LXXVIII. Eva und ihre Kinder.

[302] Árn. I S. 5. Nach der Volkserzählung im Borgarfjörður.


Einmal kam der liebe Gott unerwartet zu Adam und Eva auf Besuch. Diese zeigten ihm alles, was sie hatten, zuletzt auch ihre Kinder. Dem lieben Gott schienen sie wohlgeraten, er fragte jedoch Eva, ob dies alle ihre Kinder seien. Eva bejahte es, die Wahrheit war aber, dass sie einen Teil ihrer Kinder versteckt hielt. Denn sie hatte sie noch nicht gewaschen und schämte sich, sie dem lieben Gott so schmutzig zu zeigen. Doch der liebe Gott kannte den Sachverhalt und sagte von den von ihr versteckten Kindern »was vor mir verborgen sein soll, soll auch vor den Menschen verborgen werden.« –[302] Diese Kinder Evas wurden nun für das Menschengeschlecht unsichtbar und lebten künftig als Elben in Hügeln, Höhlen und Felsen. –

In dieser kleinen isländischen Erzählung hat die alte Sage von den ungleichen Kindern Evae, die schon Hans Sachs dramatisch behandelte, und die Grimm in die Sammlung seiner Volksmärchen aufgenommen hat (180 II S. 275 ff.), eine eigene Gestalt angenommen, die ich sonst nicht weiter nachweisen kann. – –

Quelle:
Rittershaus, Adeline: Die neuisländischen Volksmärchen. Halle: Max Niemeyer, 1902, S. 302-303.
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