7.
Moruach oder Die Nixen.

[12] Die männlichen Nixen sind durchaus keine angenehmen und anziehenden Gesellen und es ist daher kein Wunder, daß ihre Töchter sehr häufig eine Verbindung mit den Söhnen der Landbewohner vorziehen. Sie haben Schweinsaugen, ihr Haar und ihre Zähne sind grün wie der Rücken eines Laubfrosches und ihre Nase ist so roth wie ein Hahnenkamm. Letztern Umstand haben tiefgelehrte Naturforscher ihrer großen Vorliebe für geistige Getränke zugeschrieben und sicherlich nicht mit Unrecht, denn es ist eine durch aufmerksame Beobachtungen festgestellte Thatsache, daß sie sich stets in der Nähe gestrandeter Schiffe aufhalten und allen Branntwein austrinken, den sie allenfalls darin noch finden.

Ihre Töchter sind gewöhnlich sehr gute Hausfrauen und treue und liebende Ehegattinnen; aber sobald ihnen etwas Unangenehmes widerfährt, setzen sie ihre magische Mütze auf und verschwinden wieder im Wasser, weshalb der Herr Gemahl stets auf seiner Hut sein und jenes Kleidungsstück sorgfältig vor ihnen verbergen muß.

Ein Landmann in der Nähe von Bantry hatte einst eine Nixe geheirathet und da dies die Seekühe erfuhren, grasten sie häufig auf seinen Wiesen, um recht oft in der Nähe ihrer Verwandten zu sein. Dies gefiel dem Eigentümer aber durchaus nicht, denn er hatte das Gras viel nothwendiger für sein Vieh und so oft er die fremden Kühe sah, trieb er sie mit der Peitsche fort. Seine Frau machte ihm deshalb öfters Vorstellungen; als aber dieselben gar keine Wirkung hatten, verschwand sie eines Tages in der Fluth auf Nimmerwiedersehen.

Seine Kinder zeichneten sich durch schuppige Haut und Schwimmhäute zwischen Fingern und Zehen aus.

Quelle:
Knortz, Karl: Irländische Märchen. Zürich: Verlagsmagazin J. Schabelitz, 1886, S. 12.
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