LXXXIII. Jón Upplandakonungur.

[313] Árn. I S. 284/5. Von Pastor Eyjólfur auf Vallir im Svarfaðardal nach der Erzählung seiner Grossmutter † 1690. Vergl. auch Maurer, S. 320 ff.


Zur Zeit des Königs Olafur Haraldsson regiert in den Hochlanden ein König namens Jón, ein schöner und ansehnlicher Mann in noch jungen Jahren. Dieser freit um ein treffliches Mädchen von hohem Geschlecht und bekommt sie auch zugesagt. Kurz vor der Hochzeit wird die Braut jedoch krank, stirbt und wird begraben, ohne dass ihr Bräutigam etwas davon erfährt. Am Abend vor dem zur Hochzeit festgesetzten Tage kommt König Jón angeritten. Er lässt seine Leute zurück und geht zum Kirchhof, wo er ein frischaufgeworfenes Grab findet. Wie er wieder fortgehen will, sieht er einen hochgewachsenen[313] Mann zu Pferde herankommen, mit dem Schwerte gegürtet und den Habicht auf der Hand und von einem Hunde begleitet. König Jón ruft ihn an und fragt nach seinem Namen. Er nennt sich Alheimr und erklärt, er wolle seine Geliebte holen, die vor kurzem auf dem Kirchhof begraben worden sei. Auf weiteres Befragen gesteht er, dass er durch Zauberkunst die Krankheit des Mädchens verursacht habe, damit kein andrer Mann sie heiraten und er sich ihrer bemächtigen könne. Nun ahnt König Jón, dass von seiner Braut hier die Rede ist; infolgedessen entspinnt sich ein Kampf zwischen ihm und dem Fremden. Nachdem diesem Hund, Pferd und Habicht getötet sind und er ausserdem auch noch eine Hand verloren hat, wendet er sich zur Flucht. »Ich bedarf beider Hände dort, wo ich daheim bin«, spricht er beim Fortgange, und dann fügt er folgenden Spruch hinzu:


»Hestr er lestr, haukr er dauðr,

Hundr er sviptr lífi.

Gengr drengr or garði snauðr,

Gott hlaut ekki af vífi.«


»Das Pferd ist verstümmelt, der Habicht ist tot.

Der Hund ist des Lebens beraubt.

Es geht der Bursche arm vom Gehöfte.

Gutes kam nicht von dem Weibe.«


Nun ruft König Jón seine Leute herbei, das Grab wird geöffnet und die Jungfrau noch lebend gefunden. Es gibt nun ein freudiges Wiedersehen, und eine fröhliche Hochzeit wird gefeiert.

Quelle:
Rittershaus, Adeline: Die neuisländischen Volksmärchen. Halle: Max Niemeyer, 1902, S. 313-314.
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