[347] Lbs. 537 4 to.
Ein armes Bäuerlein war so unwissend, dass es weder das Vaterunser kannte noch wusste, wie es sich bekreuzigen[347] sollte. Einst kam der Tod zu ihm und erklärte, es sogleich wegen seiner Gottlosigkeit in die Hölle schleppen zu wollen. Das Bäuerlein bat um drei Jahre Frist, damit es bis dahin wenigstens das Vaterunser lernen könne. – – Als nach dieser Zeit der Tod zurückkehrt, hat das Bäuerlein sein Vorhaben total vergessen und bittet sich noch einmal drei Jahre aus. Aber auch diese vergehen, ohne dass das Bäuerlein das Vaterunser lernt. Jetzt wird der Tod böse, packt es ohne Erbarmen und schleppt es mit sich. Schon will er den Ärmsten einen Abgrund hinunter in die Hölle werfen, da erbittet sich das Bäuerlein vorher noch drei Dinge: einen festen Sack, ein unzerreissbares Band und einen kräftigen Prügel. Der Tod händigte ihm sogleich das Gewünschte ein und wirft ihn dann zur Hölle hinunter. Eine ganze Teufelsschar stürzt sich hier sogleich auf unser Bäuerlein los, um es zu peinigen. Dieses hat auch gar nichts dagegen einzuwenden, nur möchte es vorher doch gar zu gerne noch sehen, ob die Teufel sich so klein machen können, dass sie alle zusammen Platz in seinem Sack finden. Das sei eine Kleinigkeit, meinen die Teufel und kriechen alle hinein. Sowie sie drinnen sind, bindet unser Bäuerlein den Sack schnell zu und schlägt nun aus Leibeskräften auf ihn los. Die Teufel winseln und wehklagen, und schliesslich versprechen sie, es wieder zur Erde zu tragen und für immer verschonen zu wollen. Wie das Bäuerlein zur Erde zurückkehrt, ist der Tod gerade im Begriff, zum Himmel aufzusteigen. Im letzten Augenblick hängt sich das Bäuerlein an seine Fussspitzen und kommt so zur Himmelstüre. In derselben sitzt St. Peter in aller Gemächlichkeit. Eine Weile kratzt ihn das Bäuerlein ganz bescheiden am Fusse, dann wird es die Sache leid und beisst den Heiligen in den grossen Zeh. St. Peter zieht im Schmerze das Bein schnell in die Höhe, so dass unser Bäuerlein, das am Fusse hängt, durch die plötzliche Bewegung in grossem Bogen in den Himmel geschleudert wird. Aber da ist es so erschrocken, das es sich ängstlich hinter der Himmelstüre auf den Boden kauert. Und dort soll's noch heute sitzen.
Zu diesem originellen kleinen Schwanke weiss ich keine Parallele anzugeben.[348]
In den meisten dieser Erzählungen vom überlisteten Teufel wird dieser veranlasst, selbst in einen Sack, eine Börse, Flintenröhre usw. zu kriechen, um dem zweifelnden Menschen zu zeigen, wie klein er sich machen kann. Auch Sæmundur fróði bekommt auf solche Weise den Teufel in seinen Dienst (vgl. Árn. I, S. 495).