LXXXVIII. Der Teufel und der Geldsack.

[331] Árn. II S. 15–17. Nach der Erzählung des Studenten Þórarinn Jónsson vom Kloster Skriða.


Ein hübscher junger Mann freit vergeblich um das Mädchen, das er liebt. Der Teufel in der Gestalt eines fremden Mannes verspricht, ihm die Zuneigung des Mädchens zu verschaffen, wenn er dafür nach einem Jahre sein Diener werden wolle. Der Liebende geht in seiner Verzweiflung auf diese Bedingung ein. Das Mädchen, das vorher so abweisend gegen ihn war, wird nun so freundlich und entgegenkommend, dass es nicht lange dauert, bis die beiden ein Paar sind. Wie jedoch die Frist fast verstrichen ist, fällt dem Bauern seine Absprache mit dem Fremden schwer aufs Herz. In seiner Not sucht er den Pfarrer auf, und dieser verspricht ihm Hilfe. Durch eine Menge Leute lässt er einen großen Hügel innen ganz aushöhlen. Nun nimmt er einen Ledersack, entfernt aus ihm den Boden und befestigt ihn dann so in der Öffnung des ausgehöhlten Hügels, dass diese ganz von der Öffnung des Sackes ausgefüllt wird. Wie nun der Teufel seine Beute holen will, bittet ihn der junge Mann vorher noch um die Erfüllung einer Bitte. Er möge doch den Sack, der oben auf dem Hügel[331] stünde, ihm mit Silbermünzen von gutem Kurse anfüllen. Dem Teufel scheint das eine Kleinigkeit, und so verspricht er die Gewährung. Kurz nachher kommt er mit einer schweren Ladung von Münzen an und schüttet sie in den Sack. Doch dieser erscheint hiernach ebenso leer wie vorher. Nun kommt der Teufel mit einer grössern Geldmenge, aber auch sie kann nicht einmal den vermeintlichen Boden des Sackes füllen. Darauf holt er zum dritten Male Geld, doch wieder ist es nicht genug. Wie er nun das vierte Mal eine noch viel grössere Geldmenge in den Sack füllt und trotzdem noch keinen Erfolg seiner Arbeit sieht, gibt er sein Spiel verloren und sagt zu dem Manne: »Schwer ist es, den Beutel der Pfaffen zu füllen!« Darauf geht er fort, und der Mann ist gerettet.

Von einem Grafen, der zu dem gleichen Zweck einen Kontrakt mit dem Teufel machte, erzählt Müllenhoff (CCXXVII. »Van den Graeven, den der Düwel hoelt« S. 166). Hier kommt die Geschichte aber zu keinem glücklichen Ende, denn der Teufel bemächtigt sich nach einem Jahre des Grafen und zerschlägt ihm den Kopf an der Wand.

Quelle:
Rittershaus, Adeline: Die neuisländischen Volksmärchen. Halle: Max Niemeyer, 1902, S. 331-332.
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