CXIX. Die listigen Bauerntöchter.

[421] Árn. II 484–6. Nach dem Manuskripte des Pastors Finnur Þorsteinsson auf Þaunglabakki.


Drei Bauerntöchter waren so faul, dass sie schliesslich ihre alten Eltern durch Gift töteten, nur um nicht mehr arbeiten zu müssen und nach Herzenslust das Leben geniessen zu können. So lebten sie denn auch drauf los, bis alle Vorräte in der Hütte aufgezehrt waren. – – – Nun scheint guter Rat teuer, doch kurz entschlossen stehlen sie aus der Rinderherde des Königs den besten Ochsen und schlachten ihn. Dem Könige wird der Diebstahl angezeigt, und da er gleich diese Bauernmädchen im Verdacht hat, schickt er seinen Minister zu ihnen, um der Sache auf die Spur zu kommen. Wie dieser zum Gehöfte kommt, stehen die drei Mädchen lachend in der Türe. Sie senden dann die Jüngste in die Küche, um nachzusehen, ob das Essen fertig ist. Diese bejaht es. Darauf gehen sie in die Hütte und laden den Minister ein, ihnen zu folgen. In dem Kessel auf dem Herde scheinen ihm nur Fischgräten zu sein. Er wird aufgefordert, am Mahle teilzunehmen, lehnt es aber dankend ab. Wie sie gegessen haben, will er nach Hause gehen. Draussen ist jetzt aber ein solches Unwetter, dass er unmöglich sich hinauswagen kann. Die Bauerntöchter stellen ihm nun die Wahl, entweder auf dem Wege zum Schloss den sicheren Tod zu finden oder die Nacht hindurch mit der[421] ältesten Schwester zusammen zu schlafen. Er wählt das letztere. Wie er am nächsten Morgen erwacht, sind alle drei Mädchen verschwunden und nirgends zu finden. Er will nun heimwärts gehen. Nach langer Wanderung kommt er an einen Wasserfall und sieht eine Art Boot dort liegen, mit dem er zur anderen Seite fahren will. In diesem Augenblicke kommen die Bauerntöchter lachend herbei und fragen höhnisch, warum er mit dem Aschen tröge auf der Pfütze beim Gehöfte herumfahre. Jetzt sieht er beschämt seinen Irrtum selber ein. Die Mädchen drohen nun, ihn sogleich zu töten, wenn er nicht heilig verspräche, die älteste Schwester, mit der er die Nacht zugebracht habe, zu heiraten. Nachdem er schliesslich das verlangte Versprechen gegeben hat, kehrt er zum Schlosse zurück. Da er leugnet, bei den Bauerntöchtern gewesen zu sein, sendet der König seinen eigenen Sohn, um dem gestohlenen Ochsen nachzuspüren. Doch diesem ergeht es nicht besser. Er muss versprechen, die zweite Schwester zu heiraten, ehe er ins Schloss zurückkehren darf. Da nun der eigene Sohn, wie er behauptet, den Auftrag nicht ausgeführt hat, so macht sich schliesslich der König selber auf den Weg. Ihm bleibt infolge des Unwetters keine andere Wahl, als mit der jüngsten Bauerntochter die Nacht zuzubringen. Wie er heimgehen will, glaubt er an einen Sumpf gekommen zu sein, der rings von steilen Ufern umgeben ist. Mit Hilfe eines Stabes sucht er hindurchzuwaten, doch das Wasser wird immer tiefer. Nun kommen lachend die Bauerntöchter zu ihm und meinen, es sei nicht königlich, im Fasse mit sauren Molken, den Milchschläger in der Hand, herumzuwaten. Er muss dann geloben, die jüngste Schwester zu heiraten. – Nun berichten die drei Männer einander ihr Missgeschick, dann machen sie sich auf und holen, wie sie gelobt haben, die Bräute zur Hochzeit.

Zu diesem Märchen sind mir keine Parallelen bekannt.

Quelle:
Rittershaus, Adeline: Die neuisländischen Volksmärchen. Halle: Max Niemeyer, 1902, S. 421-422.
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