsten uns ja das ganze Kornfeld; wenn sie doch der Teufel holte!«

»Hier kannst du deinen Sack füllen!« sprach der Steuereinnehmer; aber sein schwarzer Gefährte schüttelte den Kopf und sagte, er wolle die arme Frau nicht in Verlegenheit bringen. Aehnliche Wünsche mußte er noch sehr oft auf dem Wege hören, aber er bekümmerte sich nicht weiter darum.

Als es bald Abend war, kamen beide in ein Haus, in dem der Steuerempfänger sehr genau bekannt zu sein schien, denn der alte Hausherr rief ihm gleich entgegen: »Ach, da ist ja der Allerweltsbetrüger; wenn dich doch der Teufel auf der Stelle holte!«

Kaum hatte er ausgesprochen, so faßte der Teufel den Betreffenden am Kragen und steckte ihn in seinen großen Sack.

»Es ist sein Ernst nicht gewesen!« schrie er jammernd, doch der Teufel that, als höre er es nicht, und marschirte lächelnd weiter.[18]

Quelle:
Knortz, Karl: Irländische Märchen. Zürich: Verlagsmagazin J. Schabelitz, 1886, S. 18-19.
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